Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

262 Der türkische Krieg während des dritten Kriegshalbjahres 
Die türkischen aber auch die deutschen und österreichisch-ungarischen Zeitungen zollten 
der Tapferkeit und Selbstverleugnung der türkischen Truppen an den Dardanellen hohes Lob. 
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" (1. IX. 15) schrieb: „Die heldenhafte Ver 
teidigung ihres Landes durch die türkische Armee wird in Deutschland mit ungeteilter 
Bewunderung verfolgt. Seit Monaten bieten die Gegner Hunderttausende von Mann 
schaften aus, um den Durchbruch bei den Dardanellen zu erzwingen. Die feindlichen 
Heere gehen mit allen Kriegsmitteln reichlich ausgerüstet in den Kamps; starke Ge 
schwader unterstützen ste durch schwerste Artillerie; Angriff aus Angriff wird unter 
nommen, und das Ergebnis ist und bleibt nichts anderes als ungeheure Verluste an 
Menschenleben, die dem Ziel eines Vernichtungskrieges gegen das osmanische Reich ge 
opfert werden. Mit inniger Genugtuung erleben wir an den prächtigen Taten des 
türkischen Heeres einen abermaligen Beweis für die in Deutschland stets aufrecht 
erhaltene Ueberzeugung, daß das türkische Volk in seiner inneren Kraft ungebrochen ist 
und den hohen Berus hat, seinen Staat neuer Blüte und Kraft entgegenzusühren. Wir 
sind stolz auf unseren türkischen Bundesgenossen und sehen seinen weiteren Kämpfen in 
treuer Waffenbrüderschaft mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn in voller Zuversicht 
aus den endgültigen Erfolg entgegen." 
Kaiser Wilhelm verlieh dem Kommandeur des Dardanellenkorps, Marschall 
Liman von Sanders, den Orden Pour le mfirite und der deutsche Kronprinz 
Wilhelm richtete an den türkischen Vizegeneralisstmus und Kriegsminister Enver 
Pascha ein Telegramm, in dem er ihn zu den glänzenden Erfolgen der türkischen 
Truppen beglückwünschte und seinen Stolz auf die türkischen Kameraden und die Zu 
versicht auf den endgültigen Sieg zum Ausdruck brachte. Der Kriegsminister dankte in 
seiner Antwort dem Kronprinzen für sein Telegramm, drückte seine Bewunderung für 
die Erfolge des deutschen Heeres im Osten aus, die nur errungen werden konnten dank 
der Tapferkeit der deutschen Truppen im Westen und schloß: „Die Osmanen sind stolz 
darauf, zu den Erfolgen der Verbündeten durch ihren Widerstand an den Dardanellen 
beizutragen und hoffen, die Engländer und Franzosen bald ins Meer zu werfen." 
Die Kämpfe im September und Oktober 1915 
Die Kämpfe im September verloren nichts von ihrer Furchtbarkeit, zumal die Eng 
länder, die in der ersten Zeit auf Gallipoli ihre Truppen vor dem Feuer der Türken 
zu schonen suchten, in diesen Tagen, nach einem Bericht der „Agence Milli" (20. IX. 15), 
„eine gegenteilige Taktik annahmen. Unsere Offiziere konnten sich diese Methode der 
Engländer nicht erklären, die kein anderes Ergebnis hatte, als daß ste ihre eigenen 
Soldaten der Vernichtung preisgaben. Schließlich begriffen wir diese Strategie. Der eng 
lische Generalstab, der seine Mißerfolge der Schwierigkeit zuschob, Truppen in zerstreuten 
Teilen aus unbekanntem Gelände zu führen, änderte sein System und führte die Soldaten 
in geschloffenen Massen. Die englischen Gefangenen sagten mit Entrüstung, daß das eng 
lische Oberkommando täglich seine Taktik änderte und schließlich einen Modus annahm, 
der die Dezimierung seiner eigenen Truppen zur Folge habe." 
Aber auch die Franzosen hatten schwer zu leiden. In einem Aufsatz, betitelt „In 
der Hölle von Kerevesdere" schildert der Sonoerberichterstatter des „Petit Paristen" 
die Gewalt und Furchtbarkeit der türkischen Angriffe, sowie die außerordentlichen Leiden 
und entsetzlichen Verluste der Landungstruppen Ende September und anfangs Oktober 
1915. Er erzählt: „Es wurde Nacht. Ein kalter, aber klarer und heller Mondschein 
bestrahlte die weite Fläche; es war so hell, daß wir die Farben der Dinge unter 
scheiden konnten. „Kommen Sie", sagte der Offizier, „ich will Ihnen die Schlucht 
zeigen" ... Wir schleichen uns vor, über armseliges Strauchwerk, Gestrüpp und —
	        
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