Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

D i e Kämpfe in den Vogesen und im Sundgau 183 
einem Zuge der Bahn Pfirt—Altkirch untergebracht und kamen aus der Gegend von 
Waldighofen; dies alles hatten die Franzosen durch Flieger feststellen lassen und hatten 
sich alsdann unverzüglich daran gemacht, die Bahnlinie oberhalb Hirzbachs auf eine 
Strecke von fünf Kilometer zu zerstören. Als die französische Infanterie von dem Erfolg 
der Beschießung in Kenntnis gesetzt wurde, drang sie durch die Wälder von Carspach 
vor, in denen sie von fünf Uhr abends bis um sechs Uhr morgens unter strömendem 
Regen biwackierte, um dann gegen Carspach voranzugehen. Von der französischen Feld 
artillerie konnte nur ein kleiner Teil der Bewegung folgen und dieser mußte, um recht 
zeitig einzutreffen, von Dammerkirch bis Ballersdors die Eisenbahn benützen. Zu diesem 
Behufe wurde ein „Panzerzug" improvisiert, in dem Blechstücke und Sandsäcke die Panzer 
platten ersetzten. Nun entwickelte sich die französische Infanterie auf eine Breite von 
mehreren Kilometern, auf der linken Flanke geschützt durch den mir Artillerie besetzten 
Panzerzug und auf der rechten durch Gebirgsartillerie mit Mauleseln. Am 4. Januar 
abends neun Uhr bekamen die Franzosen Hirzbach in Sicht und standen drei Kilometer 
von der Jll entfernt, von wo aus am Tage vorher die Bahnlinie beschossen worden war. 
Bei diesem Vorrücken stießen sie aus keinerlei Widerstand. Die beiden durch Flieger 
avisierten Militärzüge standen noch auf der Linie und konnten nicht vorwärtsfahren. 
Mit dem Fernglas konnte man feststellen, daß auch die Züge bei der Beschießung ge 
litten hatten. Die Schienengeleise waren verbogen, der Bahndamm wies tiefe Löcher 
auf, und man sah Menschen hin und hergehen. Die Franzosen bleiben hinter der Wald- 
lisiere westlich von Hirzbach versteckt, und nur eine Patrouille geht langsam vor, gleitet 
einen Abhang hinunter und nähert sich der deutschen Abteilung auf tausend Meter. Dort 
kann sie feststellen, daß die Deutschen nur etwa 200 Mann stark sind, da das deutsche 
Gros zu Fuß den Marsch nach Altkirch fortsetzt. Die Zurückgebliebenen bessern die 
Bahnlinie aus und bewachen die zurückgelassenen Eisenbahnwagen, die Artilleriemunition 
oder größere Proviantmengen zu enthalten scheinen. Die Franzosen rückten alsdann — 
es war bereits zehn Uhr — langsam vor in der Absicht, die ganze deutsche Abteilung 
gefangen zu nehmen, aber diese hatte ebenfalls ihre Wachen ausgestellt und die Fran 
zosen rechtzeitig bemerkt. Sofort eilten sie an die Gewehrpyramiden und legten sich in 
Deckung hinter den Bahndamm. Der Umstand, daß sie sich nicht zurückzogen, ließ ver 
muten, daß sie auf Unterstützung rechnen konnten; sie eröffneten auch ein gutgezieltes 
Feuer auf die Franzosen, die nun ihrerseits langsam vorrückten, bis aus einmal jenseits 
der Jll auf dem rechten Ufer von allen Seiten schwarze Scharen aus dem Walde auf 
tauchten und zugleich ein wahrer Hagel von Granaten gegen die Stellung der Franzosen 
sauste. Diese machten rechtsumgekehrt und marschierten wieder in den Schutz der Wälder 
zurück. Sofort traten ihre Gebirgsbatterien in Aktion und nahmen sich die Straße und 
die Brücke von Hirzbach zum Ziel, auf der bereits deutsche Kolonnen erschienen waren. Die 
kleine Zahl der Gebirgsgeschütze aber ließ es nicht zu, daß damit die deutsche Infanterie 
beschossen wurde, da sie ohnehin einen schweren Stand gegen die deutsche Artillerie 
hatte. Als die ersten deutschen Vorposten auf der Hirzbacher Brücke erschienen, schlug 
daselbst auch eine französische Granate ein und zwang die vordersten deutschen Reihen 
zum Stehenbleiben. Sofort flog ein französischer Flieger nach Ballersdorf und über 
brachte der dortigen Artillerie eine Meldung, worauf sich in wenigen Minuten die fran 
zösischen 75 Millimeter-Geschütze auf der linken Flanke der Franzosen hören ließen. Das 
war die Artillerie, die mit der Eisenbahn von Dammerkirch vorgefahren war. Nun 
platzten die Geschosse über den Deutschen und im Augenblicke standen die Eisenbahn 
wagen in hellen Flammen trotz eines heftigen Regenschauers. Die deutsche Infanterie 
riskierte zwischen zwei Feuer zu kommen, und gegen ein Uhr nachmittags zog sie sich 
in die Hügel aus dem rechten Ufer der Jll zurück. Die Verluste auf beiden Seiten
	        
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