Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

106 Die Ereigniss e an der O st front im dritten Kriegshalbjahr 
stöße zurückgeschlagen und am 16. August war der Angriff bis nahe an die per 
manente Fortlinie vorgetragen. Auch diese wurde durch das ausgezeichnet geleitete 
Artilleriefeuer erschüttert, worauf Infanterie zunächst Fort II, dann die gesamte Front 
linie zwischen der Jesta und dem Njemen, also den westlichen Abschnitt der Festung 
erstürmte. Im Laufe des 17. und 18. August fielen, nachdem der Njemen innerhalb 
der Fortreihe aus schnell gebauten Kriegsbrücken überschritten war, die noch gehaltenen 
Festungswerke aller Fronten auf beiden Ufern, zuletzt die südöstlichen. 20000 Gefangene, 
über 600 Geschütze und gewaltige Mengen an Waffen, Munition, Heergeräte und anderer 
Beute waren der Lohn des tapferen von dem General d. Inf. Litzmann geführten 
Armeekorps. Mit dem Fall von Kowno war die nördliche Stütze des westrussischen 
Festungsgebietes gebrochen, die Straße nach Wilna frei und die Njemenfront aufgerollt. 
Eine weitere Folge der Einnahme von Kowno und des Druckes der stetig nach Osten und 
Südosten in Richtung Wilna vorgehenden Armee Eichhorn war das Zurückweichen der 
noch im Raume zwischen Njemen und der ostpreußischen Grenze gegenüber Suwalki und 
Angustow stehenden russischen Heeresteile. Die deutschen Truppen folgten auch hier und 
erstürmten am 20. August die Stellungen bei Gudele und Seiny. Am 26. August räumten 
die Russen die kleine Festung Olita am Njemen, die die Verbindung zwischen Kowno 
und Grodno hergestellt hatte. Als dann die Reiterei der Armee Eichhorn östlich an 
Olita vorbeistreifend die Bahn Grodno—Wilna erreichte, konnte auch Grodno, das 
gleichzeitig im Westen von den Vorhuten der Armee Scholtz und im Süden von denen der 
Armee Gallwitz erreicht worden war, in Rücksicht auf die Gefahr der Einschließung, 
nicht länger gehalten werden; das um so weniger als auch das in fast unzugänglicher 
Sumpfgegend liegende Ossowiec schon am 23. August-geräumt worden war. Die 
Festung Grodno ist, dank der Schnelligkeit, mit der die deutschen Sturmtruppen die 
auf dem östlichen Ufer des Njemen liegende Stadt in heftigem Häuserkampf eroberten, 
am 2. September 1915 gefallen, nachdem in den vorausgegangenen Tagen zunächst die 
Vorstellungen, dann die Forts der Westfront erstürmt worden waren. Am 3. September 
find dann auch die von den Russen geräumten Forts der Ostfront besetzt worden. 
Nach dem Uebergang über den Narew setzten die Armee Scholtz und die süd 
östlich anschließende Armee Gallwitz in ununterbrochenen Kämpfen gegen die sich 
in stets neuen Stellungen zäh verteidigenden Russen den Vormarsch in allgemein süd 
östlicher Richtung gegen den Bug fort. Am Abend des 14. August war es General 
v. Gallwitz gelungen, mit seinem rechten Flügel den Uebergang über den Nurzec zu 
erzwingen und die russische Front zu durchbrechen; am 18. August näherten sich die 
Spitzen der Bahn Bialystok—Bielsk, aber erst am 24. August gelang es unter erbitterten 
Kämpfen über Tykocin den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Bialystok und am 25.August 
südlich davon Bielsk zu erreichen und damit die Bahnlinie von Brest-Litowsk nach 
Norden zu unterbrechen. Am 27. August waren die deutschen Truppen bis zur Stadt 
Narew gekommen, durchstießen die Waldungen östlich Bialystok und gelangten am 
2. September an die Straße, die von Alekszyce zum Swislocz nach Norden führt. 
Inzwischen war am 19. August auch die letzte und stärkste der Weichselfestungen, das 
bereits seit dem 25. Juli eingeschlossene Nowo-Georgiewsk (vgl. IX, S. 91 f. u. 118) 
gefallen. General von Beseler, der Eroberer von Antwerpen, hatte die Festung 
an der Spitze einer für die Belagerung besonders gebildeten Heeresabteilung in unwider 
stehlichem Ansturm genommen. Sechs Generale, 85000 Gefangene, 700 Geschütze und 
unübersehbares Kriegsmaterial waren den Siegern in die Hände gefallen. 
Die Heeresgruppe d es Prinzen Leop old vonBayern,deren9. Armee von Warschau 
aus am 11. August 1915 den Abschnitt der Muchawka westlich von Siedlce überschritten und 
dann Siedlce genommen hatte, war beim Vormarsch auf den mittleren Bug und auf Brest-
	        
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