Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Der flandrische Kriegsschauplatz 
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schienen englische Kriegsschiffe in größerer Zahl und überschütteten die deutschen Küsten 
batterien mit einem Hagel schwerer Granaten. Es wurden nahezu 1000 Schüsse gezählt, 
die teilweise in nächster Nähe der deutschen Batterien einschlugen, sie aber infolge der ge 
schickt gewählten Dünenstellungen nicht nennenswert beschädigten. Dagegen wurden wie 
derum drei englische Schiffe „Falcon", „Brilliant" und „Rinaldo", unter erheblichen 
Offiziers- und Mannschaftsverlusten außer Kampf gesetzt. Der am 26. Oktober unter 
nommene Versuch, die deutschen Batterien zum Schweigen zu bringen, mißlang vollständig. 
Die Schiffe eröffneten aus größerer Entfernung ein lebhaftes Feuer, wurden aber nach 
einem erbitterten Kampfe wiederum zurückgeschlagen. Eine deutsche Sprenggranate traf 
den Kessel und die Maschinenanlagen eines Torpedobootzerstörers, der nach Beobachtung 
von der Küste kurz daraus sank. In den nächsten Tagen wagten sich englische Kriegs 
schiffe nicht mehr näher an die Küste. Ihr weiteres Feuer war erfolglos, so daß die 
deutsche Armee, unbehelligt von der englischen Flotte, die Operationen gegen die Fein 
desfront bei Nieuport fortsetzen konnte." 
Nach einem kurzen, sofort abgewiesenen Besuch Anfang November erschien die feind 
liche Flotte erst nach dem 20. November wieder zur Unterstützung der Landoperationen 
bei Nieuport und zur Beschießung von Zeebrügge. Der Kriegskorrespondent der 
Amsterdamer „Tijd" meldete feinem Blatt darüber: „Die weiter südwärts gelegenen, 
durch die Deutschen verstärkten belgischen Küstenorte und besonders die deutsche Artillerie 
in den Dünen waren wiederholt das Ziel einer englisch-französischen Flotte. Am frühen 
Morgen klärten englische Flieger die Küstengegenden auf, wo die deutschen Kanonen ver 
deckt aufgestellt und zum Teil in Dünenabhängen mit der Mündung nach dem Meer 
gerichtet, eingegraben sind. Nachdem die Flieger nach den Linien der Verbündeten 
zurückgekehrt waren, unternahmen diese Angriffe auf die deutsche Infanterie bei Nieu 
port in Zusammenwirkung mit dem Geschwader, das, fortwährend feuernd, sich der Küste 
immer mehr näherte und wahrscheinlich durch drahtlose Telegramme Informationen 
bekam. Die Deutschen unterhielten ein ununterbrochenes Feuer auf die heranrückenden 
Truppen der Verbündeten und auf das Geschwader, das aus drei kleinen Kreuzern und 
zahlreichen Torpedobooten bestand. Schon früh am Vormittag erschien eine zweite 
kleine Flotte, welche die Gegend zwischen Ostende und Wenduyne unter Feuer 
nahm. Weder hier noch bei Nieuport konnte eine der Parteien einen entscheidenden Vor 
teil gewinnen. Zwei deutsche Batterien bei Weftende wurden zum Schweigen gebracht, 
aber dennoch mußten sich die dort operierenden Schiffe infolge des kräftigen Schießens 
der Deutschen zurückziehen, durch das ein Torpedojäger ernstlich beschädigt wurde. Das 
zweite Geschwader wandte sich dann nach Zeebrügge. Noch ehe es Abend wurde, 
wurden dort die Koksschuppen und Elektrizitätsbauten in Brand geschossen, auch das 
Palace-Hotel und der Kirchturm in Heyst sind schwer beschädigt. Man sagt, daß auch 
die Schleusen und Anlegestellen von Zeebrügge starken Schaden gelitten hätten. Es ent 
wickelte sich ein Kampf mit dem Geschwader, das aber bald, begünstigt durch Nebe! und 
Dunkelheit, in westlicher Richtung verschwand. In Zeebrügge sind auch Villen und 
Häuser verwüstet, andere stehen in Brand. Die Einwohner flohen nach allen Richtungen." 
Spätere Beschießungen der belgischen Küste, unter denen vor allem W e st end e schwer 
gelitten hat, hatten ebensowenig militärische Bedeutung wie die von Ostende und Zee 
brügge. Der Kriegsberichterstatter der „Kölnischen Volkszeitung" erzählt von einem solchen 
Angriff der Kanalflotte: „lieber Nacht hatte sich das englische Geschwader mit abgeblen 
deten Lichtern unter dem Schutze des starken Nebels der Küste bedeutend genähert, war 
aber, wie stets, blutig heim- oder in diesem Falle besser gesagt hinausgeschickt worden. 
Jetzt sieht man es langsam am Horizont entlang kreuzen. Es sind ungefähr fünf größere 
Schiffe, denen mehrere Torpedoboote beigegeben sind Der Fernsprecher übermittelt
	        
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