Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Der flandrische Kriegsschauplatz 
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daß ein beträchtlicher Teil der Deutschen, die in letzter Zeit gegen uns ins Feld gebracht 
wurden, aus eiligst geübten und unreifen Männern bestand, aber man muß zugeben, 
daß diese heterogenen Elemente nicht zögerten, gegen gut ausgebildete Truppen vorzu 
rücken. Ungeachtet des Mangels an Offizieren stellten sich diese Knaben von 16 bis 
17 Jahren unseren Kanonen entgegen, marschierten unbeirrt gegen die Läufe unserer 
Gewehre und fanden furchtlos scharenweise den Tod. Dies ist die Frucht eines Jahr 
hunderts nationaler Disziplin. Die Kraft der preußischen Kriegsmaschinerie schweißt sie 
zusammen, damit sie sich für die nationale Existenz einsetzen, und ihr Vorgehen beweist, 
daß für sie „Deutschland, Deutschland über alles" kein leerer Schall ist." 
„Am 11. November," fährt der englische Bericht fort, „nahmen die Deutschen ihre 
energischen Versuche, unsere Stellungen zu durchbrechen und zur Küste zu gelangen, 
wieder auf. Gleich bei Tagesanbruch eröffneten sie gegen unsere Verschanzungen nörd 
lich und südlich der Menin-Ipernstraße vielleicht das wütendste Artilleriefeuer, das bis 
her vorgekommen. Einige Stunden darauf stürmte die deutsche Infanterie (die erste und 
vierte Brigade des Gardekorps). Obwohl von vorn und teilweise sogar in der Flanke 
— denn sie rückten stellenweise diagonal zu unserer Ausstellung vor — von unserem Ge 
schütz-, Gewehr- und Maschinengewehrfeuer überschüttet, gelang es ihnen, an drei Stellen 
nahe der Straße unsere Linie zu durchbrechen, ja sogar hinter unseren Verschanzungen 
in ein Gehölz zu dringen. Aus diesem vertrieben — sie ließen dort 700 Tote zurück — 
behaupteten sie sich in unseren Schützengräben. Das geschah nördlich der Straße; südlich 
der Straße kam es nicht zum Sturm. Südöstlich von Ipern gab es nur Artilleriefeuer. 
Die von den Franzosen besetzten Stellungen wurden aber auch mit Sturm angegriffen. 
Am 12. November herrschte teilweise Ruhe. In der Nacht hatten nördlich von uns die 
Franzosen auf die Deutschen, die den Ipernfluß überschritten und sich am linken Ufer 
eingegraben hatten, mit Erfolg einen Bajonettangriff ausgeführt. Dagegen waren un 
mittelbar links von uns die Franzosen zum Weichen gezwungen worden, und unser 
äußerster linker Flügel hatte sich dieser Bewegung anschließen müssen. Doch wurde das 
verlorene Terrain bald zurückgewonnen. 
In den Tagen vom 13. bis zum 15. November hat sich die Situation nicht wesentlich 
geändert. Die Deutschen haben ihren Druck aus unsere ganze Linie fortgesetzt und ihre 
Aufmerksamkeit hauptsächlich auf Ipern konzentriert, ohne die heftigen Angriffe auf 
diesen Platz wieder aufzunehmen. 
Vom 6. bis 15. November hat das Wetter die Aufklärung durch Flieger sehr gehemmt, 
es war entweder so neblig, daß man nichts sehen konnte, oder so windig, daß man nicht 
fliegen konnte, und der häufige Regen machte den Dienst noch unbehaglicher. 
Am 13. November hatten unsere Soldaten wenigstens den Trost, daß es dem Feind 
noch schlechter gehe, denn der Wind blies ihm gerade ins Gesicht. Unser linker Flügel 
war morgens nur gelegentlichem Artilleriefeuer ausgesetzt, aber nachmittags wurde 
daraus eine heftige Beschießung auf den Teil unserer Aufstellung südlich der Straße 
Menin-Ipern. Diese bildete das Vorspiel zu einem deutschen Angriff auf der ganzen 
Linie um Ipern Herum. Auf unserem Zentrum und rechten Flügel schien die feind 
liche Artillerie den Auftrag, unsere Hinteren Aufstellungen abzusuchen, auszuführen. In 
der Nacht auf den 14. gab es auf unserer Rechten einige Nahkämpfe. 
Am 14. wiederholten sich die Vorgänge des vergangenen Tags auf unserem linken 
Flügel. Die Deutschen durchbrachen unsere Linie an ein oder zwei Punkten. Weiter 
südlich griffen die Franzosen in der Gegend von Wytschaete an. Nachmittags wurde in 
unserem Zentrum Armentieres beschossen. 
Am 15. November griffen wir auf unserem linken Flügel östlich von Ipern all die 
Punkte unserer Linie an, wo sich der Feind am vorigen Tage in Ställen und Gräben
	        
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