Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

136 Die Ereignisse an der Ostfront im dritten Kriegshalbjahr 
Augenblick fortgesetzt wurde, sowie daß eine unter diesen Umständen verhältnismäßig 
große Anzahl von Gefangenen in unsere Hände fiel." 
Dieser zusammenfassenden Darstellung aus dem deutschen Großen Hauptquartier seien 
noch einige charakteristische Einzelschilderungen beigefügt. 
Ueber den deutschen Angriff auf die Festung Kowno am 8. August 1915 (vgl. die Mel 
dung der deutschen Obersten Heeresleitung IX, <3- 95) berichtet eine Mitteilung des rus 
sischen Großen Generalstabs vom 11. August 1915 folgendermaßen: „Die Deutschen 
machten einen Angriff von der Front unserer Werke bei dem Dorfe Piple nahe des Njemen 
bis zur Front von Elisenthal am Flusse Jesta. Die Belagerungsartillerie des Feindes 
begann die Beschießung nach Mitternacht mit Geschützen jeden Kalibers bis zu 16 Zoll 
(40 Zentimeter) einschließlich, und dieser Orkan von Feuer dauerte nicht weniger als 
zwei Stunden; unsere Batterien antworteten kräftig. Gegen drei Uhr nachts rückten die 
deutschen Sturmkolonnen möglichst gedeckt in dichten Reihen gegen unsere Stellungen 
an, aber schon um fünf Uhr morgens war der Feind durch unser konzentriertes Feuer, 
durch die Explosion von Flatterminen und schließlich durch kräftige Gegenangriffe unserer 
Truppen aus der ganzen angegriffenen Front zurückgeworfen. Die Deutschen fluteten 
erschöpft und unter ungeheueren Verlusten in die benachbarten Geländefalten zurück, wo fie 
stch anscheinend wieder sammelten, um einen neuen Angriff vorzubereiten. Gegen Mittag 
verstärkte stch das feindliche Feuer von neuem zu einem wahren Orkan. Trotz seiner 
Heftigkeit und Dauer und der Zerstörungskraft der feindlichen schweren Geschosse hielten 
unsere Truppen den Geschoßhagel wacker aus. Unsere Artillerie unterstützte diese Helden 
durch ihr Feuer kräftig. So verrann der ganze Tag. Bei Einbruch der Nacht ergossen 
stch die nach und nach vor unseren Stellungen angehäuften feindlichen Kolonnen in einem 
neuen Ansturm, der zwei Stunden dauerte; es gelang ihnen, stch eines Teils der Schützen 
gräben unserer vorgeschobenen Stellungen zu bemächtigen, die vom deutschen Feuer be 
strichen worden waren; aber durch die heldenhaften Anstrengungen unserer herbeigeeilten 
Reserven wurden die Deutschen abermals mit ungeheueren Verlusten zurückgeworfen. 
Der Feind behauptete nur-die Werke beim Dorfe Piple, die er mit größten An 
strengungen und Verlusten erobert hatte." 
Die Erstürmung von Godlewo, eines Kirchdorfes drei Kilometer vor der Linie 
der Forts von Kowno am 9. August 1915, schildert der Kriegsberichterstatter des „Berliner 
Tageblatts" (17. VIII. 15). Er schreibt: „Godlewo war sehr stark befestigt; neben einer 
Reihe von Etagenstellungen war auch der Ort selbst von Schützengräben durchzogen und 
durch ausgedehnte Minenfelder geschützt. Nachdem die deutsche Artillerie in einer und 
einer halben Stunde diese Stellungen unter starkes und wirkungsvolles Feuer genommen 
hatte, ging die Infanterie auf einem Raum von acht Kilometer Breite zum Angriff vor, 
während die Artillerie ihr Feuer nach vorwärts und seitwärts verlegte. Die erste Stellung 
wurde fast ohne Verluste genommen. Damit war die den Fußtruppen gestellte Aufgabe 
erfüllt; aber einmal im Zuge, ließen sie sich nicht halten, sondern stürmten weiter. Es 
kam zu drei lebhaften russischen Gegenvorstößen aus Kompiszki, aus dem Gute Kafl- 
mirszow und entlang der von Kowno nach Wirballen führenden Bahn. Auch die russische 
Artillerie griff heftig in den Kampf ein. Trotzdem drangen die deutschen Truppen immer 
weiter vor, schlugen die Russen erfolgreich zurück und nahmen große Teile von ihnen 
gefangen. Da gleichzeitig auch die Nachbarabteilungen am Südufer des Njemen und am 
Jesiaabschnitt eine lebhafte Tätigkeit entwickelten, die gleichfalls erheblichen Gelände 
gewinn zur Folge hatte, konnte am späten Abend des 9. August ein allgemeiner Fort 
schritt festgestellt werden . . . ." 
Die Beschießung derFestung Kowno hatte nach kurzem Einschießen am 8. August 
1915 begonnen und war Tag für Tag fast ohne Unterbrechung bis zur Einnahme fort-
	        
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