Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

210 Die Ereignisse an der Ostfront im dritten Kriegshalbjahr 
der Sereth griffen beträchtliche Reitermaffen ein, darunter gegenüber einem Korps der 
Verbündeten allein dreißig Sotnien, Kosaken, denen frische Fußtruppen in Massen folgten. 
Die österreichisch-ungarische Artillerie deckte im vordersten Treffen die Rückwärtsoersamm- 
lung der in den heftigsten Kämpfen fast erschöpften eigenen Infanterie; dabei hat jede 
Batterie für sich eine richtige Schlacht geliefert, bis die letzte Kartätsche die heranschwär 
menden Kosaken noch einmal verscheucht hatte, um karge Zeit zu gewinnen zur Weg 
schaffung oder, wenn unvermeidlich, zur Sprengung der Geschütze. Auch die Maschinen 
gewehre taten in Flankierungen und zahllosen Ueberraschungen auf nächste Distanz ihre 
volle Schuldigkeit. Aber wahre Wunder von Tapferkeit und zähester Ausdauer haben 
die braven Soldaten verrichtet. Nach ermüdendem Vormarsch im ständigen Nachhutkampf 
hielten die Fußtruppen dem ersten übermächtigen Ansturm der Gegenoffensive stand, und 
als der Tod und blutige Wunden breite Lücken in ihre Front gerissen, folgten sie dem Befehl 
zum Zurückgehen ebenso wie dem immer wieder erneuten „Vorwärts" zum Gegenstöße in 
die nachrückende feindliche Ueberzahl; angesichts des sichern Todes, jeder Mann ein Held!... 
Rittmeister Farkas rettete mit einer aus 300 Reitern aller Gattungen gemischten Ab 
teilung eine von tausend Kosaken belagerte Nachhutbatterie, die ihren letzten Schuß ver 
feuerte und von den Kanonieren mit dem Karabiner verteidigt ward, und ritt fünfmal 
Attacke in die Flanken zweier Kosakenregimenter, wobei er sechzig Kosakenpserde erbeutete. 
Das Bataillon des Majors Linde wurde von Kosaken umzingelt und bildete, wie vor 
hundert Jahren, ein Karröe, um mangels Munition die Russenreiter mit ausgepflanztem 
Bajonett zu empfangen. Schon wurde mancher im, Handgemenge von Lanzenspitzen ge 
troffen, da retteten sie die Reiter Farkas; und gemeinsam wurde die ganze Nacht das 
nächste Dorf verteidigt, bis eine vorgehende Brigade sie aufnahm." „Wie dieser Kampf 
war," schreibt Franz Molnar in der Wiener „Neuen Freien Presse" (24. IX. 15), 
„das erzählt das Schlachtfeld. Kosaken und Pferde lagen in Stellungen, die sich 
keine Phantasie ausmalt, leblos auf dem kotigen Stoppelfeld. Unerträglich war dieser 
Anblick. Zwei Tote, die nebeneinander liegen, sind in der Stellung zurückgeblieben, die 
sie in dem Augenblicke, da sie die Kopfschüsse erhielten, einnahmen: der eine kniet und 
rollt ein vor sich ausgebreitetes Zelttuch auf, der andere sitzt auf der Erde, hält in der 
linken Hand die Suppenschale, in der rechten den Löffel. Drei Kosaken suchten vor dem 
Feuer der Maschinengewehre Schutz, indem sie sich mit den Köpfen in einen Heuschober 
verkrochen. Jetzt stehen nur ihre Beine und ihre Unterkörper aus dem Schober hervor; die 
in das Heu eindringenden Kugeln haben sie drin im Heu getötet." 
„Wochenlang hatte es Tag und Nacht geregnet," heißt es in dem Bericht des „K. und 
K. Kriegspressequartiers" weiter, „und die lehmige Ackererde war in schmierigen Leim ver 
wandelt, der bis zum Frühjahr nicht austrocknet. Zwischen der Zlota-Lipa und dem 
Sereth waren alle Meierhöfe und Dörfer bis auf den Ort Podhajce niedergebrannt 
und so die Mannschaften infolge Mangel an Unterkünften der Bodennässe und einem nur 
wenige Stunden unterbrochenen Sprühregen ausgesetzt, ohne daß Abhilfe möglich gewesen 
wäre; und doch kämpften sie tapfer und waren, besonders wenn es vorwärts ging, guten 
Mutes. Unter den Tapfersten muß ein ukrainisches Freiwilligenbataillon genannt werden, in 
dem selbst Mädchen die Entbehrungen und Heldentaten der männlichen Schützen mitmachten." 
Auch die jungen polnischen Legionäre verdienten sich hohes Lob. „Sie helfen mir 
trefflich," erklärte Oberstleutnant Papp dem Kriegsberichterstatter Leonhard Adelt „Sie 
treiben ihr Spiel mit dem Feind, necken ihn und reizen ihn zur Munitionsvergeudung. 
Sie unternehmen die waghalsigsten Stückchen und immer ist es ihnen ein Jungenspiel. 
Da schickten neulich die Russen aus Bojan einen Brief folgenden Inhalts: „Was gebt 
Ihr uns keine Ruhe? Wenn ihr nicht aufhört, erschlagen wir Euch! — Die unsterblichen 
Husaren von Bojan "
	        
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