Volltext: Der Völkerkrieg Band 11 (11 / 1918)

182 Die Kämpfe auf dem Balkan während des vierten Kriegshalbjahres 
Meldung vom 14. Februar, die Bulgaren hätten Fieri im Semenitale (25 Km vor Valona) 
besetzt, verfrüht gewesen zu fein; möglich, daß es nur Kavallerie war, die darauf wieder 
in östlicher Richtung zurückging. 
Inzwischen waren die österreichisch-ungarischen Truppen nach der Vereinigung der auf den 
Straßen Preza—Durazzo und Tirana—Durazzo vorstrebcnden Kräfte in die Linie eingerückt, 
von der aus seinerzeit die aufständischen Albaner ihren Fürsten wochenlang belagerten; es ist 
der Höhenzug, der von Juba über Rafibul nach Kavaja streicht (vgl. die Karte S. 195). Als 
diese letzte Bodenwelle, die aus dem Tal des Arzen aufsteigt und eine Vorstellung für die 
feindlichen Positionen auf den Anhöhen nördlich von Durazzo ist, durch den rechten Flügel bei 
Juba, durch das Zentrum bei Bazar Sjak und durch den linken Flügel bei Kavaja erreicht 
war und die Kolonnen der Armee von Köveß, die im Zentrum auf der Slraße Bazar Sjak 
—Durazzo vorgingen, den Kamm von Rastbul überschritten hatten, war Durazzo nicht mehr 
zu halten. Die Stadt selbst liegt zwar nahezu aus einer Halbinsel, da sich von Nordosten 
und Osten vor Durazzo ein seeartiger Sumpf ausdehnt, der nur zwei schmale Landverbin 
dungen (im Süden eine Art Holzbrücke) übrig läßt; und außerdem liegen diese beiden 
Landstreifen, wie auch das ganze Küstengelände von Juba und Kavaja im Feuerbereich 
der feindlichen Artillerie, die auf den Hügeln hinter der Stadt gute Positionen fand, und 
vor allem auch im Bereich der feindlichen Schiffsgeschütze. Aber trotz der feindlichen 
Flotte und trotz den beträchtlichen Fronthindernissen und den großen Schwierigkeiten des 
Etappendienstes gelang die planmäßig und mit Energie durchgeführte Operation der 
österreichisch-ungarischen Truppen. Nachdem auch die südliche Gruppe im Raume zwischen 
dem Arzen und dem Meere vorgerückt war und den mächtigen feindlichen Stützpunkt 
„Sasso Bianca" am 23. Februar erstürmt hatte, war die Verteidigung Durazzos auf die 
nächste Umgebung der Stadt zurückgedrückt und ein Ausweichen nach Süden unmöglich 
gemacht. So blieb den Italienern nichts anderes übrig, als, geschützt durch ihre und ihrer 
Verbündeten Flotte, ihren schleunigen Abtransport zur See ins Werk zu setzen, bevor 
starke Artillerieentwicklung an der Küste die Loslösung unmöglich machte, die trotzdem 
nicht so glatt vor sich ging, als man im italienischen Generalstab vielleicht noch gehofft 
hatte. Unterdessen drangen die k. u. k. Truppen von Norden über die nur wenige 
100 m breite Landzunge (über Pala) gegen Portes vor, obwohl sie das Feuer der 
italienischen Marine unausgesetzt vom 26. vormittags bis zum 27. Februar morgens be 
lästigte. Gleichzeitig sind sie auf dem anderen möglichen Wege, der von Bazar Sjak 
heranführt, vorgedrungen und haben watend, schwimmend und auf Flößen Gelände ge 
wonnen, um dann den Endkampf mit italienischen Nachhuten an der Brücke östlich von 
Durazzo siegreich zu überstehen. Im Morgengrauen des 27. Februar rückte, wie der 
Armeekommandant General Köveß dem Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich tele 
graphisch meldete, das Bataillon einer Gebirgsbrigade von Ost in Durazzo ein, womit 
die Italiener und ihr Anhang endgültig aus Nord- und Mittelalbanien vertrieben waren. 
Die Eroberung Durazzos bildet einen neuen Abschnitt der Kämpfe auf der Balkan 
halbinsel. Die italienische Presse allerdings pries den rühmlosen, verlustreichen Rückzug 
als eine gewaltige militärische Tat. „Corriere della Sera" nannte die Räumung Du 
razzos „eine glänzende Aktion" und „Giornale d'Jtalia" (27. und 28. II. 16) schrieb: 
„Für uns war Durazzo ein rein transitorisches Ziel, um die flüchtenden Serben zu 
retten. Da dieser Zweck erreicht ist, verlassen wir planmäßig Durazzo, nachdem wir in 
heftigen Kämpfen dem Feind schwere Verluste zugefügt haben." Ferner heißt es: 
„Sollte der Feind den schlechten Geschmack besitzen, sich unserer Räumung Durazzos als 
eines Erfolges zu rühmen, so konstatieren wir, daß die Oesterreicher ihre Absicht, uns an 
der Abfahrt zu hindern, nicht erreichten." Weiterhin wird die Leistung der italienischen 
Flotte gepriesen und dann zum Schluß betont: „Unsere albanische Aktion ist hiermit ab-
	        
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