Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

144 Die Ereignisse an der Ostfront im dritten Kriegshalbjahr 
die später noch weiter verstärkt und bataillonsweise, wie fie anlangten, eingesetzt wurden. 
Schließlich kämpften hier kaukasische und finnische Regimenter, das 3. sibirische Korps und 
auch Gardetruppen. Wenn es auch in vielen Fällen gelang, den russischen Widerstand durch 
Flankenbewegungen und deshalb verhältnismäßig ohne größere Verluste zu brechen, so 
hatten die deutschen Truppen doch ungeheure Anstrengungen zu überwinden. Dazu kamen 
noch Kämpfe auf dem nördlichen Ufer der Wilia. 
Auch an der Njemenlinie machte sich der von Kowno ausgehende Druck bald fühlbar. 
Schon am 21. August begann die russische Linie westlich des Njemen zu weichen; die 
russischen Korps gingen aus zahlreichen Brücken auf das östliche Njemenuser in eine 
Front, die von Olita nach der westlich Wilna gelegenen Bahnstation Jewie führte. Damit 
war das Schicksal der Festung Olita besiegelt; sie hatte nur als Brückenkopf nach Westen 
Bedeutung und konnte nicht mehr gehalten werden, „nachdem deutsche Truppen bereits 
östlich des Njemen vordrangen und die Verbindung Olita—Orany bedrohten. An der 
Pierszajka, zwischen Olita und Simno, in der Front und an den Flanken durch Sümpfe 
und Seen geschützt, leisteten die Russen den letzten Widerstand und gaben unter dessen 
Schutz Olita am 26. August auf. Nachdem so das westliche Ufer von den Russen ge 
säubert war und in der Richtung auf Orany ständig Gelände gewonnen wurde, konnte 
auch die Bahnlinie Grodno —Wilna unter Feuer genommen werden." 
Die Einnahme von Grodno 
Vom 1. bis 4. September 1915 
Die am „Njemenknie" gelegene Festung Grodno deckt: die rechte Flanke der aus dem 
Raume Bialystok—Brest-Litowsk zurückweichenden Truppenmassen, und diente der nord 
östlich der Stadt die Bahnlinie Warschau—Petersburg verteidigenden russischen Armee 
als Rückhalt. Mit der Einnahme von Kowno am 17. August 1915 (vgl. S. 134 s.) hatte die 
deutsche Heeresleitung die freie Bewegung über die Linie Augustow—Seiny—Simno und 
mit der Besetzung von Ossowi.ee am 23. August 1915 den Durchgang durch das Sumpf 
gelände am oberen Bobr gewonnen. Nun gingen die Armee Gallwitz aus südwestlicher 
und die Armee Scholtz aus westlicher und nordwestlicher Richtung gegen Grodno vor. 
Am 29. August hatten die deutschen Truppen den Abschnitt Sokolka (an der Straße 
Bialystok—Grodno)—Sidra—Lipsk (am Bobr) erreicht, am 31. August standen sie bei 
Kuznica—Nowy Dwor nur noch 17 Kilometer vor Grodno (vgl. die Karte in Bd. II vor 
S. 33). Unterdessen hatte die Reiterei der Armee Eichhorn, an Olita vorbeistreifend, die 
Bahn Grodno—Wilna erreicht, die Verbindung zwischen beiden Orten abgeschnitten, und 
am 2. September 1915 russische Truppen bei Merecz am Njemen zwischen Grodno und 
Olita vertrieben. 
Der eigentliche Angriff aus Grodno begann am 1. September 1915. Nach der Schil 
derung des Kriegsberichterstatters Rolf Brandt in der „Täglichen Rundschau" (10. IX. 
1915) „wurden die Vorstellungen, die sich auf dem stark hügeligen Gelände vor dem 
äußersten Fortgürtel hinzogen, von der aus der Richtung Ossowiec—Bialystok vorgehen 
den 8. Armee bereits in der Nacht zum 1. September genommen. Schon diese Feld 
befestigungen, die ausgezeichnet in das Gelände eingepaßt und mit aufgelegten Rasenstreifen 
und Wacholderbüschen sorgfältig maskiert waren sowie sich vorzüglich gegenseitig flan 
kierten, zeigten, daß die Russen auch an der Südwestfront von Grodno ernsthafte Vor 
bereitungen getroffen hatten, daß es trotz allem ihre Absicht gewesen war, diesen letzten 
Stützpunkt vor Wilna wenigstens längere Zeit zu behaupten. Aller Wald war sorg 
fältig niedergeschlagen, nur einige wenige Bäume hatte man als Richtungspunkte für 
die Festungsartillerie stehen lassen. Aus das energische und schnelle deutsche Vorgehen 
schienen die Russen nach Verlust dieser Vorstellungen in ihren Absichten schwankend ge-
	        
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