Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

148 Die Ereignisse an der Ostfront im dritten Kriegshalbjahr 
Von meinem Verhalten hing die ganze Wirkung ab. Ich raffte alle meine Kraft zu 
sammen, sprang auf einen hohen Stein dicht hinter der Batterie und schrie meine Kom 
mandos in diesen Höllenlärm hinein, ja, ich konnte sogar Scherze machen, konnte die 
platzenden russischen Granaten kritisieren und brachte es fertig, daß meine Leute fast 
mit Lachen ihren schweren Dienst taten. Den ganzen Tag ging das so ohne Pause. 
Als um 9 Uhr abends das Feuer eingestellt wurde, war ich einfach fertig. Ich konnte 
nicht mehr sprechen, so heiser war ich und meine Beine zitterten, daß ich mich gleich 
der Länge lang ins Feld legte. Die Nacht schlief ich in einem Schafstall und am Morgen 
des 7. August um 4 Uhr sind wir weitergezogen nach Fort Dembe, das noch am Abend 
des 6. August von unserer Infanterie gestürmt worden war.... Schon auf dem Wege 
nach Fort Dembe konnte ich die furchtbare Wirkung unserer ganz schweren Geschütze 
feststellen. Unbeschreiblich sah es aber im Fort selber aus, das stundenlang von den 
Geschützen beschossen worden war. Löcher von 10 Meter Umfang und 4 bis 5 Meter Tiefe 
waren in den harten Boden gerissen. Der Luftdruck hatte alle Gebäude demoliert." Die 
Wirkung der schweren Geschütze aus das Sperrfort Dembe war denn auch so eindrucksvoll, 
daß das vollständig betonierte Zegrze, die Brückenkopsstellung am Narew, noch während des 
Sturmangriffs auf Dembe aus freien Stücken von seinem Kommandanten geräumt wurde. 
Am 13. August setzte dann ein erneutes Vorgehen gegen die Festung ein. Die rus 
sischen Truppen wurden zurückgedrängt und mehrere Ortschaften an der Landstraße 
Nasielsk—Nowo-Georgiewsk konnten im Sturm genommen werden, darunter die Dörfer 
Cegielnia und Psucin. Am 14. und 15. August wurde.der Angriff in südwestlicher Rich 
tung fortgeführt; dabei gelang es der Infanterie,- sich bis an die Gräben vor der äußeren 
Fortlinie heranzuarbeiten. Tag um Tag donnerten nun die schweren Geschütze aus ihren 
gut gedeckten Stellungen aus die ersten Forts der äußern Gürtellinie hinüber. Am 
16. August wurde der Sturm aus das nördlich gelegene Werk XV angesetzt, da ver 
schiedene Zeichen darauf schließen ließen, daß er mit Erfolg unternommen werden könne. 
Gegen Abend war das Fort in deutscher Hand. 
Die Erstürmung dieses Hauptwerks der Festung, das so angelegt war, daß seine drei 
Werke, von denen eins östlich, zwei westlich der Bahn lagen, auch aus ziemlicher Nähe 
kaum zu bemerken waren, hat Wilhelm Hegeler nach den Erzählungen eines am Sturm 
beteiligten Hauptmanns im „Berliner Tageblatt" (16. VI. 16) geschildert. Darnach 
„hatten sich die beiden Regimenter der schlesischen Landwehrbrigade, denen 
neben hannoverischem und brandenburgischem Landsturm die Ausgabe zugeteilt worden 
war, am 15. August nach ausgiebiger Artillerievorbereitung bis aus 350 bis 500 Meter 
an die ersten Drahthindernisse herangearbeitet. Ihrem weiteren Vorschreiten machte 
Maschinengewehr- und Artilleriefeuer ein Ende. Auch aus einem Wald westlich des 
Forts wurde heftig geschossen. Dort saßen anscheinend Scharfschützen auf den Bäumen. 
Die Division befahl einen Angriff für den Nachmittag um vier Uhr. Aber der 
Brigadegeneral begab sich selbst, nur von seinem Adjutanten begleitet, in die vorderste 
Linie und gewann die Ueberzeugung, daß für diesen Tag ein Angriff unmöglich war. 
Am nächsten Morgen konnte die deutsche Artillerie ihr Feuer des Nebels wegen erst 
um neun Uhr beginnen. Um zehn Uhr wurde gestürmt. Aber nun sah die Infanterie, 
daß das Fort in Wahrheit viel größer war, als man angenommen hatte. Und das 
Drahthindernis, dem man sich genähert, war nur eine unbedeutende Vorstellung. Dahinter 
erhob sich sacht eine kahle, glatte Fläche, auf der es nicht einen einzigen toten Winkel 
gab. Dann erst kam das Haupthindernis. Und die Kanonen brüllten aus allen Löchern 
des Forts. Trotzdem wird der Sturm gewagt. Vergeblich! Ein zweiter heldenmütiger 
Versuch am Nachmittag bringt ein Regiment wenigstens vorwärts, aber dann erhebt 
sich eine eiserne Palisadenwand, die auch die Kühnsten nicht erklimmen können. Ehe
	        
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