Volltext: Der Völkerkrieg Band 11 (11 / 1918)

D i e Ereignisse in Aegypten 
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Ueber die weiteren Operationen, die im Laufe des Sommers 1916 von diesem Ex 
peditionskorps gegen Darsur unternommen wurden, bat Reginald Wingate Ende 1916 
einen eingehenden Bericht erstattet, der in der englischen Presse erschienen ist. Nicht 
mit Unrecht wird in der „Daily News" betont, daß die Organisation dieses Unternehmens 
in gewöhnlichen Zeiten beträchtliches Interesse erweckt haben würde. Mußten doch etwa 
3000 Mann mit Geschützen, Flugzeugen und dem ganzen zur Ausrüstung und Ver 
pflegung eines solchen Truppenaufgebots notwendigen Train von Chartum, das 500 eng 
lische Meilen (800 Kilometer) Eisenbahnfahrt von dem nächsten Seehafen Port Sudan 
entfernt liegt, zunächst bis zum Endpunkt der inzwischen bis über El Obeid, die Haupt 
stadt von Kordofan, in einer Strecke von insgesamt 428 Meilen hinaus geführten Eisen 
bahn transportiert werden. Von El Nahud, dem ersten Sammelplatz, hatten die Truppen 
durch fast völlig wegelose Gebiete, in denen nur etwa ein halbes Dutzend Wasserstellen 
vorhanden waren, nochmals etwa 400 englische Meilen zurückzulegen bis zum Ziel der 
Expedition El Fascher, der Hauptstadt von Darsur. 
Im März 1916 überschritt das Expeditionskorps die Grenzen des Sultanats. Rasch 
wurde der Ort Um Schanga besetzt, und am 22. März eroberte eine fliegende Ab 
teilung Dschebel Hella. Das Hauptheer Ali Dinars, das auf 4000 bis 6000 mit 
Gewehren bewaffnete Leute geschätzt wurde, wozu noch eine nicht bekannte Anzahl von 
Speerträgern kam, war in El Fascher zusammengezogen. Um den Schwierigkeiten des 
Nachschubs zu begegnen, beschloß der Sirdar, neben den Kameltransporten einen mecha 
nischen Dienst einzurichten und traf Anstalten zum Bau einer Automobilstraße für leichte 
Motorwagen von Rah ad an der Eisenbahn über El Tawaischa nach El Fascher, 
eine Strecke von etwa 460 englischen Meilen, wodurch die letztere Stadt bis aus vier 
Tagereisen der Eisenbahn nähergebracht wurde. Ende April war die ganze Linie durch 
kleinere Wachtposten derart besetzt, daß man zum Entscheidungskampf übergehen konnte, 
ohne befürchten zu müffen, auf den rückwärtigen Verbindungslinien durch feindliche An 
griffe beunruhigt zu werden. 
Mitte Mai 1916 stand die Armee des Obersten Kelly bei Abiat fertig zum Vor 
marsch gegen die Hauptstadt. Sie bestand aus 60 berittenen Jnfanterieschützen, 8 Ge 
schützen, 14 Maschinengewehren, 4 Kompanien Kamelreitern, 8 Kompanien Infanterie 
(das 13. und 14. sudanesische und ein arabisches Bataillon) mit einem Feldlazarett und 
allem Zubehör. Am 18. Mai erreichte die Truppenmacht Celeit, das der Feind ge 
räumt hatte. Am 22. Mai trat die Vorhut in Fühlung mit dem Feinde, der bei 
Beringia eine feste Position bezogen hatte. Da das Gelände sehr unübersichtlich war, 
beschloß Oberst Kelly eine gewaltsame Aufklärung. Inzwischen aber hatte der Feind 
bereits seine Verschanzungen verlassen und griff die Engländer mit verzweifelter Wut 
an; viele kamen bis auf 10 Iards an die Feuerlinie heran und fielen dort unter dem 
mörderischen Artillerie- und Maschinengewehrfeuer. Nach einem Gefecht von 40 Minuten, 
als der Feind bereits zu wanken begann, (ging Oberst Kelly zum Gegenangriff über, 
der Gegner wurde rasch zersprengt und floh in Unordnung, nachdem er etwa 1000 Mann 
verloren hatte, darunter 231 Tote und 96 Schwerverwundete. Von den englischen 
Sudantruppen wurden nur 5 Mann getötet und ungefähr 21 verwundet, darunter 3 
Offiziere. Noch am gleichen Abend wurde der Vormarsch auf El Fascher fortgesetzt, 
und bereits am 23. Mai konnte Oberst Kelly mit seinen berittenen Truppen in die 
Stadt einziehen, die man von der gesamten männlichen Bevölkerung verlassen vorfand. 
Der Sultan Ali Dinar machte große Anstrengungen, den Rest seiner Leute zu sammeln, 
sie wurden indeffen auf der Flucht durch einen Fliegerangriff des Leutnants Slessor 
völlig zersprengt. In El Fascher wurden u. a. 4 Geschütze und die gesamte Einrichtung 
für eine Pulverfabrik, außerdem etwa 4000 Gewehre erbeutet, die zumeist in dm nächsten
	        
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