Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Der flandrische Kriegsschauplatz 
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Rechts von uns auf einem Rübenacker war vor einigen Tagen noch eine Batterie in 
Stellung. Sie ist heute weiter vorgeschoben. Der Acker ist von tiefen Wassergräben umrahmt. 
Etwas weiter zurück ist ein kleines Haus. An der Tür steht die Inschrift: „Franctireur!" 
An der Seitenwand, etwas zurück, liegt der Tote, unbeerdigt." 
Ein geschichtlicher Hinweis dürfte nicht uninteressant sein: das Schlachtfeld von 
Nieuport ist fast genau dasselbe wie im Jahre 1600. Noch vor nicht langer Zeit stand 
einsam in den Dünen an der Stelle, wo man von Zeit zu Zeit die Knochen von niederlän 
dischen und spanischen Soldaten findet, ein großes schwarzes Kreuz zur Erinnerung 
an die damals Gefallenen. Als die Badeorte aufkamen, ist dieses Kreuz verschwunden. 
In der Gegend von Dixmuiden, das unbestritten in deutschem Besitz ge 
blieben ist, verhinderte die Ueberschwemmung jede größere Operation. Erst zehn Kilo 
meter südlich, bei Bixschoote, kam es zu ernsteren Kämpfen, besonders an den Tagen 
nach dem 17. Dezember, infolge der damals vom Generalissimus Joffre angeordneten 
allgemeinen Offensive, über die an anderer Stelle noch mehr zu sagen sein wird. An 
dem Gesamtbild der dortigen Stellungen haben diese Kämpfe nichts geändert. 
Wenn es den Deutschen auch nicht gelang, sich in den Besitz von Ipern zu setzen, 
so haben sie ihre Stellungen doch an einigen Punkten weit genug vorgeschoben, um die 
Stadt mit schweren Geschütz beschießen zu können. Aus Panzerzügen wurden Zünd 
granaten geworfen, auch haben deutsche Flieger die Stadt mehrfach bombardiert. Viele 
Gebäude sind in Brand geraten, darunter das Rathaus, die Kathedrale und die be 
rühmte alte Tuchhalle. 
In der Umgebung von Ipern wurde gleichfalls hartnäckig und erfolglos ge 
kämpft. So melden z. B. die Londoner „Daily News" über einen Kampf auf der Front 
Ipern—Armentieres am 10. bis 11. Dezember 1914 folgende Einzelheiten: „Bei dem Dorf 
D i ck e b u s ch e waren die feindlichen Laufgräben nur 60 Meter voneinander entfernt, 
und die deutsche Artillerie mußte ziemlich hoch zielen, um nicht die eigenen Mannschaften 
zu treffen. Dadurch erlitten die Franzosen in den hinteren Laufgräben schwere Ver 
luste. In den vorderen Gräben drängten sich die Leute an die Wände, während 
der Sturm der Granaten und Kugeln über ihre Köpfe dahinraste. Sie konnten sonst 
nichts machen. Die französischen 7,5-Zentimeter-Kanonen suchten die deutschen Bat 
terien. Es war ein heißes Gefecht. Plötzlich warfen deutsche Infanteristen aus den 
vordersten Laufgräben einen Hagel von Handgranaten nach den nächsten französischen 
Laufgräben. Viele davon fielen zu kurz und nur wenige richteten Schaden an. 
Kaum war diese zweite Qual vorüber, als ein Schwarm von Deutschen aus den Lauf 
gräben hervorkam und einen wütenden Sturmangriff unternahm. Die Franzosen in 
den vordersten Laufgräben hatten sich gerade selbst auf einen Sturmangriff vorbereitet, 
obwohl sie zu schwach dazu waren. Sie feuerten auf die Angreifer, es entstanden Lücken 
in den feindlichen Rechen, auf so kurze Entfernung konnte kaum eine Kugel fehlen. Die 
deutsche Flut wogte hin und her, sie brach sich an den niedergeworfenen Abteilungen der 
eigenen Mannschaften und rollte dann wieder vorwärts. Es fehlte den Franzosen an 
Zeit, die Gewehre wieder zu laden. Sie kletterten aus den Laufgräben und stürmten den 
Deutschen entgegen. Noch immer brüllten die deutschen Kanonen, um das Heranziehen 
von Verstärkungen zu verhindern, die wohl erhebliche Verluste erlitten, aber doch 
bald zur Stelle waren. Schließlich mußten sich die Deutschen auf ihre Laufgräben 
zurückziehen. Der Boden zwischen den Gräben war mit Toten und Verwundeten 
bedeckt, aber niemand wagte es, den Verwundeten Hilfe zu leisten. Dieser Angriff 
war aber noch nicht die letzte Arbeit dieses Tages. Die französischen Geschütze dröhnten 
immerfort und Handgranaten fielen auf die beiderseitigen Stellungen. Vor Eintritt der 
Dämmerung wiederholten die Deutschen den Angriff mit dem gleichen Erfolg. Wieder
	        
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