Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

134 Die Entwicklung der Schlachtlinie im Westen bis zum Kanal 
einem solchen Kriegsplan nicht zu schlagen, wohl aber muß man ständig auf kleine, und 
doch verlustreiche Gefechte und Ueberraschungen unfreundlichster Art gefaßt sein. Dabei 
ist mit den oft kaum überwindbaren Schwierigkeiten eines Geländes zu rechnen, in dem 
der Gegner aus Höhen und in Wäldern andauernd die günstigsten Verteidigungsstellungen 
einnehmen kann, ohne daß wir als Angreifende ihn auch nur zu erblicken vermögen. 
Das Gelände sichert der feindlichen Artillerie nicht nur die vorteilhafteste Aufstellung, 
sondern es sind ihr auch von vornherein alle Entfernungen bekannt. So kann sie un 
sere Truppen schon während des Anmarsches mit Treffsicherheit unter Feuer nehmen, 
während unsere Artillerie kaum Gelegenheit zur Auffahrt findet, geschweige denn den 
Gegner in seinen kaum entdeckbaren Stellungen zu fassen vermag. Es will etwas heißen, 
unter solchen Verhältnissen überhaupt vorwärts zu kommen, und wenn wir nachträglich 
die geräumten Stellungen der Franzosen genau besichtigen, scheint es unfaßbar, wie diese 
Stellungen jemals angegriffen, geschweige denn von dem Verteidiger aufgegeben werden 
konnten. Aber es kommt den Franzosen hier eben weniger darauf an, uns zurückzu 
drängen, als uns dauernd zu beunruhigen und zur Ansammlung größerer Streitkräfte 
zu veranlassen, die dadurch anderen wichtigen Punkten entzogen werden sollen, ohne daß 
sie sich in dem unübersehbaren, zerklüfteten Terrain der Vogesen eigentlich wirkungsvoll 
entwickeln können. Und da den Gegnern dieser sehnlichste Wunsch der Heranlockung 
großer Massen nicht erfüllt wird, gibt es für die hier beschäftigten Truppen ein stän 
diges Hin und Her der Bewegung, bald mehrere Tage währendes Gefecht und Sturm, 
bald plötzliches Aufgeben bereits genommener Höhen oder Ortschaften, zu deren Wieder 
gewinn der Gegner überlegene Kräfte herbeizieht. So sind wir über die Grenzhöhe 
von Col St. Marie durch ein idyllisches Tal über Wisembach und Laveline bis dicht 
an das Ufer der Meurthe, vorläufig unsere Grenzlinie, vorgedrungen. * 
Anschließend an die zurückgehende bayerische Armee wurde auch die siebente Armee 
am 12. September von der Meurthe zurückgezogen. St. Dis und Baccarat 
wurden geräumt, jedoch der Kamm der Vogesen trotz energischer französischer Vorstöße, 
besonders im Breuschtal und bei Senones und Saales, erfolgreich behauptet. 
Inden oberelsässischen Vogesentälern war die allgemeine Lage im September 
und Oktober im wesentlichen dieselbe wie im ersten Monat des Feldzugs: die Franzosen 
hielten die wichtigsten Täler besetzt, jedoch befanden sich die Ausgänge fast durchweg in 
den Händen der Deutschen und waren von ihnen gut befestigt. Die Franzosen blieben 
auf den Höhen und statteten nur dann und wann den im Tal gelegenen Orten kleine 
Besuche ab, um Lebensmittel und Kleidungsstücke zu requierieren, oder auch deutsche 
Beamte fortzuschleppen, wenn sie sich erwischen ließen. Zu bedeutenderen Zusammen 
stößen kam es nur im Gebweiler Tal, wo württembergische Landwehr die französischen 
Jäger und ihre Gebirgsartillerie zurückhielt, und vor allem im Münstertal, wo die 
deutschen Truppen erfolgreich gegen die Schlucht vordrangen. 
Die Kämpfe im Sundgau 
In offensichtlichem Zusammenhang mit der allgemeinen französischen Offensive, die am 
7. September begann (vgl. S. 107), unternahm auch die Besatzung von Belfort einen neuen 
Vorstoß gegen den Sundgau. Die Kämpfe entwickelten sich vom 9. bis 12. Sep 
tember auf der Linie Reinigen—Schweighausen—Sennheim (vgl. die Karte I, S. 115). 
Am 8. September ging eine Division Franzosen, von Delle her kommend, nahe der 
schweizerischen Grenze vor. Weitere französische Truppen drangen über Altmünsterol 
in den Sundgau ein. Auch über La Chapelle rückte eine Division gegen Sentheim und 
gleichzeitig gingen vom Belchen her über Sewm-Gebweiler weitere Truppenteile vor; 
schließlich marschierte auf der Straße von Bussang mehr als eine Division. Ueber ändert-
	        
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