Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

D i e Kämpfe im Zentrum der Schlachtfront 147 
Herrn Offizier Manitius und Dehmel. Die Nachrichten, die Sie uns geben, sind schon 
alt. Wir kennen die Ernehmung Anders seit einer Woche. Wir kennen auch, daß die 
Russen, nachdem sie in Rußland zurückkommen sind, ihre große Heere zusammelt haben 
und gegen eure 24ten westlichsten Armeekorps jetzt siegreich ins Deutschland ziehen. Von 
den österreichischen Soldaten sagen wir nichts, sie zählen nicht. Ich glaube, daß Sie 
unsere Freunde, die Engländer, verlügen, welche sich an unsern Seiten sehr mutig für 
die Freiheit und die Glücklichkeit der Völker schlagen. Jene die, der französische Soldat 
hungrig ist, sagen, sind Lügner. Sie kennen, unglücklicherweise, die zahlreiche Reichheiten 
unserer schönen Frankreich. Ich wiederhole, Sie sind verloren. Ganz Europa ist gegen 
Deutschland, und wir sollen siegen, um Ihr Kaiser zu töten, und Ihnen die Freiheit 
geben. Sie sind elende Sklaven. Seien Sie frei; Ihr Kaiser muß fallen; das deutsche 
Reich ist verloren. Kommen Sie mit uns. Ein französischer Soldat, der deutsche Studen 
ten gekennt hat und sie von der kaiserlichen Macht befreien will." 
Dem Brief lag ein kalligraphisches Menu bei, datiert „1e 19 octobre“: „Homard 
ä Fanglaise, Beurre de Dänemark, Poulet saute chasseur, Choux de Bruxelles, Gigot 
bonne femme, Beignets algeriens, Creme au ehocolat, Confitures, Cafe. Vins: Cru 
du Convoi sans carte, cuvee reservee Barsac; Champagne Devaux, cuvee sauvee 
du bombardement; Liqueurs variees.“ Und auf dem Rand der Speisekarte stand in 
der Handschrift des Briefschreibers: „Das ist eine gewöhnliche Mahlzeit der französischen 
Offiziere, die deutsche Offiziere freundlich einladen." 
Auf diese echt gallische Rodomontade wurde von deutscher Seite (am 25. Oktober) 
folgender Bescheid erteilt und zwar wieder an den Baum der Vermittlung geheftet, dies 
mal aber natürlich in deutscher Sprache: „Verehrte Kriegskameraden von der Gegen 
seite! Wir danken euch für die gastfreundliche Einladung und werden uns erlauben, ihr 
Folge zu leisten, sobald wir in Paris eingezogen sind. Solange wir im Felde liegen, 
speist der deutsche Offizier grundsätzlich kein andres Menu als die übrigen Soldaten; 
unsre Feldküche ist sehr leistungsfähig. Ueber „Freiheit und Gleichheit" machen wir 
nicht viel Worte; wir beweisen sie lieber durch die Tat, soweit es menschenmöglich ist. 
Hoffentlich bringt euch dieser Krieg die gleiche Freiheit und Ordnung und Einigkeit, 
deren wir uns nach 40 glücklichen Friedensjahren unter unserm Kaiser erfreuen. Das 
unglückliche Frankreich aufrichtig bedauernd Manitius und Dehmel." 
Leider konnte der nächtliche Waldpostverkehr nicht noch weiter fortgesetzt werden, da 
die deutsche Kompagnie am nächsten Tage aus jener Gegend nach einem anderen 
Schützengraben verlegt wurde. 
Versprengte 
Aus dem Brief eines Stuttgarter Buchhändlers an seinen Chef: „Vor kurzem (Dezem 
ber 1914) haben wir im Gemeindewalde von Glageon eine kriegsstarke französische Kom 
pagnie, 250 Mann und 16 Offiziere, darunter einen Arzt, ausgehoben und gefangen ge 
nommen. Die Kompagnie wurde nach der Einnahme von Maubeuge (7.Sept.) durch unsere 
Truppen von ihrem Gros abgeschnitten, wurde übersehen und hatte sich im Walde derart 
in den Boden eingegraben, daß sie sich so lange verbergen konnte. Die Sache kam dadurch 
heraus, daß nachts 10 Uhr von einer Patrouille ein Zivilist verhaftet wurde, der ein 
Paar Reitstiefel mit Sporen bei sich trug. Als dem Kerl das Bajonett auf die Brust ge 
setzt wurde, hat er die Sache verraten. Der Fuchsbau wurde daraufhin umzingelt, die 
Herren Franzosen ergaben sich dann ohne Kampf. Wie die ausgesehen haben, machen 
Sie sich wohl kaum ein Bild! Wir transportierten sie mit der Bahn nach Lüttich, von 
da an übernahmen bayerische Soldaten den Weitertransport. Zugleich wurden auch die 
männlichen Einwohner von Glageon verhaftet und mittransportiert."
	        
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