Volltext: Der Völkerkrieg Band 11 (11 / 1918)

wurden 
aus Persien vertrieben und in Persien selbst wurde das deutsch-türkische und das schwedische 
Gendarmenausruhrnest zerstört. Man hätte glauben mögen, daß die Aufgabe des 
persischen Expeditionskorps erfüllt war. Denn unsere Verbündeten bei Kut-el-Amara stellten 
den Vormarsch aus Bagdad ein, nachdem General Townshend sich den Türken ergeben 
hatte, weswegen die Frage des Entsatzes unserer Verbündeten von selbst wegfiel. Es 
war niemand mehr zu entsetzen und deswegen wurden die militärischen Operationen 
bei Chanikin eingestellt. Der Monat Mai kam und mit ihm die Gluthitze, Fliegen, 
Skorpionen, Schlangen. Die Bergquellen versiegten, das Wasser wurde bitter... Die 
Etappenstraße dehnte sich furchtbar aus: von den Chanikiner Stellungen bis Kerman- 
schah 200 Werst, von Kermanschah nach Hamadan 180, von Hamadan nach Kaswiu 
217 und von Kaswin nach Enseli 228 Weist.... Das Häuflein Soldaten, genannt 
.Expeditionskorps in Persien", begann zu schmelzen. 
Zu dieser Zeit gelangte die kühne „Sotnia Gamalei" bis zu den Engländern, und 
man erhielt die Meldung, daß unsere Verbündeten nicht die Absicht hatten, gegen die 
Türken vorzugehen, erstens wegen des heißen Wetters und zweitens — der Hauptgrund 
weil die Türken offenbar keinen Hang dazu zeigen, abzuziehen. Drittens lebte es 
sich gut im Lager, das mit dem den Engländern eigenen, ausgesuchten Komfort aus 
gestattet war. Die Engländer fühlten sich in Mesopotamien völlig ungefährdet, da sie 
sechs Divisionen und ISO Geschütze hatten. Auf dem Euphrat bringt man ihnen alles 
Nötige und bis ans Lager kommen sogar Seeschiffe einschließlich Kriegsschiffe heran. 
Bei uns dagegen taten die Hitze und der Mangel an Vorräten das Ihrige. Besonders 
litt unsere schon ohnedies an Zahl sehr geringe Infanterie. 
Am 30. Juni 1916 wurde Kermanschah von den russischen Truppen verlassen. Die 
Bevölkerung, die als friedlich und freundlich gesinnt galt, und die Russen „Kardasch", 
d. h. „Brüder" nannte, schoß bei unserem Abzüge aus Kermanschah von den Dächern 
und aus den Gärten. Ueberhaupt, sobald der Rückzug begann, änderten unsere lieben 
„Kardasch", die auch nur anzurühren strengstens verboten war, ihre Taktik. Am Tage 
schleppten sie ins Lager Hühner, Eier und Butter zum Verkauf, spähten aus, wo etwas 
lag, und des Nachts schlichen sie sich weiß gekleidet ins Lager und stahlen Gewehre. 
Unsere Truppen gingen 20 Werst von Kermanschah nach Osten und bezogen Stellungen 
rm Fuße des Bisotoner Felsens, den man „Felsen der Foltern" nennen möchte." 
Es folgen dann weitere Beschreibungen der Leiden an der Front und der Schwierigkeiten 
des Etappendienstes für Kranke und Verwundete. Den Schluß bildete eine Klage über 
die Zahlreichen Etappendiensttuer, die in Hamadan Bier trinken und in Automobilm 
spazieren fahren, während das eigentliche Expeditionskorps, darunter ein vornehmes 
Dragonerregiment, das sich an der russischen Westfront besonders ausgezeichnet harte. 
Furchtbares ausstehen mußte. 
Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz f 
Am 19. April 1916 starb Generalfeldmarschall Freiherr Colmar von der Goltz 
(Bildnis vgl. I nach S. 200; Personalien vgl. I S. 224) nach zehntägigem Kranken 
lager am Flecktyphus in seinem Hauptquartier in Mesopotamien. 
„Der Feldmarschall wurde", nach Angaben der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" 
(23. IV. 16), „am 12. August 1843 geboren und kam am 25. April 1861 als Leutnant 
aus dem Kadettenkorps zum Infanterieregiment Nr. 41, dessen Chef er später war. 
In diesem Regiment wurde er 1866 bei Trautenau verwundet. 1870/71 befand er sich 
als jüngster Generalstabsoffizier beim Oberkommando der II. Armee. Nach dem Kriege 
war von der Goltz als Gmeralstabsoffizier in verschiedenen Stellungen, auch als Lehrer,
	        
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