Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

184 D i e Kämpfe an der We st front bis Mitte Januar 1915 
waren kaum nennenswert. Natürlich rühmt der „Matin" die Durchbrechung der strate 
gischen Bahn Pfirt—Altkirch als einen bedeutenden französischen Erfolg. Die Beschädi 
gungen waren aber in wenigen Tagen wieder auszubessern. 
Die Verteidigung BelfortS 
Ein Mitarbeiter des im bernischen Jura erscheinenden „Dsmocrate" hat in Begleitung 
eines französischen Offiziers eine Fahrt durch das Festungsgebiet von Belfort gemacht. 
Er gibt seinem Blatte folgende Schilderung von seinen Eindrücken: „Die Einnahme von 
Lüttich und Namur hat die grandiose Wirkung der deutschen Belagerungsgeschütze vor 
Augen geführt, und die Einnahme von Antwerpen hat sie wiederum bestätigt. In Belfort 
wird man sich nicht darauf beschränken, von den verschiedenen Forts aus den Angriff 
zu beantworten, sondern sich auf eine schon seit geraumer Zeit vorbereitete energische 
aktive Defensive verlegen. Belfort ist nicht nur allein stark durch die Forts, die es 
rings umgeben, sondern gegenwärtig auch ganz besonders durch die großartigen Ver 
teidigungswerke, die im ganzen Gouvernement angelegt worden sind, und durch die starke 
Armee, die in der Festung liegt. Die Organisation der Verteidigung wurde bereits im 
August in die Hand genommen, man arbeitet aber daran immer noch weiter. Daß die Ge 
schütze allerschwersten Kalibers, über die die Franzosen verfügen, in den Forts aufgestellt 
sind, braucht nicht besonders erwähnt zu werden. Was an Feldbefestigungen angelegt 
wurde, ist unglaublich. Alle Ortschaften, die im Festungsrayon liegen, sind zu kleineren 
Festungen ausgebaut worden. Tiefe Gräben durchziehen das Land, zahlreiche unterirdische 
Bauten in versteckten Lagen sind zum Schutze der Kämpfer hergestellt worden. Ver 
schanzungen aller Art, dichte künstliche Häge ziehen sich hin, und aus weite Strecken sind 
gespitzte Pflöcke in den Boden geschlagen und miteinander durch Stacheldraht verbunden 
worden. Gegen Osten hin sind besonders zahlreiche Befestigungen angelegt worden. Das von 
vielen kleinen Sümpfen durchzogene Gelände, das eine Entwicklung der Truppen sowieso nicht 
zuläßt, ist mit frisch angelegten Kanälen durchschnitten worden, die es ermöglichen, das ebene 
Land sofort unter Wasser zu setzen. Die breiten Straßen, die das Land durchziehen, 
können durch plötzliche Sprengungen an mehreren Stellen unpassierbar gemacht werden. 
Aber damit nicht genug, an zahlreichen Orten liegen gut versteckt ganze Batterien schwerer 
Geschütze, die auf weite Strecken hin von unsichtbarem Standorte aus das Land bestreichen 
können. Alle diese improvisierten Bauten und Arbeiten sind viel bedeutender, als man an 
nehmen kann. Wie wirksam solche Feldbefestigungen sein können, hat man bei Ranzig gesehen; 
die Befestigungen um Belfort sind jedoch noch viel stärker angelegt. Die 42 Zentimeter 
mörser sind wohl sehr wirksam, um ein Fort niederzulegen, aber es ist fraglich, ob man 
sie auch mit Erfolg verwenden kann, um kleinere zahllose Feldbefestigungen erfolgreich 
zu bekämpfen. Ganz besonders stark befestigt und mit großen Truppenmassen belegt ist 
die ganze Gegend von Dammerkirch bis Pfetterhausen." Belfort sei uneinnehmbar, 
meint ein Berichterstatter des „Temps"; um eine Belagerung durchzuführen, seien 
wenigstens fünf Armeekorps notwendig, denn die mobile Verteidigung Belforts erstrecke 
sich bis in die Umgebung von Mülhausen. Das Leben in Belsort sei äußerst monoton. 
Die Zivilbevölkerung habe unter dem strengen Militärreglement zu leiden. Nachdem 
alle Fremden entfernt und alle unnützen Esser beseitigt worden seien, sei die Bevölke 
rungszahl, die in Friedenszeiten 35000 Seelen umfaßt, auf die Hälfte gesunken, die aus 
Militärbeamten, sowie Klein- und Großkaufleuten bestehe. Die Zahl der Frauen sei 
gering; Kinder seien so gut wie gar nicht vorhanden, man sehe nichts als Soldaten. 
Während jedoch viele Provinzstädte, ja selbst Paris, Mangel an manchen Lebensmitteln 
leiden, sei Belfort dank einer umsichtigen Intendantur immer vorzüglich verproviantiert. 
Es fehle an nichts; Zucker, Mehl, Kohlen usw. seien in reicher Fülle vorhanden.
	        
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