Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

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Während des Aufmarschs 
Weitere Kämpfe im Elsaß 
Amtliche Meldungen. 
14. August. 
Eine kleine Festungsabteilung aus Straßburg hat eine Schlappe erlitten. Zwei 
Festungsbataillone mit Geschützen und Maschinengewehren aus Festungsbeständen waren 
im Vogesenpaß von S ch i r m e ck vorgegangen. Sie wurden durch feindliches Artillerie 
feuer vom Donon her überfallen. In der engen Paßstraße sind die Geschütze und 
Maschinengewehre zerschossen und unbrauchbar gemacht liegen geblieben. Jedenfalls sind 
sie vom Feind erbeutet worden, der später auf Schirmeck vorging, ein unbedeutendes 
Kriegsereignis, das keinerlei Einfluß auf die Operationen hat, aber den Truppen ein 
warnendes Beispiel vor Tollkühnheit und Unvorsichtigkeit sein soll. Die wiedergesammel 
ten Festungstruppen haben den Festungsbereich unversolgt erreicht. Sie hatten zwar ihre 
Geschütze, aber nicht den Mut verloren. Ob bei diesem Vorgang Verrat der Landes 
bewohner mitgespielt hat, wird noch festgestellt werden. 
19. August. 
Bayerische und badische Truppen schlugen die bis W e i l e r, 15 Kilometer nordwestlich 
von Schlettstadt, vorgedrungene französische 55. Jnfanteriebrigade, brachten ihr große 
Verluste bei und warfen sie über die Vogesen zurück. 
Der Erfolg bei Schirmeck gab den Franzosen einen Stützpunkt. Sie nahmen den 
Vogesensattel und suchten, nachdem ihr Vorgehen im Süden aufgehalten war, von Nord 
westen über Schirmeck auf Schlettstadt vorzudringen. Auch das ist ihnen mißglückt. 
Wie bei Mülhausen, so haben die Franzosen auch in Schirmeck und anderen Orten, die 
auf ihrem Weg lagen, Beamte, altdeutsche wie elsässische, gefesselt fortgeführt. 
Ein aus Rothau entkommener Beamter erzählt: „Am Sonntag, 16. August, erschien nach 
der Kirche eine größere Zahl Franzosen und brachte den Postverwalter zwischen Ba 
jonetten zum Postamt; den Assistenten ließ man im Bahnhof bewachen. Nachmittags 
wurde alles im Bahnhof zerstört, die Gefangenen nach dem benachbarten Vorort La 
Claquette gebracht. Mehrere Kompagnien Chasseurs waren inzwischen eingerückt. Man 
führte die Gefangenen nach dem Bürgermeisteramt Rothau, wo schon im Schulsaale der 
Bürgermeister, zwei Förster, drei Lehrer und einige Bürger eingesperrt waren, alles ein 
heimische Elsässer. Es scheint unter Mithilfe anderer eingesessener Personen in Frank 
reich eine Liste derjenigen Personen vorbereitet worden zu sein, die festzunehmen seien 
und es ist höchst bezeichnend, daß sich dieses Vorgehen in gehässiger Form gegen elsässische 
Bewohner und fast nur gegen diese wandte. Man war eben auch hier wohl schmerzlich 
enttäuscht gewesen, daß, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, alle Freudebekun 
dungen über das Wiedersehen ausblieben. Während der folgenden Nacht hörten die im 
Schulsaal befindlichen Gefangenen, denen weder Essen noch Schlaflager bereitet wurde, 
fortwährend französische Truppen aller Waffengattungen zu Tal vorbeiziehen, schätzungs 
weise ein ganzes Armeekorps. Am Montag, 17. August, früh erschien der Gerichtshof: 
ein Kommandant mit einem anderen Offizier und Gendarmen. Der Kommandant gab 
sich als Elsässer zu erkennen und nahm als solcher die gefangenen Elsässer am schärfsten 
vor, denen auf Grund genauester Kenntnis ihr bisheriges politisches Verhalten vor 
geworfen wurde. Dem Bürgermeister, der früher französischer Fremdenlegionär, dann 
deutscher Soldat war, wurde das besonders betont und ihm Erschießung bei erster Ge 
legenheit angedroht. Den Förstern sagte man, daß sie als Gefangene behandelt würden, 
weil die französischen Förster als Soldaten gelten. Am Tage wurden die beiden Lehrer 
entlasten, die man zu Schreiberdiensten brauchte, ebenso die beiden Polizisten, die für 
die llnterkunftsbeschaffung verwendet wurden, und ein Buchhalter. Die übrigen blieben
	        
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