Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

160 Die Kämpfe an der Westfront bis Mitte Januar 1915 
leben. Wir waren sehr schlecht orientiert über die Qualität des deutschen Heeres. Der 
artige Leistungen hatten wir ihm nicht zugetraut. Anderseits hat man die Russen weit 
überschätzt. Für die von Joffre befohlene Offenstve haben die Franzosen noch einmal 
ihre beste und äußerste Kraft an allen Punkten eingesetzt. Nachdem nun auch dieser 
Stoß keinen Erfolg gebracht hat, könnte höchstens nur noch ausländische Hilfe den Feldzug 
günstig entscheiden. Von wem sollte diese Hilfe aber kommen? Rußland ist fertig und 
England hat wohl Menschen, aber kein Kriegsmaterial mehr einzusetzen. Der Krieg 
kann zwar noch lange dauern, aber an eine Besserung unserer Lage glaube ich nicht mehr. 
Diese Auffassung verbreitet sich immer mehr, und deshalb ist es kein Wunder, wenn wir 
alten Soldaten traurig und deprimiert sind." 
Mögen die Franzosen in ihren Bulletins immerhin weiter von angeblichen Erfolgen 
in den Argonnen berichten, mögen sie fortfahren zu behaupten, daß sie bei St. Hubert 
und im Bois de Grurie Stellungen inne hätten, die schon längst einen Kilometer hinter 
der vorderen Linie der Deutschen liegen, durch alle diese Mittel wird sich auf die Dauer 
nicht verheimlichen lassen, wer der Sieger in den Argonnen ist, ob derjenige, der unauf 
haltsam vorwärts schreitet oder derjenige, der gezwungen ist, Erlasse herauszugeben, von 
der Art, wie sie im Auszuge soeben vorgeführt wurden. 
Die militärische Lage in den Argonnen um die Mitte des Januars 
schildert ein Artikel der „Bayrischen Staatszeitung", dem folgendes zu entnehmen ist: 
„Während im nördlichen Teil des Kampfgebiets Vienne-le-Chateau bereits seit dem 
7. November 1914 in deutschen Händen ist, hielt sich der Feind im Bois de Grurie, nord 
östlich von Vienne, aus einer Linie, die ungefähr vom Bagatelle-Pavillon über Fontaine 
Madame, St. Hubert zum Four de Paris zieht. Die deutsche Linie schiebt sich indes 
auch in diesem außerordentlich schwierigen Gebiete langsam und stetig gegen Südwesten 
vor; besonders bedeutende Fortschritte wurden hier am 30. und 31. Dezember 1914 erzielt. 
Bagatelle und Fontaine Madame sind in deutschem Besitz (vgl. Karte S. 155). 
Der zweite Gefechtsschauplatz in den Argonnen liegt südlich der Straße Varennes— 
Vienne zwischen Boureuilles (südlich von Varennes) und dem Four de Paris. Der 
Höhenrücken Bolante, nordöstlich vom Four de Paris, ist wohl die „wichtige Waldhöhe bei 
Le Four de Paris", von der die deutsche Heeresleitung am 21. Dezember 1914 meldete, daß 
sie von den deutschen Truppen genommen wurde. Ueber die Bolante zieht die von St. Hubert 
kommende Schlachtlinie, die den Meurissous-Grund schneidet, zum Gehölz Courte Chausse. 
Dieses Gehölz liegt südlich von der Bolante, nordöstlich von La Chalade im Biesmetale, 
und stellt somit die Stelle dar, wo der deutsche Angriff am weitesten gegen Süden vor 
gedrungen ist und die französische Stellung am Four de Paris von der linken Flanke 
her bedroht. Auf der Linie Boureuilles—Courte Chausse—Bolante (Meuriffons- 
Grund) erfolgten daher während der letzten Zeit besonders heftige französische An 
griffe, die indes sämtlich abgeschlagen wurden: so in der Gegend von Boureuilles am 
21. Dezember 1914, im Meurissous-Grunde am 26. Dezember 1914 und im Bois Courte 
Chausse am 5. Januar 1915. 
Die Gesamtgefechtssront läßt sich vielleicht mit einem liegenden 8 vergleichen: die 
seitlichen Endpunkte stellen Vienne le Chateau und Boureuilles dar, die ungefähr auf 
derselben nördlichen Höhe liegen. Auf dem linken (westlichen) Teil ist die französische, 
auf dem rechten (östlichen) Teil die deutsche Linie gegenüber der geraden Verbindung der 
Endpunkte vorgeschoben, der Schnittpunkt der Kurve mit der Geraden liegt nordöstlich 
vom Four de Paris. Während nun aber der linke Kurvenast immer mehr eingedrückt 
wird, schiebt sich der rechte Kurvenast immer weiter (gegen Süden) vor."
	        
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