Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

304 Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten bis Anfang November 1914 
Infanterie wurde ausgesandt, um die kleine Besatzung zu verstärken. Die eingenommene 
Stellung war von vornherein für jede kleine Streitmacht gefährlich, anderseits war das 
Wasser für unseren Vormarsch unentbehrlich. Die Wasserstelle ist von Klippen umgeben, 
der Zugang geht durch einen engen Paß. Offenbar stellte uns der Feind, der die Gegend 
genau kannte, eine Falle; denn kaum hatten zwei unserer Geschütze ausgespannt, da 
begann auch schon der feindliche Angriff: ein deutsches Geschütz wurde auf einer Erhöhung 
in Stellung gebracht, von der aus der Kessel, in dessen Mitte sich das Wasserbecken befand, 
bestrichen werden konnte. Unsere Geschütze erwiderten sofort das Feuer und brachten den 
Gegner einen Augenblick zum Schweigen, allein die Deutschen dehnten ihren Angriff sehr 
bald aus. Der Zugang, der die Straßen nach der Station zu beherrschte, wurde ge 
nommen und nicht weniger als zehn Geschütze, die Sprenggranaten abfeuerten, wurden 
von den Angreifern in Tätigkeit gebracht. Aus allen Himmelsrichtungen beschossen, ver 
hielten sich unsere Kanoniere hervorragend tapfer, wofür die Tatsache spricht, daß alle Be 
dienungsmannschaften getötet oder verwundet wurden. Nur der befehlführende Offizier 
Leutnant Adler blieb unversehrt. Es ging nun auf die Mittagsstunde. Mittlerweile wur 
den entschlossene Versuche unternommen, die kleine Besatzung zu befreien. Der Feind 
jedoch, der etwa 2000 Mann stark war, hatte eine zu günstige Aufstellung, um einen 
Vormarsch zum Entsatz zuzulassen. Kurz nach 12 Uhr entschlossen sich unsere Kanoniere, 
deren Schießvorräte zu Ende gingen und deren Lage unhaltbar wurde, dazu, ihre Ge 
schütze unbrauchbar zu machen, was sie unter dem an Heftigkeit und Genauigkeit immer 
noch zunehmenden Feuer der Deutschen ausführten. Unsere Infanterie, meist vom ersten 
Regiment, bemühte sich, das feindliche Feuer zu schwächen. 
Als alles vernichtet worden war, was dem Feind irgendwie von Nutzen sein könnte, 
steckte die tapfere kleine Abteilung von Briten und Afrikanern die weiße Flagge auf. 
Auf die Deutschen hatte der Kampf und die schweren Verluste, die sie selbst erlitten, 
einen derartigen Eindruck gemacht, daß ihr Befehlshaber persönlich den britischen 
Obersten zu der Genauigkeit des Artilleriefeuers und dem tapferen Widerstand seiner 
Leute beglückwünschte. Alle Verwundeten wurden gut behandelt, und einer von 
ihnen durfte nach unserem Lazarett zurückkehren. Die Deutschen begruben unsere Ge 
fallenen vor den ihrigen, und zwar mit allen Kriegsehren. Gefangene Kameraden der 
Toten durften der Leichenfeier beiwohnen. Im Hauptlager war der Ernst der Lage 
schnell erkannt worden; man hatte auch keine Mühe gespart, den Entsatz der Streit- 
kräfte durchzuführen, allein der Feind erwies sich dafür allzu stark. Die Schwadronen 
der Rittmeister King und Davidson, die versucht hatten, sich einen zweiten Zugang in den 
Talkessel zu bahnen, erlitten schwere Verluste durch heftiges Maschinengewehrfeuer." 
28. September. 
Mitteilung des Reichskolonialamts: Am 28. September soll es nach englischen 
Berichten in der Nähe von Lüderitzbucht zu einem Gefecht gekommen sein, bei dem 
auf deutscher Seite fünf Mann gefallen und zwei verwundet worden sein sollen, während 
die Engländer drei Tote und vier Verwundete hatten. 
13. Oktober. 
Der Gouverneur von Angola hat die Kolonie Portugiesisch-Kongo (Kalinda) 
in Belagerungszustand erklärt. 
6. November. 
Mitteilung des Reichskolonialamts: Die Lissaboner Presse vom 6. November verbreitet 
folgende Darstellung über angebliche Vorgänge in N a u l i l a (Angola): Die Deutschen 
hätten zum Viehkauf die Grenze Angolas überschritten. Hierbei sei es zu einem Zu 
sammenstoß mit der portugiesischen Besatzung des Postens gekommen, in dessen Verlauf 
drei Deutsche, darunter ein Offizier und ein Arzt, gefallen oder verwundet worden feien.
	        
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