Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

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Während des Aufmarschs 
saßt, ist demnach etwa 290 000 Mann Infanterie und 9500 Reiter stark und mit 624 
Geschützen sowie 236 Maschinengewehren ausgerüstet. 
Das dritte Aufgebot, dem alle Wehrfähigen bis zum 50. Lebensjahr angehören, ent 
spricht unserem Landsturm und dient zu Etappen- und Besatzungszwecken. 
Die neue graugrüne Uniform des serbischen Heeres besteht in Mantel, Bluse und 
Hose halbbosnischen Schnittes; als Waffen dienen das 7 win-Mauser-Repetiergewehr 
Modell 99, ein Mauserkarabiner gleichen Kalibers für die Reiterei, 7,5 om-Schnellfeuer- 
kanonen mit Rohrrücklauf und Schutzschilden, 7 cw-Gebirgsgeschützen Modell 07, sowie 
aus 12- und 15 vw-Schnellfeuerhaubitzen Schneider-Creusot. 
Die ersten Gefechte und die Beschießung von Belgrad 
28. Juli. 
Amtliche Meldung aus Wien: Die im Raum bei Semendria versammelt gewesenen ser 
bischen Truppenteile sind in südlicher Richtung im Moravatale vermutlich gegen Svilajnatz 
abmarschiert. Unmittelbar an der Donau stehen nur schwächere Kräfte, darunter der Land 
sturm. Bei Valjevo und Kzice werden dauernd Truppen zusammengezogen. An der Drina bei 
Lesnica und südlich bei Bajina Baschta stehen Freiwilligenabteilungen außer regulären 
Truppen. Die neu formierten Divisionen in Novibazar sind über Sjenica an den Lim vor 
marschiert. In der Gegend bei Prijepolje steht eine Brigade mit Gebirgsartillerie. Die 
Truppen, die in Neuserbien bei Jstip nächst der bulgarischen Grenze gestanden haben, sind 
mit der Bahn nach Norden gebracht worden. Einige serbische Flußdampfer und requirierte 
Handelsschiffe, die in Eile als Minenleger eingerichtet worden sind, haben versucht, an 
einzelnen Punkten der Donau und der Save Flußminen zu legen. Diese Versuche sind 
bisher gescheitert. Serbische Militärflieger unternahmen Erkundungsflüge längs der 
Grenze. Die Kämpfe an der Drina, dem bosnisch-serbischen Grenzfluß, haben be 
gonnen. Serbische Freiwillige haben an mehreren Stellen den Fluß besetzt. Oester- 
reichisch-ungarische Grenztruppen erwiderten das Feuer. 
Die österreichisch-ungarischen Truppen haben die ungarisch-serbische Grenze 
bei Mitrowitz an der Save überschritten. Auf der Donau bei Kochewo wurden die 
serbischen Truppentransportdampfer „Narda" und „Zar Nikolaus" von Booten der 
österreichisch-ungarischen Donauflotte ausgebracht. Dabei wurden die ersten serbischen 
Gefangenen gemacht. 
29. Juli. 
Die Serben versuchten bald nach Mitternacht die Brücke zwischen Semlin und Belgrad 
zu sprengen. Oesterreichisch-ungarische Infanterie und Artillerie haben darauf im Verein 
mit den Donaumonitoren die serbischen Positionen jenseits der Brücke beschossen. Die 
Serben zogen sich nach kurzem Kamps zurück. Die österreichisch-ungarischen Verluste 
sind unbedeutend. 
30. Juli. 
Etwa um Mitternacht begann auf der Belgrader Seite nach längerer Ruhe wieder 
Maschinengewehrfeuer, woraus die österreichisch-ungarischen Monitoren die Stadt abermals 
beschossen. Gegen 1 Uhr nachts explodierte infolge dieses Bombardements in der Stadt ein 
Pulverturm. Beim Morgengrauen versuchten die Serben wiederum erfolglos die Brücke zu 
sprengen und die Brückenpfeiler, die sich gesenkt hatten, zum Einsturz zu bringen. Als 
vom serbischen Zollhaus aus geschossen wurde, richtete die österreichisch-ungarische Ar 
tillerie ihr Feuer auf dieses Gebäude, das kurz darauf im Schutt lag. Gleichzeitig ent 
standen in Belgrad an mehreren Stellen der Stadt Feuersbrünste. 
Bei Progar an der Save scheiterte der Versuch einer irregulären Bande von 60 Mann, 
den Fluß zu überschreiten, an der Wachsamkeit der österreichisch-ungarischen Vorposten.
	        
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