Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

Zusammenfassende Darstellung 
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Am 13. September 1915 stand also der österreichisch-ungarische Nordflügel 25 Kilometer 
nördlich Rowno, 20 Kilometer westlich der Bahn Rowno—Wilna, bereit zum Angriff 
auf diese letzte Festung der wolhynischen Gruppe, die nach Norden außer durch feld 
mäßige Befestigung nur durch ein Fort gedeckt ist. Westlich Rowno waren inzwischen 
die Angriffe am Stubiel zum Stehen gekommen, und auch in der Gegend von Dubno 
schritt der Angriff nicht vorwärts. Die Russen, die rechtzeitig die Besatzung von 
Dubno hinter die Teiche und Sümpfe der Jkwa zurückgenommen hatten, vereitelten hier 
tagelang jeden Uebergangsversuch. Wohl war es einem Jägerbataillon am 11. September 
östlich Dubno gelungen, das andere Ufer zu gewinnen, aber erst nach kräftigster Artillerie 
vorbereitung erreichten am 12 September 1915 stärkere Kräfte das Ostufer der Jkwa 
«nd konnten längs der Bahn Gelände besetzen. 
Inzwischen hatten die Russen aus der Gegend von Rowno außerordentlich starke Re 
serven herangezogen und gingen in dem ganzen Raume des Stubiel und der Jkwa am 
13. September mit großer Wucht zum Angriffe vor, ohne indes irgendwo durchbrechen 
zu können. Sowohl am Stubielabschnitt wie bei Dubno, wo die Budapester Honved- 
diviston zwischen Stubiel und Jkwa keilförmig zum Gegenangriff vorging, wurden die 
Russen unter großen Verlusten abgewiesen; aber die Abstcht der Verbündeten, die Nord 
ost- und Ostoerbindnngen der Russen zu unterbrechen und ihre Serethfront zu umfassen, 
war gleichwohl nicht zur Auswirkung gekommen, um so weniger, als das bergige und 
versumpfte Gelände ungeheuere Schwierigkeiten verursachte und es den Gegenangriffen 
der Russen am 14. September gelungen war, bei Nowo-Poczajew über die Jkwa vorzu- 
drechen und sich am jenseitigen Ufer festzusetzen. Nur Puhallo am Nordflügel vermochte 
seine gut ausgewählten Stellungen gegen alle Stürme zu halten. 
Die Folge davon war, daß der Angriff der Russen am Sereth, der in einer etwa 
80 Kilometer breiten Front zwischen Kozlow westlich Tarnopol und Tluste nördlich 
Zaleszczyki mit ungeheuerer Munitionsverschwendung vorgetragen wurde, zunächst gelang. 
Die deutschen und österreichisch ungarischen Kräfte sind nicht nur in die Verteidigung 
gedrängt, sondern auch zum Zurückgehen auf die Höhenrücken gegen die Strypa hin 
gezwungen worden. Aber einen Durchbruch vermochten die überlegenen russischen Kräfte 
auch hier nicht zu erzwingen, ja die Verbündeten konnten sich in den bis zum 18. September 
andauernden Kämpfen langsam der Serethlinie wieder nähern, wohl, weil die Russen in 
der Erkenntnis der Unmöglichkeit in Ostgalizien und an der oberen Jkwa ausschlaggebende 
Erfolge zu erringen, alle verfügbaren Kräfte zu einem neuen Vorstoß in Wolhynien 
zusammenzogen, vielleicht weil sie glaubten, daß die Oesterreicher angesichts der heftigen 
Angriffe am Sereth ihre wolhynische Front geschwächt hätten. In Paris, wo man 
den Zusammenbruch der russischen Offensive in Ostgalizien als „geniale Finte" feierte, 
auf die die Oesterreicher hereingefallen seien, herrschte bereits lauter Jubel. Gegenüber 
der so geschwächten wolhynischen Front würden die neuen russischen Vorstöße leichtes 
Spiel haben, glaubte man. 
„Allerdings hatte das Verlegen des russischen Stoßflügels nach Norden," wie F. v. B. 
in der Fortsetzung seiner Darstellung der Kämpfe im „Wolhynischen Festungsdreieck" 
im „Berliner Lokalanzeiger" (6. X. 15) ausführt, „vorübergehend eine Zurücknahme der 
Armee Puhallos hinter die Putilowka-Jkwakinie, mit Dubno als Frontstützpunkt, zur 
Folge. Der Vorstoß starker russischer Kräfte am 18. September über den Goryn nörd 
lich der Bahnlinie Rowno—Luck und die drohende Ueberflügelung des eigenen öster 
reichischen Umfassungsflügels, der sich am 12. September auf den Höhen von Diuksin, 
südlich des Goryn und nur 25 Kilometer nördlich Rowno festgesetzt hatte, gab den An 
laß zu dieser Rückzugsbewegung, die im Laufe des 19. September vom Feinde nur wenig 
gestört vollzogen wurde; dabei ging der Nordflügel aus der Sumpfniederung des Stubiel 
Bölkrkrieg. XII. 8
	        
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