Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

194 D i e Ereignisse an der O st front im dritten Kriegshalbjahr 
dem Jahre 1900 die Stellung des Chefs einer Abteilung im Generalquartiermeisteramt des Haupt 
stabes und war im russisch-japanischen Kriege Generalquartiermeister der dritten Armee in der 
Mandschurei. Im Jahre 1906 wurde General Alexejew zum ersten Oberquartiermeister der Haupt 
verwaltung des Generalstabes und 1908 zum Stabschef des Militärbezirkes von Kiew ernannt. Auch 
am russisch-türkischen Kriege im Jahre 1877—1878 hat General Alexejew teilgenommen. 
4. .September 1915. 
General Rußki, der Kommandierende der VI. Armee, ist zum Generaladjutanten des 
Zaren sowie an Stelle des Generals d. Inf. Alexejew zum Oberkommandierenden der Armeen 
der Nordfront ernannt worden. Gleichzeitig erhielt General d. Inf. A. Ewert, der Kommandeur 
der IV. Armee, das Oberkommando der Armeen an der Westfront. Die ganze russische Front 
wurde somit in drei Sektionen, die nördliche, westliche und südliche eingeteilt, die den Generalen 
Rußki, Ewert und Iwanow unterstellt waren. 
General Rußki (vgl. Bd. II, S. 219; Bd. IV, S. 164, 165; Bd. IX, S. 189; Bildnis 
Bd. IV vor S. 165) wurde zu Beginn des Krieges durch die Erfolge gegen die österreichisch-unga 
rischen Heere in den Schlachten um Lemberg bekannt. Später nach Polen berufen, gelang es ihm, 
die russische Front westlich der Weichsel und nördlich des Narew im Raume von Warschau und 
Prasznysz monatelang zu halten. „Seine militärische Schulung hat er," wie Major a. D. E. Mo- 
raht im „Berliner Tageblatt" (14. IX. 15) ausführte, „in der Militärschule von Kiew genossen. Er 
wird als blaß und kurzsichtig geschildert und die „Daily Mail" bezeichnete ihn als ausgesprochenen 
Typ eines „Professorsoldaten". Für uns ist wichtig, daß er als hervorragender Theoretiker aner 
kannt und offenbar ein Mann von ernstem Pflichtgefühl ist, der es weder auf die Bereicherung 
seiner Tasche noch auf die Genüsse uneingeschränkten Feldlebens abgesehen hat, wie z. B. Rennenkampf." 
General Alexis Ewert ist, nach Mitteilungen der „Neuen Zürcher Zeitung" (2. X. 15) in mili 
tärischen Kreisen als Kampfgeneral und Organisator mit großer Erfahrung bekannt. Früher war General 
Ewert Kommandierender der IV. Armee, die eine hervorragende Rolle in der siebzehntägigen Lub- 
liner Schlacht gespielt hatte. Für. seine Führung in den galizischen Schlachten erhielt General 
Ewert das Georgskreuz. Während Ewerts Amtstätigkeit als Chef des Generalstabs und unter 
seiner Teilnahme wurde die Reorganisation des Generalstabs vorgenommen, derart, daß der Hauptstab 
vom Generalstab getrennt wurde. Auch innerhalb der Armee hat General Ewert, der bereits am 
russisch-japanischen Kriege teilnahm, Reformen durchgeführt. 
Ueber General Iwanow (vgl. Bd. IV, S. 164; Bildnis Bd. VI vor S. 237) urteilte der 
englische Kriegsberichterstatter der „Daily Mail", er sei gleichzeitig Denker und Tatmensch und ver 
gleicht ihn mit Roon und dessen Wirken im Jahre 1870/71. Das wichtigste Kommando, das Iwanow 
bisher hatte, war das Oberkommando an der russischen Westfront etwa von Warschau bis zum Bug, 
wo er immer wieder verstand, den Rückzug seiner demoralisierten Heere über die.Buglinie durch 
Kämpfe an jedem gegebenen Abschnitt zu ermöglichen. 
5. September 1915. 
Kaiser Nikolaus II. von Rußland hat aus dem Hauptquartier folgenden Armeebefehl 
erlassen: „Heute habe ich den Oberbefehl über alle Streitkräfte zu Lande und zu Wasser auf den 
Kriegsschauplätzen übernommen. Mit festem Vertrauen auf die Gnade Gottes und mit der unerschütter 
lichen Sicherheit des endgültigen Sieges werden wir unsere heilige Pflicht, das Vaterland bis zum 
äußersten zu verteidigen, erfüllen und Rußland keine Unehre machen." 
An den bisherigen Oberbefehlshaber, den Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch hat der Zar einen 
Erlaß gerichtet, der besagt: „Zu Beginn des Krieges haben höhere Erwägungen mich verhindert, 
meiner innersten Neigung zu folgen und mich an die Spitze meiner Armee zu stellen. Deshalb 
habe ich Sie mit dem Oberbefehl über alle Streitkräfte zu Lande und zur See beauftragt. Unter 
den Augen von ganz Rußland haben Ew. Kais. Hoheit im Laufe des Krieges Beweise von uner 
schütterlicher Tapferkeit gegeben, die das tiefe Vertrauen und die frommen Wünsche aller Ruffen 
erweckte, die Ihren Namen durch alle unvermeidlichen Wechselfälle des Kriegsglücks begleiteten. 
Die Bürde des Dienstes für das Vaterland, die Gott auf mich gelegt, befiehlt mir heute, da der 
Feind in das Innere des Reiches eingedrungen ist, den Oberbefehl über die aktiven Truppen zu 
übernehmen, mit meinem Heer die Anstrengungen des Krieges zu teilen und mit ihm die russische 
Erde gegen die Angriffe des Feindes zu schützen. Die Wege der Vorsehung sind unbekannt, aber 
meine Pflicht und mein Verlangen bestärken mich in diesem Entschluß, der auf Erwägungen des
	        
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