Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

206 Die Kämpfe an der Westfront bis Mitte Januar 1915 
Von dm feindlichm Fürsten und 
Heerführem 
20. Oktober 1914. 
König Albert von Belgien, der bei feinen Truppen an der Front geblieben 
ist (vgl. II, S. 184) — fein Hauptquartier befindet sich in Veurne —, hat folgenden 
Heeresbesehl erlassen: „Offiziere, Unteroffiziere, Soldaten! Während zweier 
Monate habt Ihr mit vorbildlichem Mut gekämpft, ohne daß es Euch jedoch gelungen 
wäre, die Invasion zum Stehen zu bringen. Belgien ist aber nicht unterworfen, und 
das belgische Heer ist nicht vernichtet. Dank der Sorgfalt, mit der unser Rückzug aus Ant 
werpen erfolgte, sind bedeutende Streitkräfte unversehrt geblieben. Durch die neuen 
Rekruten und Freiwilligen kann das Feldheer wieder auf die ursprüngliche Stärke 
gebracht werden, um, zusammen mit dem französischen und englischen Heere, den 
Kampf fortzusetzen. Schritt für Schritt wollen die Bundesgenossen den Feind zurück 
drängen, der so gewaltige Kampfmittel gegen uns gebraucht hat. Soldaten! Unsere 
Städte sind verbrannt, unsere Felder verwüstet, unsere Häuser vernichtet. Das Elend 
herrscht überall in unserem geliebten Vaterland. Aber unsere Landsleute werden noch 
mehr zu leiden haben, wenn wir sie von dem Eindringling nicht befreien. Das ist für 
Euch eine gebieterische Pflicht. Einst, nach einer Niederlage, sagte ein großer König 
von Frankreich: „Alles ist verloren, nur die Ehre nicht!" Ihr habt Euer unglückliches 
Vaterland mit Ruhm bedeckt. Wir müssen jetzt danach trachten, das Vaterland wieder 
aufzurichten. Soldaten, Ihr könnt mehr als nur Ruhm allein ernten: Ihr könnt Euer 
Vaterland befreien mit der Hilfe unserer tapferen Bundesgenossen." 
31. Oktober. 
Nach amtlicher Meldung aus London ist Prinz Moritz von Battenberg 
in Belgien gefallen, während er seine Kompagnie zum Angriff führte. Er wurde 
durch einen Granatsplitter tödlich getroffen und starb fast unmittelbar darauf. Der 
Prinz wurde in Dpern begraben. 
Prinz Moritz Battenberg, der Leutnant im ersten Bataillon des King's Royal Rifle 
Corps war und im 24. Lebensjahre stand, war ein Neffe des (inzwischen demissionierten) Ersten 
Seelords Prinzen Ludwig Battenberg. Er stand in verwandtschaftlichem Verhältnis zu Prinz 
Max von Hessen, der, für die deutsche Ehre kämpfend, den Tod auf dem Schlachtfeld gefunden hat 
(vgl. II, S. 180). 
27. November. 
Der französische Generalissimus Joffre erhielt von Präsident Poincarß, der in 
Begleitung der Präsidenten des Senats und der Kammer das Hauptquartier besuchte? 
mit einer Ansprache die Militärmedaille überreicht. 
7. Dezember. 
König Georg von England, der mehrere Tage im englischen Hauptquar 
tier in Nordfrankreich weilte, traf dort mit Poincare und Viviani sowie mit König 
Albert von Belgien zusammen, dem er den Hosenbandorden überreichte. Bor seiner 
Rückkehr aus Frankreich hat er folgenden Tagesbefehl erlassen: „Es ist für mich 
eine Freude, meine Armee im Felde zu sehen und eine Vorstellung von dem Leben er 
halten zu können, das ihr führt. Ihr habt durch Disziplin, Mut und Ausdauer die 
Ueberlieferungen der britischen Armee hochgehalten und ihrer Geschichte neuen Ruhm 
hinzugefügt. Ich kann an eueren Kämpfen, Gefahren und Erfolgen nicht teilnehmen, 
aber ich kann euch die Versicherung des Stolzes, des Vertrauens und der Dankbarkeit 
geben, die ich und eure Landsleute empfinden. Wir verfolgen stets in Gedanken euren 
sicheren Weg zum Siege."
	        
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