Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Maßnahmen der Regierung 
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13. August. 
Der bisherige deutsche Botschafter in Paris, Frhr. v. Schön (vgl. I, S. 20), hat die 
Geschäfte der preußischen Gesandtschaft in München übernommen, da der 
preußische Gesandte am bayrischen Hof, v. Treutler, ins Hauptquartier des Kaisers als 
Vertreter des Auswärtigen Amts abberufen worden ist. 
27. August. 
Von dem Kriegsminister, dem Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten 
und dem Minister des Innern in Preußen wird ein Erlaß betreffend die mili 
tärische Vorbereitung der Jugend während des mobilen Zustandes veröffent 
licht, in dem es u. a. heißt: „Eine eiserne Zeit ist angebrochen, welche die höchsten An 
forderungen an die Leistungsfähigkeit und Opferwilligkeit jedes Einzelnen stellt. Auch die 
heranwachsende Jugend vom 16. Lebensjahr ab soll nötigenfalls zu militärischem Hilfs- 
und Arbeitsdienst nach Maßgabe ihrer körperlichen Kräfte herangezogen werden. Hierzu 
und für ihren späteren Dienst im Heere und in der Marine bedarf sie einer besonderen 
militärischen Vorbereitung. Zu diesem Zwecke werden am besten in den größeren Orten 
oder für mehrere kleine gemeinsam die jungen Leute aller Jugendpflege-Vereine vom 
16. Lebensjahr ab gesammelt, um nach den vom Kriegsministerium gegebenen Richtlinien 
unverzüglich herangebildet zu werden." 
31. August. 
Amtliche Meldung: Der Bedarf an Kriegsfreiwilligen ist zur Zeit gedeckt. 
Ueberweisungen an die Ersatztruppen sind daher bis auf weiteres nicht mehr möglich. 
16. September. 
Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: In dem Lügenfeldzug, der den Krieg 
des Dreiverbandes gegen Deutschland begleitet, treten seit einiger Zeit auch Meldungen 
über ein deutsches Friedensbedürfnis, die sich mehr und mehr zuspitzen, auf. 
Bald wird von einer angeblichen Aeußerung des Reichskanzlers über Deutschlands Geneigt 
heit zum Friedensschluß gesprochen, woraufhin Grey durch die Vermittlung Amerikas 
eine stolze Antwort erteilt habe, bald heißt cs, der deutsche Botschafter in Washington 
bemühe sich, den Frieden für Deutschland zu erlangen. Die Neutralen sollen durch solche 
Ausstreuungen den Eindruck empfangen, das Teutsche Reich sei kampfesmüde und müsse 
sich wohl oder übel den Friedensbedingungen des Dreiverbandes fügen. Wir setzen 
diesem Gaukelspiel die Erklärung entgegen, daß unser deutsches Volk in dem ihm ruchlos 
ausgczwungenen Kampf die Waffen nicht eher niederlegen wird, bis die für seine Zukunft 
in der Welt erforderlichen Sicherheiten erstritten sind. 
19. September. 
Der preußische Minister des Innern erläßt folgende Verfügung: „Der gegen 
wärtige Krieg hat das deutsche Volk ohne Unterschied des Standes und der Partei zur 
einmütigen Erhebung entflammt. Gegenüber dieser gewaltigen Kundgebung nationaler 
Geschlossenheit tritt alles zurück, was das Gefühl der Einheit des ganzen Volkes beein 
trächtigen könnte, und es erscheinen viele Streitfragen des öffentlichen Rechts, mag ihre 
Klärung in Friedenszeiten noch so bedeutsam sein, in den gegenwärtigen Zeitläuften 
unwesentlich. Der Minister des Innern hat daher die Verwaltungsbehörden darauf 
hingewiesen, daß es jetzt von größerem Wert sein müsse, die Einheit der Nation und 
ihr großzügiges Streben ungestört zu lassen, als in unbedeutenderen Einzelfragen dem 
Rechte zum Siege zu verhelfen. Demzufolge sind die Behörden ersucht worden, in allen 
geeigneten Fällen die bei den Verwaltungsgerichten anhängigen Streitsachen dadurch zur 
Erledigung zu bringen, daß die angefochtenen polizeilichen Verfügungen zurückgenommen 
oder auf andere Weise die Beteiligten klaglos gestellt werden. Ebenso hat der Minister 
des Innern veranlaßt, daß die bei dem Oberverwaltungsgerichte anhängigen Ordnungs-
	        
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