Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

210 Die Besetzung Belgiens bis zur Einschließung von Antwerpen 
deghem in der Nähe von Wetteren, südöstlich von Gent, fand am 5. September ein 
Gefecht statt. Die Belgier mußten sich vor der feindlichen Uebermacht zurückziehen. Ein 
Kommandant ist gefallen. 
7. September. 
Die Königin der Belgier ist nach Antwerpen zurückgekehrt. 
8. September. 
Die deutschen Truppen haben die Belgier bei Melle nach einem Bombardement 
zurückgeworfen. Sie lagerten am 7. September in der Gegend von Termonde und Aalst 
und rücken nun in der Richtung auf Gent vor. Der deutsche General ersuchte den 
Bürgermeister von Gent, nach Oordeghem zu kommen, um mit ihm zu verhandeln. Es 
wurde ein Uebereinkommen dahin erzielt, daß die deutschen Truppen nicht in die Stadt 
Gent einziehen, die dortige Bürgerwacht entwaffnet wird und die Stadt bestimmte Heeres 
lieferungen leistet. In Gent war die Freude groß. Gleichwohl ereignete sich am Nach 
mittag ein Zwischenfall. Infolge eines Mißverständnisses wurde in Gent auf zwei 
deutsche Offiziere geschossen, von denen einer getötet und der zweite verwundet wurde. 
Der Bürgermeister begab sich sofort wieder zu dem deutschen General, um mit ihm über 
die Angelegenheit zu verhandeln. 
9. September. 
Alles Gold der Nationalbank ist von Antwerpen nach London gebracht worden. 
Dem belgischen Generalstab sind zwei englische Offiziere beigegeben worden. Das südlich 
von Antwerpen liegende Land soll in einer Ausdehnung von 70 Quadratmeilen über 
schwemmt werden, um die Deutschen am Einmarsch zu hindern. Die Wassertiefe wird 
zwischen einigen Zoll und mehreren Fuß schwanken. 
14. September. 
Amtliche Meldung: Ein Ausfall aus Antwerpen, den drei belgische Divisionen 
unternahmen, ist zurückgeworfen worden. 
Der Einzug der Deutschen in Brüssel 
Nach Erzählungen von Augenzeugen 
Fast bis zum letzten Augenblick wußte man in Brüssel, wo man noch nicht einmal 
an den Fall Lüttichs glaubte, das Heranrücken der Deutschen zu verheimlichen. 
Erst am 19. August dämmerte den Brüsselern allmählich die Erkenntnis dessen, was ihnen 
bevorstand. „Vom frühen Morgen an", erzählt ein Holländer, „strömten Tausende von 
Flüchtlingen aus der Gegend von Diest, Cumtich, Tirlemont und Löwen in die Stadt 
und gegen Mittag wurde diese traurige Schar, die Brüssel mit Wehklagen erfüllte, noch 
vermehrt durch die Bewohner des flachen Landes zwischen Brüssel, Löwen und Mecheln, 
die bei der Botschaft von dem Herannahen der „Preußen" und aus Angst vor ihren 
Gewalttaten geflohen waren. Gegen Abend, als man an diesem Herannahen nicht mehr 
zweifeln konnte, auch die vertrauensseligsten Optimisten nicht, die aus die rosigen Berichte 
des Kriegsministeriums schworen, wuchs die Erregung sich zur Panik aus, und das war 
in dem großen und sonst so fröhlichen Brüssel das Jammervollste, das man sich vor 
stellen konnte. Wenn man sah, wie ein armer Bauer seine darbenden Angehörigen und 
seine armselige Habe auf eine Karre lud, und sich selbst neben einem magern Esel ans 
Ziehen machte, dann wurde man ergriffen, und doch sagte man sich wieder, daß dies nun 
einmal im Kriege nicht anders ist, vielmehr in die ganze Umgebung hineinpaßt, in die 
verlassenen Aecker und Felder, die von frisch aufgeworfenen Laufgräben durchschnitten 
werden, und in das Durcheinander von weggeworfenen Tornistern, menschlichen Leichen 
und Pferdekadavern." Das allgemeine Entsetzen war derart, daß ein englischer Kino-
	        
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