Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

316 Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten bis Anfang November 1914 
kompagnie gegründet, der sich noch verschiedene Kriegsfreiwillige anschlossen. Nachdem 
Geheimrat v. Doering es den Verheirateten anheimgestellt hatte, in Lome zu bleiben, 
machten davon etwa 25 Familien Gebrauch. Ferner verblieben zur Uebergabe in Lome 
der Bezirksamtmann und zwei Sekretäre. Von diesen Personen wurden am 9. und 
10. August, als die Engländer Lome besetzten, mehrere in englische Gefangenschaft ge 
bracht, und zwar nach Accra, Secondi oder Kumassi. Unterdessen waren folgende Vor 
kehrungen getroffen worden: die Polizeitruppe blieb in Kamina und die Europäer 
kompagnie kam nach Atakpame. Inzwischen hörten wir, daß der Feind von Lome aus im 
Anmarsch aus Kamina sei. Damit nun die Funkenstation Togblekofe nicht unversehrt 
in die Hände des Feindes fiel, fuhr Regierungsbaumeister Laverenz nach Tsewie. 
Es gelang ihm, bis nach Togblekofe durchzukommen, den Turm umzulegen und 
die Maschinen unbrauchbar zu machen. Auf der Rückfahrt wurde noch die Sio-Brücke 
gesprengt. Nun hatten wir einige Tage Ruhe, aber schon hörten wir, daß der Feind 
Eisenbahnschienen von Lagos bekommen habe und dabei sei, die Brücke über den Sw 
wieder in Ordnung zu bringen. Ferner benutzte er unsere kleinen Maschinen (Lokomo 
tiven) und dasjenige rollende Material, das leider in Lome hatte bleiben müssen, dazu, 
seine Truppen zu befördern. Am 15. August wurden fünf Offiziere, mehrere andere 
Europäer und zwei Kompagnien Eingeborene dem Feind nach der Station Agbeluwos 
entgegengeschickt, um ihn zu einem Gefecht zu veranlassen. Dort wurde von den Ein 
geborenen die Mitteilung gemacht, der Feind sei noch nicht da; daraufhin fuhr man 
weiter. Leider stellte sich heraus, daß die Eingeborenen, wahrscheinlich für Geld ge 
dungen, uns falsche Angaben gemacht hatten; denn der Feind war tatsächlich schon in 
Agbeluwos. Als nun die Truppen zurückkehrten, waren inzwischen auf der Strecke die 
Schienen gelockert, und der Zug zum Entgleisen gebracht worden. Es wurde sodann der 
Marsch nach Agbeluwos angetreten. In Agbeluwos auf dem Marktplatz angekommen — 
es war abends gegen 7 Uhr —, wurden unsere Leute heftig beschossen, da sich der Feind 
in den Faktoreien und in den Stationsgebäuden verbarrikadiert hatte. In diesem Gefecht 
verloren wir einen Hauptmann (tot) und zwei Leutnants (schwer verwundet); ferner 
gerieten zwölf Deutsche in Gefangenschaft. Es war ein schwerer Verlust, aber die Leute 
haben sich tapfer geschlagen. Leider versagten hier die Eingeborenen vollständig; sehr 
viele haben das Gewehr in den Busch geworfen, die Sachen ausgezogen und sind davon 
gelaufen. In Agbeluwos vereinigten sich dann die Engländer mit den vom Mono her 
anrückenden Franzosen und gingen nun gemeinsam gegen uns vor. Wir stellten uns am 
22. August abermals am Ehra dem Feinde entgegen, das war das heftigste Gefecht, 
das stattgefunden hat. Wir mußten schließlich der Uebermacht und wegen Mangel an 
Munition weichen. Es wurde uns endlich noch gemeldet, daß eine Kompagnie Engländer 
mit einem Maschinengewehr bereits Palime passiert hätten und im Anmarsch auf Atak 
pame wären. Ferner, daß vom Osten noch eine Kompagnie Franzosen komme. Es 
wurde daher mit dem Oberkommandierenden der vereinigten Truppen in Unterhandlung 
getreten. In der Nacht vom 24. bis 25. August wurden dann in Kamina sämtliche 
Türme umgelegt, und das Maschinenhaus total vernichtet und in Brand gesteckt. Am 
27. August morgens 8 Uhr fand die Uebergabe statt. 
Togo ist heute ungefähr wie folgt aufgeteilt: Englisch ist die Küste bis Portoseguro 
am Togosee entlang bis zur Mündung des Haho, der Lome-Landbezirk, der Misahöhe- 
bezirk vom Atakpamebezirk, was westlich der Bahn liegt. Französisch sind der Anecho 
bezirk, der Atakpamebezirk östlich der Bahn, Atakpame selbst und der Sokodebezirk; über 
den Mangubezirk bin ich nicht unterrichtet. In den Bezirken, die von den Engländern 
besetzt sind, ist verschiedentlich gestohlen worden; sonst ist aber alles in ziemlicher Ord 
nung. In das Gebiet, das von den Franzosen besetzt ist, geht niemand."
	        
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