Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

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Währenddes Aufmarschs 
können und weiß, daß dieses Volk keiner unnötigen Grausamkeit, keiner Roheit fähig 
ist. Wir werden siegen dank der moralischen Wucht, die die gerechte 
Sache unseren Truppen gibt, und schließlich wird auch die größte Lüge 
unsere Sache so wenig wie unser Recht verdunkeln können.* 
So der Reichskanzler Bethmann-Hollweg in einem Dokument, das dauernden geschicht 
lichen Wert behalten wird. 
Die deutsche Wahrheit wird unterstrichen auch von nichtdeutschen Männern und 
Stellen. So protestiert der amerikanische Botschafter in Berlin gegen den „Verleum 
dungsfeldzug*, der gegen Deutschland geführt wird. Diesem Protest schließt sich der 
spanische Botschafter an. Und auch die deutsche Sozialdemokratie versucht, ihre inter 
nationalen Beziehungen in den Dienst der Wahrheit zu stellen. Aber nach England 
dringt nichts davon; denn das Reuterbureau hat alle aus Deutschland kommenden Be 
richte neuerdings von der Weiterbeförderung einfach ausgeschlossen. So sehr fürchtet 
England die Wahrheit. 
Eines aber muß Deutschland aus diesem Lügenkrieg für die künftige Friedensarbeit 
lernen: die Pflicht, einen internationalen Nachrichtendienst so zu organisieren, daß er unab 
hängig von Englands Monopolgewalt die deutschen Interessen sicherstellt. Eine Mobil 
machung der Verbindung mit der öffentlichen Meinung der Welt muß schon im Frieden 
so vorbereitet sein, daß wir durch einen Krieg nicht überrumpelt und von der Welt ab 
geschnitten werden. Die Erfahrung dieses Kriegs wird das Verständnis für solche Not 
wendigkeiten stärken und auch die großen Mittel für eine Weltkabelherrschaft Deutsch 
lands schaffen können und müssen. 
Proteste gegen den Lügenkrieg unserer Gegner 
Björn Björnson, der Sohn des großen skandinavischen Dichters war einer der 
ersten, die machtvoll gegen die Lügen unserer Feinde aufstanden. „Wenn man von dem 
russischen Doppelspiel liest", schreibt Björnson, „so begreift man Deutschlands unermeß 
lichen Zorn über die gebrochenen russischen Ehrenworte und die Friedenstelegramme des 
Zaren." Björnson schildert dann mit Bewunderung das Funktionieren des deutschen 
Militärapparats. Dieses Rubrikwesen, das sonst so kalt nnd unpersönlich gewirkt habe, 
— in diesen Tagen sei es genial geworden. „Alle, die in den Krieg müssen, strahlen 
vor Begeisterung. Ich habe unter den Tausenden hier keine einzige Ausnahme gesehen. 
Alle marschieren in taktfester Disziplin glücklich in ihrem festen Glauben auf Deutsch 
lands gute Sache zu den Grenzen vor. Ich sprach die verschiedensten Menschen. Sie 
alle zusammen sind gleich, der Arbeiter, der Mittelstand, kein Unterschied. Und bei jedem 
neuen Feind, der sich tagtäglich meldet, werden sie nur noch sicherer, noch fester in ihrer 
Kampfeslust. Bei den Zurückbleibenden derselbe Eindruck! Eine imponierende Ruhe. 
Das ist das große Volk! So geht es in diesen Krieg, den größten der Weltgeschichte, 
den je ein Volk auf einmal durchzukämpfen hätte. Gesetzt den Fall", schließt Björnson, 
„Deutschland und Oesterreich sollten verlieren, so sind es England und Frankreich, die 
dem Henker sein Opfer geben. Mein Herz blutet." 
Björn Björnson hat in Berlin einen Nachrichtendienst eingerichtet, der in den nordi 
schen Ländern der Wahrheit zum Recht verhelfen soll. Aber selbst dort hatten die eng 
lischen und französischen Meldungen schon soviel Unheil gestiftet, daß man seine Berichte 
anfangs für gefärbt hielt, besonders in Dänemark. 
Verzweiflungsvoll baten die Ausländsdeutschen um rasche Aufklärung der öffentlichen 
Meinung. Die amtlichen Organe des Reichs hielten sich jedoch zunächst in vornehmer Ver 
achtung zurück. Der Reichskanzler war gleich nach den ersten kriegerischen Operationen, 
als die Lügenfabriken zu arbeiten begannen, von dem Generaldirektor der amerikanischen
	        
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