Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Togo 
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Am 14. August vertrieb eine deutsche Patrouille französische Truppen bei Chachu 6, 
eine andere deutsche Abteilung hatte ein verlustloses Gefecht gegen die Franzosen bei 
B a f i l o unweit des Mono (vgl. I, S. 167). Diese kleinen Vorstöße sollten nur die Ein 
nahme von Kamina möglichst weit hinausschieben. Dem selben Zweck dienten Gefechte 
bei A g b e l u w o e am 15. August und am Chrafluß am 22. August. Nach dem letzten 
telegraphischen Bericht des Major v. Doering vom 24. August hielt der Hauptmann 
Mans am Chra die deutsche Stellung gegen große Uebermacht und zahlreiche Geschütze 
viele Stunden mit großer Tapferkeit. Ueber das Gefecht selbst berichtet General Pineau 
in der „Times": „Am 22. August wurde, ehe es zum Kampf am Chrafluß kam, der eng 
lische Leutnant Thomson mit 22 eingeborenen Soldaten dem Kapitän Castaining, Kom 
mandeur der Marschbrigade von Dahomey, zur Verfügung gestellt. Thomsons Truppe, 
moralisch durch vorhergehende Aktionen stark erschüttert, war aus den Kräften des 
Kapitäns Castaining durch einen Sergeanten, zwei Korporale und 14 Senegalschützen 
verstärkt worden. Seit Beginn des Gefechts, etwa um 11 Uhr vormittags, befand sich 
die so gebildete gemischte Abteilung unter außerordentlich heftigem Gewehrfeuer aus den 
deutschen Schützengräben, das durch Maschinengewehre unterstützt wurde. Gegen 3Vs Uhr 
nachmittags, nachdem die Artillerie der Verbündeten in Aktion getreten war, gab Leut 
nant Thomson das Zeichen zum Sturmangriff. Trotz intensivster Unterstützung der 
ganzen Kompagnie Castainings mußte dieses mutige Unternehmen unter dem Kugel 
hagel, 50 Meter vor den deutschen Schützengräben, scheitern. Leutnant Thomson siel. 
Im englischen Eingeborenenkontingent machte sich Rückzugsbewegung geltend, und die 
auf diesen Angriff gesetzte Hoffnung schien verloren; jedoch weigerten sich die Senegal 
schützen, die Leiche des Führers, den ihnen ihr Kapitän gegeben hatte, zu verlassen, und 
es gelang ihnen, das Terrain zu nehmen." 
Trotz der heldenmütigen Verteidigung konnte sich das kleine Häuflein Deutscher auf 
die Dauer nicht gegen die Uebermacht behaupten. Schon am 27. August wurde in Lon 
don amtlich bekanntgegeben, daß dieDeutschen Togos sich den vereinigten feind 
lichen Truppen ergeben hätten (vgl. I, S. 167). Die Engländer würden stets das 
Privateigentum respektieren, der Handel des Landes und die Privatinteressen der Kauf 
leute würden möglichst wenig beeinträchtigt werden. Die Deutschen wurden als Kriegs 
gefangene unter schwarzer Bewachung auf den Bahnhof nach Atakpame abtransportiert. 
Dort wurde ihr Gepäck von den feindlichen Offizieren revidiert, wobei sich die französischen 
Senegalsoldaten unter den Augen ihrer Vorgesetzten zahlreiche Sachen der Gefangenen an 
eigneten. Es blieb den Gefangenen in der Hauptsache nur das übrig, was sie selbst oder 
einer ihrer schwarzen Diener tragen konnten. So kamen sie nach Lome, wo sie sofort am 
30. August auf den englischen Frachtdampfer „Obuasi" gebracht wurden. Hiervon blieben 
diejenigen Männer ausgenommen, die unter Polizeiaufsicht zur Wahrung der Interessen 
ihrer Firmen in dem von England besetzten Gebiet zurückbleiben durften. Die übrigen, 
auch Frauen und Kinder, wurden nach der französischen Kolonie Dahomey gebracht und 
dort interniert. 
Ueber die Vorgänge in Nordtogo sind wir nur durch folgende, kurz gehaltene fran 
zösische Meldung aus Bamako (Dahomey) im „Temps" vom 28. November unterrichtet: 
„Gleichzeitig mit der englisch-französischen Expedition im Küstengebiet von Togo wurde 
Nordtogo von französischen Eingeborenentruppen und 500 Mossireitern unter Befehl des 
Gouverneurs von Französisch-Westafrika, Arboussier, besetzt." 
Ein seit langen Jahren in Togo tätiger Pflanzer ließ dem Reichskolonialamt eine 
Schilderung der Ereignisse in Togo zugehen. Nach ihr wurde „am 5. August der 
Kriegszustand über Togo erklärt, sämtliche Mannschaften des Beurlaubtenstandes hatten 
sich zu melden. Aus diesen Leuten— Reserve bis Landsturm — wurde eine Europäer
	        
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