Volltext: Der Völkerkrieg Band 11 (11 / 1918)

schloffen — mit dem Dreibund als solchem hat Rumänien bekanntlich nichts zu tun — einen eminent 
friedlichen Charakter hatte. Wahrheitsgemäß hätte der rumänische Minister des Aeußern hinzufügen 
müssen, daß Rumänien diesem Friedensbund, dem es durch mehr als 30 Jahre angehörte, eine ge 
sicherte Existenz, eine geachtete Stellung in Europa und eine aufsteigende politische und wirtschaft 
liche Entwicklung verdankt. Wenn in dem Dokument, anspielend auf die Periode der Balkankriege 
gesagt wird, daß Rumänien berechtigt gewesen sei, eine andere Haltung des Wiener Kabinetts zu 
erwarten, so mag als Gegenzeuge der damalige Regierungschef MajoreScu gehört werden, der seiner 
zeit im Dezember 1913 im rumänischen Parlament ausdrücklich der Legende entgegentrat, als ob 
Oesterreich-Ungarn nicht jederzeit voll und tatkräftig für Rumänien eingetreten wäre. 
Daß Rumänien eS vorzog, statt durch eine ausgleichende Tätigkeit die Herstellung eines gerechten, 
Dauer verbürgenden Zustandes am Balkan zu fördern, an dem zu Boden liegenden Bulgarien Er- 
preffung zu verüben, konnten wir natürlich nicht gutheißen. 
Ganz nach italienischem Vorbilde versucht die rumänische Regierung die Weigerung Rumäniens, 
bei Ausbruch des Konfliktes zwischen den Zentralmächten und Rußland seine Bündnispflichten zu 
erfüllen, damit zu rechtfertigen, daß das Vorgehen der Monarchie mit dem friedlichen und kon 
servativen Charakter der Allianz in Widerspruch gewesen wäre. Wir brauchen hier nicht neuerlich 
auf die bereits welthistorisch gewordene Tatsache hinzuweisen, daß die von Rußland patronierten 
Provokationen Serbiens dazu bestimmt waren, unsere Langmut zu erschöpfen und uns den Kampf 
um die Integrität der Monarchie aufzuzwingen. Bündniffe werden nicht allein für die sonnigen 
Tage des Friedens, sondern auch für die ernsten Tage kriegerischer Bedrohung geschlossen. Rumänien, 
daS die Segnungen der Allianz während einer 30jährigen Friedensperiode genoffen, hat sie ver 
leugnet, als es galt, im Ernstfälle für sie einzutreten. 
Daß Rumänien aber bis jetzt wenigstens neutral geblieben ist und seinen Ueberfall auf die 
Monarchie bis zu diesem ihm günstig erscheinenden Moment verschoben hat, will es damit erklären, 
daß Rumänien unseren Versicherungen geglaubt habe, wonach wir keine territorialen Erwerbungen 
beabsichtigen, daß es jetzt aber eines anderen belehrt sei. Woher weiß Herr Porumbaru, daß wir 
uns so geändert haben? Glaubt er, daß das Vordringen in Feindesland die Absicht von Annexionen 
involviert, und hat er nicht davon gehört, daß die Besetzung feindlicher Gebiete daS natürliche Er 
gebnis erfolgreicher militärischer Operationen ist? 
Den Partherpfeil glaubt Herr Porumbaru in dem letzten Absatz seiner Schmähschrift abzusenden, 
in dem er den Versuch macht, über die inneren Verhältniffe der Monarchie zu Gericht zu sitzen. 
Dieser Versuch ist um so unverfrorener, als seine Behauptungen über die Behandlung deS 
rumänischen Volksstammes in der Monarchie lügenhaft sind. ES gibt keinen Rumänen, der nicht 
wüßte, daß die kulturelle Renaissance deS RumänentumS gerade von jenen Gebieten ausging, in 
denen das rumänische Element angeblich unterdrückt und verfolgt wird. Die rumänischen Staats 
männer täten beffer, sich um das Schicksal ihrer eigenen Landbevölkerung zu bekümmern, die im 
Zustande deS Helotentums und des Analphabetentums ein menschenunwürdiges Dasein fristet. Ver 
zweifelte Aufstände deS unglücklichen rumänischen Bauerntums mußten noch vor wenigen Jahren in 
Strömen von Blut erstickt werden; die Reformen, die der Inspirator der rumänischen Rote damals 
seinen eigenen Landsleuten verhieß, stehen bekanntlich heute noch auf dem Papier. 
Wenn schließlich die rumänische Regierung daS Schicksal der Bukowina bedauert, wo die neuen 
kosakischen Bundesgenossen Herrn Bratianus die rumänische Bevölkerung drangsalieren, so stünde es 
dem rumänischen Minister beffer an, über die Zukunft seines eigenen Landes Betrachtungen anzu 
stellen, daS er mutwillig allen Schrecknissen eines unehrlich begonnenen Krieges auslieferte. 
Die Sorge für die Verteidigung unseres Gebietes mag er getrost unseren tapferen Heeren 
überlaffen, die den alten wie den neuen Eindringlingen den Weg hinaus mit Nachdruck zu zeigen 
wiffen werden." 
Die Kriegserklärung Bulgariens an Rumänien 
Der bulgarische Ministerpräsident und Minister des Aeußeren, Radoslawow, hat nach 
einer Meldung der „Bulgarischen Telegraphenagentur" (1. IX. 16) an den rumänischen 
Gesandten in Sofia am 1. September 1916 folgende Note gerichtet: 
„Herr Gesandter! Ich habe die Ehre gehabt, in den letzten Monaten der königlich rumänischen 
Gesandtschaft, sei es durch Verbalnoten, sei es durch an Euere Exzellenz oder in Ihrer Abwesenheit
	        
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