Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

Die Kriegstagung des deutschen Reichstags am Dienstag dem 4. August 39 
Regierung von Anfang an keine Zweifel gelassen wurden, in Verbindung mit ihrer 
fortgesetzten Ableugnung zeigen klar, daß Rußland den Krieg wollte. 
Der kaiserliche Botschafter in Petersburg hat die ihm ausgetragene Mitteilung an 
Herrn Sasanow am 31. Juli um 12 Uhr nachts gemacht. 
Nachdem die Rußland gestellte Frist verstrichen war, ohne daß eine Antwort auf 
unsere Anfrage eingegangen wäre, hat Seine Majestät der Kaiser und König am 1. August 
um 5 Uhr abends die M o b i l m a ch u n g des gesamten deutschen Heeres und der kaiser 
lichen Marine befohlen. Der kaiserliche Botschafter in Petersburg hatte inzwischen den 
Auftrag erhalten, falls die russische Regierung innerhalb der ihr gestellten Frist keine 
befriedigende Antwort erteilen würde, ihr mitzuteilen, daß wir uns im Kriegszu 
stand mit Rußland befindlich erachten. Ehe jedoch eine Meldung über die Aus 
führung dieses Auftrages einlief, überschritten russische Truppen, und zwar schon am 
Nachmittag des 1. August, unsere Grenzen und rückten auf deutschem Gebiet vor. 
Hiermit hat Rußland den Krieg gegen uns begonnen. 
Inzwischen hatte der kaiserliche Botschafter in Paris die ihm befohlene Anfrage 
an das französische Kabinett am 31. Juli um 7 Uhr nachmittags gestellt. 
Der französische Ministerpräsident hat darauf am 1. August um 1 Uhr 
nachmittags eine zweideutige und unbefriedigende Antwort erteilt, die 
über die Stellungnahme Frankreichs kein klares Bild gibt, da sie sich darauf beschränkte, 
zu erklären, Frankreich würde das tun, was seine Interessen ihm geböten. Wenige 
Stunden darauf, um 5 Uhr nachmittags, wurde dieMobilisierungdergefam- 
ten französischen Armee und Flotte angeordnet. 
Am Morgen des nächsten Tages eröffnete Frankreich die Feindselig 
keiten. 
Abgeschlossen am 2. August mittags. 
Das Weißbuch schließt mit der Wiedergabe einiger Arttkel aus der „Norddeutschen 
Allgemeinen Zeitung", der österreichischen Note nebst dem Kommentar an die Mächte 
und des Telegrammwechsels zwischen dem Reichskanzler und deutschen Botschaftern. 
Die Kriegötagung des deutschen Reichstags 
am Dienetag dem 4. August 1914 
Eröffnung des Reichstags durch den Kaiser im Schloß zu Berlin 
Der Kaiser eröffnete mittags 1 Uhr im Weißen Saale des königlichen Schlosses die 
außerordentliche Session des Reichstages mit folgender Thronrede: 
Geehrte Herren! 
In schicksalsschwerer Stunde habe ich die gewählten Vertreter des deutschen Volkes 
um mich versammelt. Fast ein halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des 
Friedens verharren. Versuche, Deutschland kriegerische Neigungen anzudichten und seine 
Stellung in der Welt einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte Proben 
gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat meine Regierung auch unter herausfordernden 
Umständen die Entwickelung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte als 
höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie unermüdlich wir in dem Drang 
und den Wirren der letzten Jahre in erster Reche standen, um den Völkern Europas 
einen Krieg zwischen Großmächten zu ersparen.
	        
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