Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

212 Die Kämpfe an der Westfront bis Mitte Januar 1915 
Auch die Treffsicherheit des deutschen wassergekühlten Maschinengewehrs ist der des luft 
gekühlten französischen sehr stark überlegen. Die Engländer haben dagegen wasser 
gekühlte Maschinengewehre, die sich gut bewährt haben. 
Die französische Artillerie ist ausgezeichnet, vor allem verfügt sie über enorme 
Mengen von Munition, mit der sie geradezu verschwenderisch umgeht und oftmals 
breite Geländestrecken unter Feuer nimmt, in denen sie feindliche Truppen vermutet, 
oder Straßen befeuert, von denen sie annimmt, daß sie stark in Anspruch genommen 
werden. Auch ihre Fliegerbeobachtung ist gut, und zwar verwenden die Fran 
zosen für die artilleristische Beobachtung vor allem kleine, leichte Maschinen, während sie 
die Fernflüge den großen Maschinen übertragen." 
Ein Blatt aus dem Tagebuch eines gefallenen Engländers erzählt: „Sonntag, 25. Ok 
tober 1914. Ein lieblicher, schöner Tag ist angebrochen. Doch bald beginnt ein entsetzliches 
Granatfeuer; dicht hinter unseren Schützengräben, wo die Granaten bersten, ist nichts 
zu sehen, als dicht schwelender Rauch. Die Franzosen links von uns sind erbärmlich und 
feige genug, die Gräben zu verlassen und davonzulaufen. Das Schönste war, daß 
einige von ihnen sich hinter Strohmieten stellten, und obgleich unsere Leute sie 
aufforderten, zurückzukommen, richteten sie mit ihrem Zuspruch nichts aus. Um 5 Uhr 
konnte man die edlen Franzosen zurücklaufen sehen; sie waren sehr um ihr Leben be 
sorgt, indem sie sich hinter unsere Gräben verkrochen. Es war wirklich das feigste Be 
nehmen, das ich je gesehen habe. Es kam dann auch soweit, daß einer unserer Leute sie 
mit dem Bajonett bedrohte, als sie nicht zurückkommen wollten. Natürlich gerieten 
unsere Leute in eine verteufelte Erregung, und zwar umsomehr, als sich bei den Fran 
zosen nicht ein einziger Offtzier sehen ließ. Ein Leutnant von unserer „^"-Kompagnie 
führte einige Leute zur Unterstützung vor, wobei er hinten im Dorf Dutzende von Fran 
zosen antraf, die er aufforderte, in ihre Stellungen zurückzukehren. Ich glaube, die 
Franzosen, die sich hinter den Strohmieten verbargen, wurden abgeschlachtet; aber ich 
kann nur sagen, sie haben sich schändlich blamiert; wären sie in den Gräben geblieben, 
würden sie sich wie Männer benommen haben." 
Die englische Armee 
In einem früheren Bericht aus den Kämpfen westlich von Lille (vgl. S. 115 s.) ist 
bereits eine vorzügliche Schilderung des englischen Soldaten enthalten. Im selben 
Sinne berichtet ein Mitarbeiter des „Berliner Tageblatts", der bei Ipern mit- 
gefochten hat: „Der erste gefangene Engländer wurde von einer Patrouille an 
unserer (zur Front marschierenden) Kolonne entlang geführt. Er erregte natürlich das 
allgemeine Interesse unserer Soldaten. „Wie ein Chauffeur sieht der Kerl aus!" hörte 
man die Leute sagen. „Ob der Söldling überhaupt schießen kann? Er sieht mehr nach 
Fußball und Cricket aus!" Eine weitere Stunde später gaben uns die Kameraden des 
gefangenen Engländers die Antwort auf die Frage, ob sie schießen könnten, und zwar 
haben sie uns dies, der Deutlichkeit halber, gleich praktisch demonstriert, und so deutlich 
demonstriert, daß zum Beispiel unser Bataillon schon nach den ersten Gefechten auf die 
Hälfte zusammengeschmolzen war. Plötzlich sah man ein, daß man die „englischen Söld 
linge" doch nicht so ohne weiteres mit Hurra über den Haufen rennen konnte, und wir 
hatten am eigenen Leibe erfahren, daß diese glattrasierten Gentlemen ihre langen Beine 
nicht immer nur zum Davonlaufen, sondern hie und da auch zu ganz gefährlichen An 
griffen benutzten. Wir wußten in wenigen Stunden, daß wir einen keineswegs unge 
fährlichen Gegner uns gegenüber hatten. 
Die englische Infanterie, die uns dort in der Gegend von Ipern gegenübertrat, 
muß als eine der besten Truppen bezeichnet werden. Von vornherein ausfallend war das
	        
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