Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Maßnahmen der französischen Regierung 247 
Strenge gezwungen worden seien, stellt die Kommission, ohne irgend welche Beweise, 
allerorten einfach in Abrede. Die Requisitionen der deutschen Truppen in Feindesland 
stellt sie einfach als Plünderungen hin und verschweigt dem französischen Publikum, daß 
die lokalen Behörden vielfach chre Pflicht vergaßen und flüchteten, so daß die kriegsrecht 
lichen Requisitionen nur zwangsweise durchgeführt werden konnten. Daß an vielen 
Orten das eingeborene Gesindel die Abwesenheit der lokalen Polizei zum Diebstahl be 
nützte, erzählt der Kommissionsbericht ebensowenig. 
Die Kommission hat versucht, aus ihren Untersuchungen das Ergebnis zu ziehen, das 
die Regierung von ihr erwartete; chre einseitige und deshalb gehässige Arbeit soll be 
weisen, daß die deutsche Armee an moralischem Wert hinter ihrer Vorgängerin von 
1870 zurückstehe, und daß niemals ein Kampf unter zivilisierten Völkern mit einer 
solchen Wildheit und Grausamkeit geführt worden sei, wie von den deutschen Truppen 
auf französischem Boden. In dem Gefühl, daß chre Uebertreibungen vielleicht selbst in 
Frankreich auf, Kritik stoßen könnten, hat die Kommission schließlich chrem Bericht heuch 
lerisch einige erlogene, den Deutschen günstige Einzelheiten einfließen lassen, um den An 
schein der Unparteilichkeit zu erwecken. 
Der Bericht, der 80 Seiten umfaßt und sich auf ein Material von über 400 Seiten 
stützt, ist am 17. Dezember 1914 dem Ministerpräsidenten übergeben worden, der chn 
aber erst am 8. und 9. Januar 1916 im „Temps" und „Journal Officiel" aber 
ohne Beweismaterial veröffentlichte. 
Das Erstaunen und die Entrüstung über dieses, wie die „Kölnische Zeitung" betonte, 
wider besseres Wissen zusammengestöppelte Machwerk waren 
überall auch in neutralen Ländern groß. Von deutscher Seite wurde amtlich durch 
das Wolffsche Telegraphen-Büro zunächst folgende Erklärung veröffentlicht: „Das „Jour 
nal Officiel" verbreitet einen amtlichen französischen Bericht über deutsche Grausamkeiten. 
Der Bericht bildet den Gipfel in dem Lügenfeldzuge, der seit Kriegsbeginn gegen Deutsch 
land geführt wird. Er strotzt von den unerhörtesten Greuelgeschichten. Die lediglich von 
Franzosen behaupteten Fälle werden als bewiesen dargestellt, ohne daß irgendeine Mög 
lichkeit bestände, sie unparteiisch zu untersuchen. Das deutsche Heer steht zu hoch, als daß es 
von diesem Schmutz erreicht werden könnte. Es nimmt aber davon Kenntnis, zu welchen 
vergifteten Waffen ohnmächtiger Haß einen Gegner getrieben hat, der für ritterlich galt." 
Halbamtlich ließ sich dann die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" folgendermaßen ver 
nehmen: „Nach einem Pariser Telegramm hat der Ministerpräsident Viviani am 9. Januar 
1915 im Ministerrat den Bericht einer „Untersuchungskommission über Verletzungen 
der Menschenrechte durch die Deutschen" angekündigt, der in mehreren hunderttausend 
Exemplaren gedruckt, übersetzt und den Neutralen zur Verfügung gestellt werden soll. 
Dieser Bericht bildet, soweit er bis jetzt aus französffchen Veröffentlichungen bekannt 
ist, eine einzige Kette niedrigster haltloser Verleumdungen, durch die nur Haß erzeugt 
und das Volk gegen die deutsche Invasion aufgepeitscht werden soll. 
1. Soweit den Deuffchen allgemein und ohne nähere Angabe von Zeit, Ort, dem 
Täter und dem Beweismaterial Mord, Plünderung, Brandstiftung, Vergewaltigung 
von Frauen vorgeworfen werden, soll offensichtlich nur der Eindruck erweckt werden, als 
ob die Deutschen auf ihrem Siegeszuge überall planmäßig derartige Greuel zu ver 
üben pflegten. Demgegenüber steht fest, daß die deutsche Heeresleitung mit allen Mitteln 
und mit durchgreifendem Erfolge die Erhaltung der Manneszucht und die strenge Be 
obachtung der Regeln des Kriegsrechts auf sämtlichen Kriegsschauplätzen durchzusetzen 
gewußt hat. Mithin trifft die französische Regierung und nicht minder die von ihr 
geleitete und beeinflußte Presse, die sich nicht scheut, die deutschen Heerführer als Mit 
wisser und Anstifter von Schandtaten hinzustellen, der Borwurf der Lüge.
	        
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