Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Belgien unter deutscher Verwaltung 
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und dem geistigen Interesse des Landes so weit als möglich Rechnung getragen, indem 
sie ihnen, ohne nach Parteicharakter oder dergleichen Dingen zu fragen, das Erscheinen 
gestattete, gegen diejenigen Verpflichtungen allein, die nach Lage der Dinge die Sicher 
heit erforderte. Diese Verpflichtungen lauten wörtlich für die Antwerpener Presse dahin: 
1. sich jeder die Ordnung und Ruhe störenden Veröffentlichung, insbesondere jedes 
Hetzartikels oder jeder Sensationsmeldung zu enthalten, 2. die Korrekturabzüge recht 
zeitig dem zuständigen Offizier oder Beamten vorzulegen, 3. vor dem Erscheinen jeder 
Nummer einige Exemplare in der deutschen Kommandantur niederzulegen " Wie ent 
gegenkommend die Preßzensur in Belgien geübt wird, zeigt die erste Nummer des wieder 
erscheinenden „Handelsblad von Antwerpen" vom 3. November 1914. Das Blatt schreibt: 
„Unserem belgischen Nationalempfinden, unserer Treue zum Vaterlande und unserer 
Hingabe an das Fürstenhaus und an die Landesgesetze werden wir ungehindert Aus 
druck verleihen, wie es Belgiern geziemt und wie es einem Blatte ziemt, das nicht er 
scheinen würde, wenn es diesen Gefühlen keinen Ausdruck mehr geben könnte." Das 
Blatt veröffentlicht dann Reuter- und Wolff-Berichte, daneben die deutschen, englischen, 
französischen und belgischen Berichte ohne Unterschied. Auch eine amtliche Mitteilung 
der belgischen Regierung aus dem „Moniteur", Dekorationen für belgische Offiziere usw. 
werden aufgenommen. Ueber ungebührliche Beschränkung kann sich also die belgische 
Presse nicht beschweren. 
Kleine Meldungen 
24. Oktober 1914. 
Sechzehn Bürgermeister Belgiens wurden als Kriegsgefangene in rhei 
nische Festungen eingeliefert, da sie den deutschen Behörden passiven Widerstand entgegen 
gesetzt hatten. 
25. Oktober. 
Zur Wiedereinführung eines beschränkten öffentlichen Verkehrs aus den belgischen 
Eisenbahnen und zur Entlastung der Militäreisenbahndirektionen und Linienkomman 
danturen ist ein Verwaltungsrat für die belgischen Eisenbahnen mit dem 
Amtssitz in Brüssel eingerichtet worden. 
4. November. 
Die Benzin- und Naphthalager der amerikanischen Atlasgesellschaft in Ant 
werpen stehen in Flammen. Brandstiftung scheint nicht ausgeschlossen zu sein. 
Aus Furcht vor Strafmaßnahmen sollen viele Bewohner Antwerpen verlassen haben. 
20. November. 
Die Wiederherstellung der durch die deutsche Beschießung zerstörten Festungs 
werke von Lüttich, Namur und Antwerpen macht rasche Fortschritte. 
17. Dezember. 
Im Interesse der Ernährung der belgischen Zivilbevölkerung hat die deutsche Ver 
waltung bis auf weiteres die Befreiung des ausländischen Mehles aus Ge 
treide, das dem Nationalen Ausschuß für Hilfeleistung und Ernährung zugeführt wird, 
von den bisher nach den belgischen Gesetzesvorschriften darauf ruhenden Zöllen 
verfügt. 
24. Dezember. 
Die erfreulichen Zeichen für das Wiedererwachen Belgiens mehren sich. Die 
Börsen von Brüssel und Antwerpen, die Metall- und Kohlenbörsen von Brüssel, Lüttich, 
Charleroi und Mons werden voraussichtlich im Laufe des Monats Januar wieder 
eröffnet werden. Banken und Wechselstuben, die seit Beginn der deutschen Okkupation 
geschlossen waren, beginnen bereits ihre Tätigkeit.
	        
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