Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

Zusammenfassende Darstellung 
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Baranowitschi, der Kreuzungspunkt der großen Bahnlinien Moskau—Minsk— 
Brest-Litowsk und Wilna—Luniniec—Sarny—Rowno, der außerdem über Bialystok 
auch mit Warschau in unmittelbarer Verbindung steht, lag in dem Kampfabschnitt der 
Heeresgruppe des Prinzen Leopold von Bayern, die ihre Verteidigung der heimwärts 
führenden Schienenverbindungen und die Unterbrechung der unmittelbaren Verbindung 
der durch die Rokitnosümpfe getrennten russischen Heeresteile auf den Szczara-Abschnitt 
stützte, an dem bei Kraschin alle Angriffe der Russen durch Gegenstöße und flankierendes 
Eingreifen um ihre Wirkung gebracht wurden. Auch vereinzelte russische Vorstöße bei 
Nowo-Grodek und an dem im Sumpfgebiet des Pripjet gelegenen Wygonowskoje- 
see, dem Sammelbecken deS Oginskikanals, wurden abgeschlagen. Später in den Monaten 
Dezember 1915 und Januar 1916 wurde nördlich des Pripjet von den Russen mit 
ihren Jagdkommandos (Aufklärungsabteilungen aus besonders dazu geeigneten Mann 
schaften) ein Kleinkrieg geführt, der bis hinter die deutsche Front vorgetrieben, die deut 
schen Truppen stark belästigte, aber keine größeren Erfolge zu erbringen vermochte. 
Ein kühner Handstreich gelang den Russen in der Nacht vom 27. auf den 28. November 
1915 auf Newel bei Pinsk, wo sie durch die deutschen Linien schlichen und den Divi 
sionskommandeur Generalmajor Fabarius verwundet oder krank gefangen nahmen. 
Südlich der Sumpfzone drängt der russische Angriff vor allem an der Eisenbahnlinie 
Kiew—Kowel—Warschau vorwärts und konzentrierte sich am Styrübergang zwischen 
Czartorysk und Rasalowka im Operationsgebiet der Armeegruppe v. Linsingen. 
„Die Russen hatten", nach den Ausführungen von Hauptmann d. L. Friedrich Bertkau 
in der „Vosstschen Zeitung" (27. X. 15), in dem ostwärts von Czartorysk gelegenen 
Bahnhof Sarny, dem Kreuzpunkt der Bahnlinie Warschau—Kowel—Kiew und Luniniec 
—Rowno, einen vortrefflichen Sammelpunkt für ihre Reserven und die Heranführung 
neuer Kräfte. Von dort speisten sie auch ihre Angriffe im Raume des wolhynischen 
Festungsdreiecks und gegen Nowo-Aleksiniec, wo sie immer wieder die Trennung der in 
Wolhynien kämpfenden Streitkräfte von denen in Galizien versuchten." 
Im Styrabschnitt Rasalowka—Czartorysk—Kolkt war es den Russen Anfangs Oktober 
1915 zunächst gelungen, an einigen Stellen auf das westliche Ufer des Flusses vorzu 
dringen, wo sie sich festsetzten und nordwestlich Czartorysk eine brückenkopfartige Stellung 
ausbauten, um die und in deren Nähe bis Anfang November heftig und Tag für Tag 
gerungen wurde. In einem der Kämpfe, am 20. Oktober, mußte ein Teil einer der deutschen 
Divisionen vor starker Ueberlegenheit in eine rückwärtige Stellung zurückgehen. Dabei 
gingen sechs Geschütze verloren, bei denen die Bedienungsmannschaften bis zum letzten 
Augenblick wacker ausgehalten hatten. Schon am nächsten Morgen warf ein umfassender 
Gegenstoß die Russen zurück, die über 3600 Gefangene verloren und verfolgt wurden. 
Vom 10. November ab gingen die Verbündeten zu kräftigen Gegenstößen über, bemächtigten 
sich des Brückenkopfs, brachten den Russen eine Niederlage bei und warfen sie am 15. No 
vember endgültig gegen das rechte (östliche) User des Styr zurück. 
Dadurch war die Gefahr einer größeren offensiven Operation der Russen an dieser 
besonders empfindlichen Stelle, an der die russische Heeresleitung noch größere Massen 
gesichert versammeln und damit die österreichisch-ungarische Front südöstlich Kolkt be 
drohen konnte, beseitigt. „Die Schlacht in den Pripjetsümpsen reiht sich," wie Major 
F. C. Endres in der „Frankfurter Zeitung" (21. XI. 15) ausführt, „in ihrer vierwöchigen 
Dauer mit ihren unausgesetzten Frontalkämpfen, größten Strapazen und Verpflegungs 
schwierigkeiten würdig der Reihe der großen deutschen taktischen Erfolge des Weltkrieges 
an. Handelte es sich hier nur um das Reparieren einer strategisch schadhaften Stelle, 
so war darum der Erfolg nicht minder hoch einzuschätzen und das Verdienst der tapferen 
preußischen und österreichischen Divisionen, sowie der polnischen Legion, die am Nord-
	        
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