Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

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Während des Aufmarschs 
feierlich gegebenen Versprechens als englische Kolonie. Im Namen der Freiheit verliert 
einer der malayischen Schutzstaaten nach dem anderen seine Selbständigkeit zugunsten 
Englands. Im Namen der Freiheit sucht es durch Zerschneidung des deutschen Kabels 
zu verhindern, daß die Wahrheit in die Welt dringt. Der englische Ministerpräsident 
irrt. Seit England sich mit Rußland und Japan gegen Deutschland verband, hat es 
in einer in der Geschichte der Welt einzig dastehenden Verblendung die Zivilisation ver 
raten und die Sache der Freiheit der europäischen Völker und Staaten dem deutschen 
Schwert zur Wahrung übertragen." v. Bethmann-Hollweg. 
Dazu bemerkt das „Berliner Tageblatt" treffend: „Wir stehen hier vor einem Feinde, 
den niederzuringen noch viel schwieriger ist als die Kraftprobe in offener Feldschlacht. Die 
Welt ist tatsächlich an die englische, und wie man hinzusetzen muß» an die französische 
Ausdrucksweise gewöhnt. Nicht bloß die von unseren heutigen Gegnern abhängigen Län 
der, auch die neutralen Mächte stehen fast durchweg unter dem journalistischen Druck der 
deutschfeindlichen Nachrichtenmache. Um dieses Ziel zu erreichen, um das Deutsche Reich 
in der auswärtigen Presse matt zu setzen, sind auch die gröbsten Mittel nicht verschmäht 
worden. Man hat mit Bestechungsgeldern nicht gekargt, um sich einzelne einflußreiche 
Preßunternehmungen gefügig zu machen. Der Erfolg auf diesem Gebiet wäre nicht so 
groß gewesen, wenn das Deutsche Reich rechtzeitig Gegenmaßnahmen getroffen hätte. 
Man hat bei uns allzu lange die Bedeutung der öffentlichen Meinung unterschätzt."- 
Die Unwahrhaftigkeit unserer Feinde 
von Gerhart Hauptmann 
Wir sind ein eminent friedliches Volk. Der oberflächliche Feuilletonist Bergson in 
Paris mag uns immerhin Barbaren nennen. Der große Dichter und verblendete 
Gallomane Maeterlinck uns mit ähnlichen hübschen Titeln belegen, nachdem er uns früher 
„das Gewissen Europas" genannt hat. Die Welt weiß, daß wir ein altes Kulturvolk sind. 
Die Idee des Weltbürgertums hat nirgends tiefere Wurzeln geschlagen, als bei uns. 
Man betrachte unsere Uebersetzungs-Literatur und nenne mir dann ein Volk, das sich 
ebenso wie wir bemüht, dem Geiste und der Eigenart anderer Völker gerecht zu werden, 
ihre Seele liebevoll eingehend zu verstehen. Auch Maeterlinck hat bei uns seinen Ruhm 
und sein Gold gewonnen. Für einen Salon-Philosophaster wie Bergson ist allerdings 
im Lande Kants und Schopenhauers kein Platz. 
Ich spreche es aus: wir haben und hatten keinen Haß gegen Frankreich: wir haben 
einen Kultus mit der bildenden Kunst, Skulptur und Malerei, und mit der Literatur 
dieses Landes getrieben. Die Wertschätzung Rodins wurde von Deutschland aus in 
die Wege geleitet, wir verehren Anatole France; Maupasiant, Flaubert, Balzac wirken 
bei uns wie deutsche Schriftsteller. Wir haben tiefe Zuneigung zu dem Volkstum Süd 
frankreichs. Leidenschaftliche Verehrer Mistrals findet man in kleinen deutschen 
Städten, in Gäßchen und Mansarden. Es war schmerzlich zu bedauern, daß Deutsch 
land und Frankreich politisch nicht Freunde sein konnten. Sie hätten es sein müssen, 
weil sie Verwalter des kontinentalen Gcistesgutes, weil sie zwei große durchkultivierte 
europäische Kernvölker sind. Das Schicksal wollte es anders. 
1870 erkämpften sich die deutschen Stämme die deutsche Einheit und das Deutsche 
Reich. Unter diesen Errungenschaften ward unserem Volke eine mehr als 40jährige 
friedliche Epoche beschieden. Eine Zeit des Keimens, des Wachsens, des Erstarkens, des 
Blühens, des Fruchttragens ohnegleichen. Aus einer immer zahlreicher werdenden Be 
völkerung bildeten sich immer zahlreichere Individuen. Individuelle Tatkraft und 
allgemeine Spannkraft führten zu den großen Leistungen unserer Industrie, unseres
	        
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