Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

314 Der türkische Krieg während des dritten Kriegshalbjahres 
sprünglich angenommen war, hauptsächlich wegen der bedeutend überlegenen Truppen 
des Feindes und seiner starken artilleristischen Bewaffnung. Der Rückzug in die starke 
Stellung flußabwärts sei der richtige Ausweg gewesen. 
In den nun folgenden Kämpfen gelang es den Briten wohl, ihre Stellungen bei Kut- 
el-Amara zu behaupten, doch die Osmanen, die an beiden Flügeln immer weiter aus 
holten, schlossen die Engländer immer mehr ein und legten sich bei El Gussa und Scheich- 
Saad mit starken Teilen ihres Heeres zwischen die Engländer und deren Basts. Unter 
dessen hatte General Aylmer eine Entsatzgruppe — ebenfalls eine starke Diviston — 
von Ali Gharbi 48 Kilometer von Scheich-Saad entfernt am linken Tigrisufer unter 
Führung von General Jounghusband vorgeführt, und auch am rechten Ufer gingen an 
sehnliche Kräfte unter General Kemball vor. Am 7. und 8. Januar 1916 drückte die 
Entsatzkolonne des Generals Aylmer die türkischen Truppen in blutigem Ringen bei 
Scheich-Saad gegen El Gussa zurück, doch setzte sich die türkische Streitmacht, mit der 
Hauptkraft am linken, mit Teilen am rechten Stromufer, dort abermals fest. 
Vom 13. Januar an erneuerten sich die Kämpfe. Die Kolonne des Generals Kemball aus 
dem rechten User hielt die ihr gegenüberliegende türkische Division fest, während General 
Aylmer die beiden Divisionen auf dem linken Ufer bei und am Wadi zurückdrängte. Am 
Morgen des 14. Januar berichtete General Aylmer, daß der Feind abermals zurückgehe 
und er selbst sein Hauptquartier und seine Wasservorräte an die Mündung des Wadi, 
etwa 40 Kilometer von Kut-el-Amara entfernt, verlege. Am 15. Januar meldete er, 
daß die ganze Stellung von Wadi genommen sei und daß die Nachhut des Feindes ihre 
alten Verschanzungen bei Es-Sinn, etwa 10 Kilometer von Kut-el-Amara entfernt, besetzt 
habe. „Diese Stellung erstreckte sich", nach einem Bericht der „Times" (21.1. 16), „auf 
beiden Ufern des hier fast geradeaus östlich fließenden Stromes und war, wie wir uns 
nach ihrer Einnahme im September 1915 überzeugen konnten, sehr geschickt befestigt, so 
daß einer unserer Offiziere sie für ein wahres Kunstwerk erklärte. Die Verbindungsgräben 
zogen sich meilenweit dahin, an der Nordseite des Flusses zehn Kilometer von letzterem. 
Die Entfernungen waren für Geschütze allenthalben mit Fahnen abgesteckt. Die Draht 
hindernisse wurden durch Gruben mit spitzen Pfählen wirksamer gemacht; besondere Vor 
kehrungen waren für die Beobachtung und für Tretminen getroffen." 
Am 21. Januar ist abermals zwischen Es-Sinn und Wadi ohne Entscheidung gekämpft 
worden. Trotz der schweren Verluste, die die Engländer sogar zur Einholung eines 
Waffenstillstands zur Bergung ihrer Verwundeten und Toten nötigte, konnten sie nicht 
durchdringen. In zähem Stellungskrieg verteidigten die Türken, nur einen schwachen Tag 
marsch von Kut-el-Amara entfernt, die Defilees, wobei sie durch die etwas früher als 
sonst, bereits am 23. Januar 1916 eintretende Frühjahrsüberschwemmung des Tigris 
begünstigt wurden. 
Unterdessen war auch um Kut-el-Amara heftig gekämpft worden, besonders am 24. und 
25. Dezember 1915 um den Besitz eines Forts aus der Nordseite der kleinen Halbinsel, 
auf der Kut-el-Amara liegt. Die Türken drangen verschiedene Male ein, wurden aber 
immer wieder vertrieben und schließlich zum Abzug gezwungen. Dann mußten die An 
griffe eingestellt werden, da die Ueberschwemmung des Tigris auch die Türken nötigte, 
ihre vorgeschobenen Belagerungsgräben zu räumen. Trotzdem blieb die britische Stellung 
eng umschlossen, so daß alle Versuche, der Garnison Lebensmittel zuzuführen, scheiterten 
und General Townshend seine Truppen nach Angaben des Bagdader Blattes „Sada 
Millet" bereits Anfang Januar 1916 auf halbe Brotration setzen mußte. 
Um den so dringend nötigen Entsatz der nach türkischen Angaben auf noch etwa 10000 Mann 
geschätzten Kolonne des Generals Townshend sofort nach dem Zurückgehen der Ueber 
schwemmung mit allem Nachdruck durchführen zu können, sind unausgesetzt neue Ver
	        
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