Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

Vom türkischen Parlament 
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Vom türkischen Parlament 
Der Schluß der ersten Kriegstagung 
Vom 28. September bis 13. November 1915 
Nach sechseinhalbmonatlicher Pause (vgl. VIII, S. 313 f.) nahm die Kammer am 
28. September 1915 ihre Arbeiten wieder auf, um die gegenwärtige Sitzungsperiode ver- 
sassungsgemäß bis zum 13. November 1915 zu beenden. Infolge der Erkrankung des 
Präsidenten Halil-Bey führte der Vizepräsident Hussein Dschahid den Vorsitz, verlas 
unter allgemeinem Beifall die Kundgebung des Großwestrs mit dem Fetwa vom 27. März 
1915, durch das der Sultan den Beinamen „Ghazi", d. h. der Siegreiche erhält (vgl. 
VIII, S. 310), und rühmte die heldenhafte Tapferkeit der Armee in anerkennenden Worten. 
Die Sitzung der türkischen Kammer vom 5. Oktober 1915 gestaltete sich durch die 
Reden des Präsidenten Halil Bey und des Kriegsministers Vizegeneralissimus Enver Pascha 
zu einer denkwürdigen Kundgebung. Zu Beginn der Sitzung wurde ein telegraphischer 
Protest des Gemeinderats von Ad alia über die Beschießung des städtischen Spitals durch 
zwei französische Kriegsschiffe (vgl. S. 283) verlesen, worauf die Abgeordneten mit dem 
einstimmigen Ruse antworteten: „Unser Fluch über sie!" 
In seiner darauf folgenden Ansprache erinnerte der Präsident Halil Bey an seine 
Rede im Februar 1915 (vgl. VIII, S. 313) und sagte dann weiter u. a. folgendes: 
„Da wir nicht elend mit dem Kopf zur Erde leben wollen, sondern edel, wie die großen Nationen, 
empfand ich in meinen Adern das Blut Mehmed Fatihs und Selim Aavus, fühlte ich, daß ich mich, 
dank der Kraft Fatihs auf dieser Tribüne hielt, die unter dem teueren Halbmond ewig Licht über 
Stambul verbreiten wird. Dank Gott brachte dieser Krieg, der bald ein Jahr dauert, lauter Siege, 
die den Ruhm des Landes erhöhen werden. Im Augenblick der heftigen Kämpfe an den Dardanellen 
und bei Gallipoli befand ich mich in Berlin. Ich konnte dort persönlich Zeuge der Gefühle 
hoher und aufrichtiger Bewunderung sein, die bei den Verbündeten die außerordentliche 
Tapferkeit hervorrief, mit der unsere Armee die schrecklichen Angriffe abschlug, Angriffe, die der Feind 
zu Waffer und zu Land unternahm, und die an der Festigkeit unserer Armee zerschellten. Die deutsche 
Nation beglückwünschte öffentlich ihre Regierung, die in dem Augenblicke, in dem selbst die kleinsten 
Mächte uns verachteten, stolz unser Bündnis unterzeichnet hatte. Jeder Sieg, der den weltbekannten 
Kriegsruhm unserer Vorväter wieder aufleben ließ, gab auch dem Bündnis der drei Herrscher 
neue Kraft. 
Das Bündnis betrifft Verpflichtungen für eine lange Zukunft und verbindet 
durch eine aufrichtige und unveränderliche Freundschaft drei große Armeen und 
drei große Nationen. Diese verbündeten Armeen zwangen den Feind im Westen vor ihren 
Schützengräben stehen zu bleiben, sie zwangen die Russen, aus Galizien zu weichen und nahmen mit 
Heldenmut ihre zahlreichen Festungen. Sie fegten sie aus ganz Polen und wenden sich nun nach 
dem Balkan, um die Verbindung mit uns zu sichern. Die Geschütze, die an der Donau donnerten 
und während einer Pause ruhten, werden sich bald mit großer Heftigkeit aufs neue vernehmen lassen 
und einen wichtigen Abschnitt des Krieges nach dem Balkan tragen. 
Nach der Herstellung der Verbindungen, die in kurzer Zeit gesichert sein werden, wird unser Heer 
seine Pflicht auf allen Fronten noch besser und in unwiderstehlicher Art erfüllen. Vor Konstantinopel 
und den Meerengen, das Hauptkampfobjekt dieses Krieges, werden die feindlichen Hoffnungen auf 
immer in den Fluten begraben werden, um niemals wieder aufzuleben. 
Unser Nachbar Bulgarien eröffnet in der Geschichte ein neues und sehr wichtiges Kapitel. 
Es ist außer Zweifel, daß es ebenso günstig sein wird, wie das unsere. 
Das wichtigste Ergebnis dieses Krieges ist, daß von der Nordsee bis zum Indischen 
Ozean eine mächtige Gruppe geschaffen sein wird, die sich ewig gegen den 
englischen Eigennutz halten wird, der die Ursache des Verlustes von Millionen von Menschen 
leben und Milliarden von Vermögen ist, die sich weiter richtet gegen den russischen Ehrgeiz, 
gegen die französische Revanche und den italienischen Verrat. Um ein derartig glückliches 
Ergebnis zu sichern, wird die türkische Nation stolz jedes Opfer bringen."
	        
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