Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

132 Die Entwicklung der Schlachtlinie im Westen bis zum Kanal 
DieKämpfe der Armee des deutschenKronprinzen 
Unter fortwährenden schweren Kämpfen war die Armee des deutschen Kronprinzen 
dem Feind durch die Argonnen nach Süden gefolgt (vgl. I, S. 263). In der Gegend 
von Vaubeeourt und Triaueourt stieß sie auf zähen Widerstand, da die Fran 
zosen aus Bar-le-Duc, einem starken Waffenplatz, immer neue Verstärkungen heran 
führen konnten. 
Da die bayerische Armee, die von Osten her den Angriff auf den französischen 
Festungsgürtel unternommen hatte und mit der von Westen her angreifenden Kron 
prinzenarmee kooperieren sollte, zurückging, trat auch diese am 12. September den Rück 
zug an. Dieser Entschluß war um so notwendiger, als ja auch die rechts an sie an 
schließenden Armeen im Zusammenhang mit den Kämpfen an der Marne zurück 
genommen wurden (vgl. S. 113) und überdies ein starker Flankenstoß von Verdun her 
zu erwarten stand, der die Armee vom Hauptheer abschneiden sollte. Der Rückmarsch 
durch die Argonnen vollzog sich so rasch, daß dieser Seitenstoß auf leere Stellungen traf. 
Das Gros der Armee erreichte am 14. September die Gegend von Montfaueon, das 
kronprinzliche Hauptquartier kam nach Stenay zurück. 
Am 17. September nahm die Kronprinzenarmee die Offensive wieder aus. Wenige 
Tage später wurde Varennes im Sturm zurückerobert. In den folgenden Wochen 
arbeitete sich die Armee in langwierigen Waldgesechten langsam vorwärts, näher an 
Verdun heran und durch die Argonnen. Mit unglaublicher Zähigkeit hatten sich die 
Franzosen in dem fast undurchdringlichen Dickicht eingenistet und das für einen hart 
näckigen Verteidigungskampf ohnehin wie geschaffene Gelände verstärkt: Verhaue, Draht 
hindernisse, fünffach hintereinander, Schützengräben, gemauerte Eindeckungen mit Schieß 
scharten, Flankierungen, stockwerkartige Schanzen, Laufgräben im Zickzack: alles meister 
haft ausgebaut und ineinandergreifend, so daß sich unsere Truppen wie Maulwürfe 
vorwärts graben mußten, mit Minen, Handgranaten, Sandsäcken und Stahlblenden, 
zugleich auch gegen oben sich deckend, wo Scharfschützen und Alpenjäger von Bäumen 
und Kanzeln herab ihnen mit Kopf- und Rückenschüffen auflauerten. 
Ueber die schwierigen Umstände, unter denen in den Argonnen gekämpft wird, 
berichtet ein Feldpostbrief: „Wenn man in unseren Schützen- und Deckungsgräben an den 
Unterständen Aufschriften liest, die ein gesunder Soldatenhumor geschaffen hat, wie zum 
Beispiel: „Haus zum frierenden Baumaffen", oder „Zum Höhlenbären", so kann auch 
der Unkundige leicht den Sinn dieser vielsagenden Worte enträtseln. 
Seit wir am 28. September durch einen energischen Vorstoß die Franzosen eine gute 
Strecke weit in den Argonnenwald zurückgeworfen haben, sind wir zu „Höhlenbewohnern" 
geworden und bewegen uns mindestens ebensoviel unter wie über der Erde. 
Wir sind eben in einen neuen Abschnitt des Kampfes eingetreten, in den des Stellungs 
krieges. Für uns ist daraus ein dauernder Waldkampf geworden. Fast drei Wochen 
nun liegen sich hier Franzosen und Deutsche, bis zum Kops eingegraben, beobachtend 
gegenüber. Jeder lauert, ob er dem anderen Schwächen abspähen kann und bemüht sich, 
diese auszunutzen. 
Trotz des ungeheuer schwierigen Waldgeländes ist es unseren tapferen Truppen nicht 
nur gelungen, einen starken, mit allen Verhältnissen des Landes wohlvertrauten Gegner 
überall in Schranken zu halten und feindliche Vorstöße abzuweisen, sondern auch an 
verschiedenen Punkten wesentliche Vorteile zu erringen und vorwärts an Gelände zu 
gewinnen. Was das hier im dichten Busch heißt, davon kann sich eigentlich nur der 
Beteiligte eine Vorstellung machen.
	        
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