Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

292 Großbritannien während des ersten Kriegsbalbjahres 
mir gewährt. Lebt wohl, ihr Lieben, und behaltet mich in eurer Erinnerung als den 
Hans, den ihr kennt. Möge der allmächtige Gott euch schützen und den deutschen Waffen 
den Sieg verleihen. Das Oberkriegsgericht in London hat mich wegen Kriegsverschwörung 
zum Tode verurteilt. Morgen werde ich hier im Tower erschossen. Es ist mir eine 
sehr große Beruhigung, daß man mich nicht als Spion behandelt. Ich habe gerechte 
Richter gehabt, ich werde als Offizier und nicht als Spion sterben. Lebt wohl, Gott 
segne euch. Hans." 
20. Dezember 1914. 
Das Urteil gegen den deutschen Konsul Adolf Ahlers in Sunderland, einen 
in England naturalisierten Deutschen, der wegen Hochverrats zum Tod verurteilt 
worden war, weil er nach Kriegsausbruch Deutschen beim Verlassen des Landes behilf 
lich gewesen war, wurde vom Kriminalgerichtshof aufgehoben. Es wurde angenommen, 
daß er nicht, wie es in dem für Verurteilung maßgebend gewesenen Statut Eduards III. (!) 
heißt, „die Absicht gehabt habe, den Feinden des englischen Königs zu helfen", sondern 
nur seiner Pflicht als deutscher Konsul habe genügen wollen. 
7. Januar 1915. 
Im Oberhaus erwiderte Viscount Allendale auf eine Anfrage: „Am 1. Januar 
waren 27000 Deutsche, Oesterreicher und Ungarn auf freiem Fuß, während 15000 inter- 
niert waren. Die Anzahl der aus freiem Fuß befindlichen Frauen betrug 18 000." 
.M, 
Ministerpräsident Asquith sagte in einer Werberede in Edinburgh, das Menschen 
geschlecht verdanke Deutschland allerdings sehr viel durch seine Leistungen auf dem Ge 
biete der Philosophie, der Wissenschaft und der Kunst. Aber man dürfe andererseits nicht 
vergessen, daß es in den letzten dreißig Jahren auch den ersten Platz in der Fabrikation 
von Zerstörungsmaschinen eingenommen habe. Eine einzelne Macht dürfe nicht zu weit 
gehen und sich anmaßen, die Entwicklung der Geschicke Europas zu bestimmen. Diesem 
entgegenzuarbeiten, sei der hauptsächlichste Zweck des gegenwärtigen Krieges. 
22. September. 
Marineminister Churchill sprach in der Hafenstadt Liverpool vor 14000 Zuhörern. 
Er sagte, wenn England nur genügend Soldaten bekomme, sei ihm für die militärische 
Zukunft nicht bange. „Und was unsere Marine anbelangt," fuhr er fort, „so können wir 
den Feind nicht bekämpfen, solange er im Hafen bleibt. Wir brennen aus eine Seeschlacht. 
Unsere Leute, die unermüdet auf der Wache stehen, hoffen sehnlichst, daß ihnen die Gelegen 
heit zur Abrechnung mit der deutschen Flotte gegeben wird. Und wenn die Deutschen sich 
verkriechen, so werden wir sie wie Ratten aus ihren Löchern herausjagen. Deutsch 
land hat seine Schiffe nur gegen uns gebaut. Alle Einzelheiten des deutschen Schiffs 
baus zeigen an, daß es auf uns abgesehen war. Seitdem ich für unsere Marine ver 
antwortlich bin, war ich mir täglich des Spionensystems bewußt, das Deutschland hier 
unterhält. Die Beweise dafür kamen mir tagtäglich unter die Augen." Von Frieden werde 
erst gesprochen werden können, wenn der preußische Militarismus am Boden liege, die christ 
lichen Völker des Balkans ihre natürlichen Grenzen erhalten hätten und in einem neuen 
Bündnis geeint seien, und wenn Frankreich seine alte Großmachtstellung wiedererlangt habe. 
9. November. 
Der Lordmayor-Umzug trug ein militärisches Gepräge. Zum erstenmal nahmen 
auch Abordnungen aus Kanada, Neuseeland und Neufundland daran teil. In dem 
am Abend gehaltenen Guildhall-Bankett hielten Asquith, Balfour, Churchill und Lord
	        
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