Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

246 Das Ringen im Osten bis zur Neugruppierung der verbündeten Heere 
Es wurde bereits erwähnt, daß die Russen die polnischen Legionen als Freischärler 
behandeln möchten. Daraufhin hat die österreichisch-ungarische Regierung 
den neutralen Staaten folgende Verbalnote zukommen lassen: „Der Oberkomman 
dierende der russischen Armee ließ in polnischen Blättern eine Erklärung veröffentlichen, 
die besagt, daß die Mitglieder der „Sokols" genannten polnischen Organisationen, die in 
Galizien an den Kämpfen gegen die russischen Trupperl teilnehmen. Explosivkugeln mit 
abgeschnittener Spitze verwenden. Daran knüpft der Oberkommandierende die Weisung, 
die „Sokols" und andere Vereine dieser Art nicht als Kriegführende anzuerkennen und 
gegen die Mitglieder mit aller Strenge der Heeresgesetze vorzugehen. Die österreichisch- 
ungarische Regierung stellt dem gegenüber in aller Form folgendes fest: Mit der er 
wähnten Bezeichnung „Sokols und andere Vereine", können offenbar nur polnische 
Legionen gemeint sein, die zum Teil aus den Mitgliedern solcher Vereine zusammen 
gesetzt sind. Dieser Umstand kann aber in bezug auf die Qualifizierung der polnischen 
Legionen hinsichtlich des Kriegsrechts in keiner Weise in Betracht kommen. Die Legionen 
werden auf solche Art gebildet, daß sie nicht nur allen Bedingungen entsprechen, die im 
ersten Artikel des Reglements betreffend die Gesetze und Bräuche des Landkrieges vor 
geschrieben sind, sondern sie bilden auch einen Teil der österreichisch-ungarischen Armee, 
mit der sie durch ein organisches Band verknüpft sind. Ihre Mitglieder leisten den 
Fahneneid. Ihre Unterabteilungen werden von österreichisch-ungarischen Osfizieren kom 
mandiert. Sie haben an der Spitze einen österreichisch-ungarischen General, der selbst 
unter dem Befehl eines Armeekommandos steht. Was die angebliche Verwendung von 
Explostokugeln mit abgeschnittener Spitze durch die polnischen Legionen anbelangt, so 
erklärt die österreichisch-ungarische Regierung, daß weder diese Legionen, noch irgend ein 
anderer Teil der österreichisch-ungarischen Armee sich solcher Projektile bedient. Ange 
sichts dieses Standes der Tinge würde jede Handlung Rußlands, welche die Nicht 
anerkennung der polnischen Legionen als Kriegführende enthielte, offenbar eine flagrante 
Verletzung der Haager Bestimmungen bilden, wogegen die österreichisch-ungarische Regie 
rung den entschiedensten Protest erhebt." 
Die Ereignisse aufdem östlichen Kriegsschauplatz 
seit Mitte September 
Zusammenfassende Darstellung 
Ter folgende — wohl offizielle — Bericht über die deutsch-österreichisch-ungarische 
Kooperation im Osten ist erst nach dem Abschluß unserer eigenen Darstellung in der 
Presse erschienen. Wenn auch beide Schilderungen in den Grundzügen übereinstimmen, 
so werden doch erst hier die feineren Fäden bloßgelegt, durch die die Ereignisse auf den 
verschiedenen Teilen des östlichen Kriegstheaters unter einander zusammenhängen, erst hier 
sehen wir die ganze Kette von Ursachen und Wirkungen lückenlos zusammengeschlossen. 
Der Bericht setzt nach der Schlacht bei Tannenberg ein. „Nach der Vernichtung 
und Vertreibung der in Ostpreußen eingefallenen russischen Armeen waren erhebliche 
Teile der deutschen Streitkräfte zu neuer Verwendung frei geworden. Da die öster 
reichisch-ungarischen Armeen, von stark überlegenen russischen Kräften angegriffen, um 
diese Zeit im Zurückgehen über den San hinter die Wisloka sich befanden, wurden die 
frei gewordenen deutschen Kräfte nach Südpolen befördert, mit der Aufgabe, die Ver 
bündeten durch eine Offensive durch Südpolen über die Weichsel gegen den Rücken der 
über den San folgenden russischen Kräfte zu unterstützen. Unsere Bundesgenossen schoben
	        
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