Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Der W a ld krieg in den Arg o nn en 
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geworfenen Handgranaten hatte der Feind eine größere Zahl Toter, anßerdem wurden 
200 Gefangene gemacht, 4 Maschinengewehre, 1 Revolverkanone und 8 Minenwerfer 
erbeutet. Die Bestchtigung der genommenen Gräben ergab, daß der Feind ebenfalls mit 
Minen gegen die dentschen Stellungen vorgehen wollte. Er hatte vier Schächte, je 4 
bis 5 m tief mit einem Durchmesser von 1,5 m abgeteuft und von diesen aus Schlepp 
schächte angesetzt, mit deren Fertigstellung nach Aussage eines gefangenen Genieoffiziers 
in den nächsten Tagen gerechnet worden war. 
Diese Erfolge unserer Truppen sind natürlich unter mancher Schwierigkeit, Gefahr 
und unter allerlei Entbehrung erzwungen worden. Aber die Schwierigkeiten wurden 
überwunden, den Gefahren keck ins Auge gesehen, und die Entbehrungen wurden freudig 
ertragen. Wo die Wege schlecht, ungenügend oder nicht vorhanden waren, wurden neue 
angelegt oder die alten ausgebessert; wo auch dies dem Bedürfnisse nicht genügte, schritt 
man zum Bau von Bahnen. Drang Wasser in die Gräben und Sappen ein, so fand 
man bald Mittel und Wege, um den unerwünschten Eindringling zu beseitigen. Eine aus 
gezeichnete und reichliche Verpflegung sorgte dafür, daß die Widerstandskraft unserer Truppen 
andauernd auf der gleichen Höhe blieb; eine Reihe hygienischer Maßnahmen verhinderte das 
Ausbrechen von Krankheiten und Epidemien. In Hüttenlagern, in bequemen und wohl- 
dnrchwärmten Erdhöhlen und Unterständen richtete sich die Truppe vorn am Feinde ein. 
Jeder Schützengraben erhielt seinen Namen, überall entstanden Bezeichnungen für die 
unterirdischen Dörfer, die sich da entwickelten. Neben einem fröhlichen Humor, dem 
unsere Soldaten so gern den Zügel schießen lassen, kommt bei diesen Bezeichnungen 
auch religiöse Gesinnung und ernste Entschlossenheit zum Ausdruck. Da lesen wir vor 
einem Unterstände „Ordonnanzen- und Burschenstube" und darunter steht „Eine feste 
Burg ist unser Gott" oder eine andere Aufschrift: 
„Treu leben, 
Tod trotzend kämpfen. 
Lachend sterben." 
Die deutschen Führer leben in unmittelbarster Gemeinschaft mit ihren Soldaten. 
Brigade- und Divistonsstäbe haben mitten im Walde ihre Erdhöhlen, über die bei Tag 
und Nacht die feindlichen Infanterie- und Artilleriegeschosse hinwegpfeifen. Tagtäglich 
zeigen sich die höheren Führer der Truppe in den vordersten Linien der Schützengräben, 
während alle Truppenoffiziere bis zu den Regimentskommandeuren in den Unterschlüpfen 
der Kampflinien nächtigen. Der Oberbefehlshaber, General der Infanterie v. Mudra, 
erscheint gleichfalls mehrmals in der Woche in den vordersten Linien. Im Hauptquartier 
ist auch der Armeeführer, Seine Kaiserliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reiches 
und von Preußen, kein seltener Gast; auch Seine Majestät der Kaiser ist hier wieder 
holt gewesen. Vor kurzem erst hat er General v. Mudra für die hervorragenden Lei 
stungen der deutschen Truppen im Argonner Walde durch die Verleihung des Ordens 
Pour le merite ganz besonders ausgezeichnet. In einem kleinen Häuschen eines unan 
sehnlichen Argonner Dorfes lebt inmitten der Truppen der greise Feldmarschall Graf 
Haeseler. Tagtäglich muß sein Adjutant ihm berichten über den augenblicklichen Stand 
des Waldkampfes, den der greise General mit unermüdlichem Interesse verfolgt. 
Rein zahlenmäßig lassen sich die bisherigen deutschen Erfolge in den Argonnen wie 
folgt ausdrücken: Bis Ende November 1914 hat der Feind eingebüßt 1300 Gefangene, 
4000 Tote, 13 000 Verwundete. 
Im Monat Dezember betrug die Zahl der Gefangenen 3000, jene der Toten und 
Verwundeten 8000. An Trophäen wurden in diesem Monat allein 21 Maschinengewehre, 
14 Minenwerfer, zwei Revolverkanonen und ein Bronzemörser erbeutet. Rechnet man 
die bisher im Januar gemachten 2500 Gefangenen und zählt man etwa 4—5000 Tote
	        
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