Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Die Belagerung von Antwerpen 
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Vormittags führten die Deutschen aber einige Batterien herbei, die auf die belgische 
Artillerie eine so verheerende Wirkung ausüblen, daß sie sich auf die Stellung hinter 
Berlaere zurückzog. Sobald bekannt wurde, daß die Deutschen über die Schelde gerückt 
waren, riefen die Belgier größere Verstärkungen herbei, um sie aufzuhalten. Unter der 
Deckung der Batterien wurden die bedeutendsten deutschen Stellungen auf der anderen 
Seite beschossen. Weiter rückwärts stand eine ganze belgische Division. 
Um 1 / i 2 Uhr nachmittags hatte sich auf der ganzen Linie eine grimmige Schlacht ent 
wickelt, in der das Maschinengewehr eine große Rolle spielte. Nach mehrstündigem 
Kampf erhielten die Deutschen von Süden her Verstärkungen, und große Abteilungen 
Infanterie drängten nun über die Pontonbrücke vor. Sie besetzten die Häuser von 
Berlaere und richteten aus dieser günstigen Stellung ein vernichtendes Gewehrfeuer auf 
die belgische Infanterie. Jetzt machten die Deutschen den verwegenen Versuch, ihre Ar 
tillerie über die Brücke zu bringen, was die Belgier mit allen Kräften zu verhindern 
suchten. Zwei Geschütze wurden mitten auf der Brücke durch Schrapnellfeuer übel zu 
gerichtet; dennoch gelang es einer Batterie, den Uebergang zu erzwingen. Sie wurde 
blitzschnell aufgestellt und eröffnete das Feuer." Die Belgier zogen sich nun zurück und 
die Deutschen rückten in Gewaltmärschen auf St. Nicolas vor. 
Außerdem brachten die Deutschen eine größere Truppenmacht nach Flandern, um 
auch auf die Hauptlinie Gent—Ostende vorzustoßen. Die Belgier gaben darum ihren Plan, 
im Waeserland (nordwestlich von Antwerpen) Truppen zusammenzuziehen und die Be 
lagerungsarmee durch einen Umgehungsversuch zu stören, endgültig auf. 
Der Kampf um den Nethe-Abschnitt. 
Nachdem die erste weitaus stärkste Fortlinie von Antwerpen gefallen war, mußte dem 
Verteidiger vor allem daran liegen, unter Ausnutzung des Nethe-Abschnitts den 
Angreifer zu verhindern, seine überlegene schwere Artillerie gegen die Forts der zweiten 
Linie und gegen die Stadt selbst einzusetzen. Die Forts der zweiten Linie kommen 
denen der ersten Linie bei weitem nicht an Stärke gleich, außerdem war es den großen 
deutschen Kalibern ohne weiteres möglich, nach Antwerpen hineinzufeuern, sobald sie erst 
einmal den Nethe-Abschnitt hinter sich gebracht hatten. Darum verstärkten die Belgier 
ihre Zwischenstellung durch Armierung neuer schwerer Batterien und nahmen die an 
den Nethe-Abschnitt heranführenden Straßen unter ein ganz gewaltiges Feuer. Ebenso 
wurde die von den Deutschen genommene Fortlinie scharf beschossen, um den Deutschen 
das Festsetzen in diesen Werken möglichst sauer werden zu lassen. Die Deutschen schoben 
daher ihre Vortruppen zunächst vorsichtig an den Nethe-Abschnitt heran, um heraus 
zufühlen, wo der Uebergang am besten angesetzt werden könnte. 
Zunächst versuchte man am 4. Oktober sich des Uebergangs bei Lierre zu bemächtigen. 
In später Abendstunde waren die Deutschen bereits im Besitz dieses Ortes, da setzten 
die Belgier noch einmal ihre Reserven ein und rangen den Deutschen den Ort in er 
bittertem Kampfe wieder ab. Die Deutschen mußten den Ort räumen. Sie sammelten 
ruhig frische Truppen und kaum waren diese heran, so ging es abermals nach Lierre 
hinein. Der Berichterstatter der „Frankfurter Zeitung" erzählt: „In dunkler Nacht, 
nur beleuchtet vom Flammenschein der platzenden Geschosse, stürmen die Deutschen todes 
mutig in den Ort hinein. Voran Infanterie. Da kommen sie an den ersten Nethe- 
arm. Vom jenseitigen Ufer prasselt das belgische Gewehr- und Maschinengewehrfeuer. 
Auch von uns wird alles in diesen brodelnden Hexenkessel hineingeworfen und jetzt 
stürmen unsere Pioniere heran, Teile von Brückenstegen mit sich schleppend, mit Tonnen 
als Schwimmbelag. Glied reiht sich an Glied. Mit Blitzesschnelle sind eine Anzahl 
Brückenstege über den Arm der Nethe geworfen und nun stürmt die Infanterie hinüber.
	        
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