Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Der Waldkrieg in den Argonnen 
161 
Weitere Beiträge zur Charakteristik der Argonnenkämpfe 
Wie bereits geschildert (vgl. II, S. 132 f. und III, S. 153 f.), haben die Franzosen den 
Argonnenwald vorzüglich zur Verteidigung ausgebaut. „Der ganze Wald," schreibt ein 
französischer Berichterstatter, „ist heimlich für den Krieg hergerichtet, voller Fallen und 
Hinterhalte, voller Gewehre, Kanonen und bewaffneter Männer. Am Waldessaum ver 
mengen die Drahtverhaue ihre spitzigen Zähne mit den Dornen des Gestrüppes. Das 
Gras der Lichtungen ist ganz von diesen Eisendrähten bedeckt, die kaum sichtbar zwischen 
Pflöcken gespannt sind, und die Waldwege sind durch gewaltige, erbarmungslos nieder 
geschlagene Baumstämme versperrt, die mit allen ihren Zweigen wie gepanzerte Krieger 
ausgestreckt daliegen." 
Auch ein Feldpostbrief, der der „Kölnischen Zeitung" zugegangen ist, enthält inter 
essante Einzelheiten über die französischen Waldbefestigungen: „Die Franzosen hoben es 
fraglos meisterhaft verstanden, sich im Argonnenwalde alle die Umstände in geschickter 
Weise nutzbar zu machen, die ein so großer Wald bietet. Dazu kam dann noch die 
Anlehnung des Waldes im Süden an die Festung Verdun und das günstige Hinterland 
im Westen des Waldes, das an das Lager von ChLlons stößt. Den ganzen Wald 
durchziehen Laufgräben, Wolfsgruben und Verhaue; die Schneisen und Wege können 
von Maschinengewehren, die zum Teil auf hohen Eichen aufgestellt wurden (Baum 
kanzeln), oder von Geschützen bestrichen werden. Besonders die Umgebung der Forst 
häuser, Blockhütten und Ansiedlungen haben die Franzosen stark befestigt. Den Wald 
selbst konnte man durch Fällen der Niederhölzer und Vereinigung dieser durch Stachel 
drähte fast unpassierbar machen. Hinter diesen Verhauen liegen dann in zwanzig bis 
dreißig Meter Entfernung die französischen Schützengräben, aus denen die deutschen, durch 
das Holzgewirr sich schwer durcharbeitenden Truppen leicht abgeschossen werden können. 
Ein Vordringen durch diese Verhaue war daher eine recht schwierige und vor allem 
verlustreiche Arbeit. Den im Walde eingenisteten Franzosen ist durch Sturmangriffe 
nicht beizukommen, da das dichtverzweigte Unterholz die Vorbedingungen des 
Sturmangriffes, ein kräftiges, geschlossenes Vorwärtsdrängen, einfach ausschließt. 
Des weiteren wird in dem Unterholze auch ein Handgemenge sehr erschwert, und end 
lich ist zunächst eine erfolgreiche Beschießung des Feindes durch Artillerie- und Ge 
wehrfeuer infolge der örtlichen Schwierigkeiten keine leichte Sache. Auch die Flieger 
können die Stellungen des Feindes nicht erkunden, da sich aus der Luft keinerlei Truppen 
bewegungen in dem Walde beobachten lassen. Außerdem mußten die Deutschen zunächst 
einige Kilometer über freies Gelände, ehe sie an den Wald kamen, an dessen Saume 
die Vorhut der Franzosen lag. Sobald sie aber den Waldrand hatten, konnten sie 
im ersten Ansturm die Vorhut der Franzosen glatt über den Hausen rennen; dann aber 
hieß es, sich vor der Hauptmacht der Franzosen einzubuddeln und sich unterirdisch an 
die feindlichen Schützengräben heranzuarbeiten. Dabei hat es denn anfänglich nicht an 
zahlreichen mit großer Heftigkeit unternommenen Angriffen der Franzosen, namentlich der 
Alpenjäger-Regimenter, gefehlt. Die Angreifer wurden dabei jedoch stets gründlich ver 
hauen; fast immer drangen die deutschen Truppen dann mit den zurückflutenden Franzosen 
in deren Schützengräben ein." 
Auch Luigi Barzini hat den Argonnenwald besichtigt; sein nationales Interesse zog 
ihn natürlich vor allem zu den dort kämpfenden Garibaldianern. Er schreibt: „Eine 
italienische Kompagnie ist im Laufgraben bei Bolante geblieben. Seit dem Sturm der 
Garibaldianer hat der Kampf an jenem Punkt phantastische Formen angenommen. 
Franzosen und Deutsche sind nur noch vier Meter voneinander entfernt. Die Deutschen 
haben ihren früheren Laufgraben am Rande des Plateaus zurückerobert, die Franzosen 
Völkerkri-g. IN. 11
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.