Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

Zusammenfassende Darstellung 
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Auf der Seite der verbündeten Mittelmüchte erfolgte nach der Verkürzung ihrer Front 
durch die Ueberwindung der Narew- und Weichsellinie allmählich eine Vereinigung der drei 
bisher gesondert operierenden Armeegruppen der Generalseldmarschälle v. Hindenburg, Prinz 
Leopold von Bayern und v. Mackensen. Während der linke Flügel der Heeresgruppe 
von Hindenburg, die Armee v. Below, im Raume Mitau—Poniewiez stand und die 
Armee v. Eichhorn gegen Kowno operierte, war der rechte Flügel dieser Heeresgruppe 
unter dem Oberbefehl der Generale von Scholtz und von Gallwitz in breiter Front von 
nördlich Wizna, am Zusammenfluß des Narew und Bobr an den Bug vorgedrungen, und 
hatte dadurch die taktische Verbindung mit der östlich von Warschau vorrückenden 
Heeresgruppe des Prinzen Leopold von Bayern erreicht. Der linke Flügel dieser Gruppe 
reichte über Kaluczyn, südlich von Malkin, hinaus, während der rechte Flügel unter dem 
Generalobersten von Woyrsch, dessen Verband auch die ungarische Armeegruppe Köveß 
angehörte, an der Bahnlinie Jwangorod—Lukow vordringend, die Gegend von Lukow 
erreicht hatte. Dieser Eisenbahnknotenpunkt stellte das Bindeglied zwischen der Heeres 
gruppe Prinz Leopold von Bayern und der südlich davon operierenden Gruppe des 
Generalfeldmarschalls von Mackensen her, wobei die Armee des Erzherzogs Josef Fer 
dinand den Anschluß vermittelte, da sie nach der siegreichen Schlacht von Lubartow (vgl. 
IX, S. 150) mit anderen Teilen des linken Flügels der Gruppe von Mackensen gegen 
Norden in Richtung Parczew, gegen die von Lukow ausgehende Eisenbahnlinie Parczew 
—Radzyn vorgerückt war. Mit Lukow, Parczew und Wlodawa, das die Bugarmee der 
Heeresgruppe v. Mackensen in den Kämpfen vom 13. bis 17. August 1915 (vgl. IX, 
S. 148) genommen hatte, waren die wichtigsten Rückzugsstraßen der Russen nach 
Süden besetzt. 
Der weitere Vormarsch der Heeresgruppen der Mittelmächte gestaltete sich nach den 
zusammenfassenden Uebersichten der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" (25. VIII. 15 
und 9. IX. 15) folgendermaßen: 
Von der Heeresgruppe des Feldmarschalls von Hindenburg hat die 
Armee von Below zunächst östlich von Poniewiez und nördlich gegen Mitau hin 
Raum gewonnen in der Abwehr russischer Angriffe, aus der Linie Jakobstadt—Düna 
burg nach Westen, die in der Absicht unternommen worden waren, die Einschließung 
von Kowno in der Flanke zu stören. Auch südöstlich von Mitau, in der Gegend von 
Bausk und Schönberg, fanden Ende August 1915 Kämpfe statt. Vom 29. August ab ist um 
den Brückenkopf südlich Friedrichstadt an der Düna gerungen worden, der am 
3. September in deutsche Hände fiel, nachdem bereits am 2. September der Brücken 
kopf von Lennewaden erobert worden war. Ueber die Anlage und den Ausgang 
des Seegefechts im Rigaer Meerbusen am 18. bis 20. August 1915 bestehen starke 
Unterschiede in den Meldungen der beiden Heeresleitungen. Nach der deutschen hat sich 
das russische Geschwader durch den nach Norden führenden Mohnsund in den finnischen 
Meerbusen entfernt, nach der russischen ist das deutsche abgedampft. Das Gefecht war 
die erste größere Aktion des russischen Geschwaders, bei der, wie es scheint, auch englische 
Unterseeboote beteiligt waren. 
Die Armee Eichhorn schob sich seit Anfang August 1915 unter schweren Gefechten 
in höchst schwierigem, sumpfigem und Waldgelände gegen die Westfront der starken, auf 
beiden Seiten des Njemen liegenden Festung Kowno vor, hatte russische Gegenstöße sowie 
Ausfälle abgewiesen und russische, mit bekannter Geschicklichkeit angelegte befestigte Feld 
stellungen in großer Zahl erobert. Sie konnte dann vom 6. August ab den Angriff aus 
die Festung selbst beginnen, der unter dem überwältigenden Feuer schwerster Artillerie 
durch die Infanterie geschickt und erfolgreich weiter geführt wurde. Bis znm 15. August 
waren acht stark befestigte Vorstellungen genommen, immer wieder versuchte Gegen-
	        
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