Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

Die Besetzung Belgiens bis zur 
Einschließung von Antwerpen 
Oesterreichische Kriegserklärung an Belgien 
28. August. 
Der österreichisch-ungarische Gesandte am belgischen Hof ist beauftragt worden, dem 
belgischen Minister des Aeußern zu telegraphieren: „Ta Belgien nach Ablehnung der 
ihm wiederholt vom Deutschen Reich gestellten Anträge Frankreich und Großbritannien 
seinen militärischen Beistand leiht, die beide an Oesterreich-Ungarn den Krieg erklärt 
haben, und, wie festgestellt, österreichische und ungarische Staatsangehörige in Belgien 
unter den Augen der belgischen Behörden eine Behandlung über sich ergehen lassen 
mußten, die den einfachsten Anforderungen der Menschlichkeit widerspricht und selbst 
gegenüber Untertanen eines feindlichen Staates unzulässig ist, sieht sich Oesterreich- 
Ungarn veranlaßt, die diplomatischen Beziehungen abzubrechen und betrachtet sich von 
diesem Augenblick ab als im Kriegszustand mit Belgien befindlich." 
Der Gesandte hat Belgien mit dem Personal der Gesandtschaft verlassen und den 
Schutz der österreichischen und ungarischen Staatsangehörigen dem Gesandten der Ver 
einigten Staaten von Amerika anvertraut. 
Von Lüttich über Ramm nach Maubeuge 
Amtliche Meldungen 
19. August. 
Vor seiner Ueberführung nach Deutschland (S. 90) hat der gefangene Verteidiger 
von Lüttich, General Leman, folgenden B e r i ch t an seinen König geschickt: „Nach den 
ehrenvollen Gefechten, welche die dritte Heeresdivision, verstärkt durch die 15. Brigade, 
am 4., 5. und 6. August geliefert hatte, war ich der Ansicht, daß die Lütticher Forts 
nur noch als Riegel dienen könnten. Immerhin behielt ich die Kriegsleitung dieses 
Platzes in Händen, um die Verteidigung zu regeln und einen moralischen Einfluß auf 
die Besatzungen der Forts auszuüben. Daß diese Beschlüsse berechtigt waren, hat sich 
in der Folge ergeben. Eure Majestät weiß übrigens, daß ich in dem Fort Loncin mein 
Quartier genommen hatte. Mit Betrübnis werden Eure Majestät vernehmen, daß 
dieses Fort kurz nach 5 Uhr nachmittags gesprengt worden war und daß die Mehrzahl 
seiner Besatzung, vielleicht vier Fünftel, unter den Ruinen begraben liegt. Daß ich bei 
diesem Unglück das Leben nickt eingebüßt habe verdanke ich meiner Oberordonnanz, 
dem Infanterie-Unteroffizier Collard, der vermutlich das Unheil nicht überlebt hat, dem 
Gendarmen Thevenin und den Ordonnanzen van den Bösche und Lecocq, die mich von 
einer Stelle des Forts wegholten, wo ich Gefahr lief, durch Pulvergase zu ersticken. 
Ich wurde in einen Graben getragen, wo ich niederfiel. Ein deutscher Hauptmann, 
namens Gruson, reichte mir zu trinken. Ich wurde als Kriegsgefangener in das La 
zarett zu Lüttich übergeführt. Ich bin mir gewiß, die Ehre unserer Waffen hochge 
halten zu haben; ich habe weder die Festung noch die Forts übergeben Ich habe 
durch das Auffliegen Loncins körperlich sehr gelitten. In Deutschland, wohin ich jetzt 
gebracht werde, sollen meine Gedanken wie früher Belgien und seinem König gelten. Gern 
hätte ich mein Leben geopfert, um beiden besser zu dienen, aber der Tod hat mich nicht gewollt".
	        
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