Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

14 Der italienische Krieg während des dritten Kriegsh a lb j ah r es 
geringerer Qualität find. Die Wahrheit ist aber, daß die besten Truppen des Kaiser 
reiches gegen uns aufgestellt wurden, d. h. das Armeekorps des Tirols, dem die Kaiserjäger 
regimenter angehören, zwei Armeekorps von Bosnien und Herzegowina, die besonders 
für den Gebirgskrieg ausgebildet sind, die gesamten ungarischen Armeekorps des Erz 
herzogs Josef, das ganze Armeekorps von Graz mit seinen starken Kontingenten von 
Kärnten, Krain, Kroatien und unglücklicherweise auch der italienischen Küstengegend, 
wie auch aus andern Armeekorps und Divisionen, die zwar neugebildet, aber aus 
Truppen der ersten Linie zusammengesetzt sind. Ohne Zweifel hat Oesterreich hinter 
dieser Masse von Truppen erster Linie noch Einheiten aller Art. Aber von den 300 
Bataillonen, welche die Armeen Boroevic, Rohr und Dankl bilden, besteht nur ein 
Viertel aus Landsturmtruppen, deren Gefechtswert in einem Verteidigungskriege nicht 
viel geringer ist als derjenige der Truppen erster Linie. 
Trotzdem würde unsere Armee bereits alle diese Streitkräfte vollkommen überwältigt 
haben, wenn nicht die unerschöpflichen Hilfsquellen Deutschlands, indem 
sie dem Feinde Artillerie, Maschinengewehre, Munition und Flugzeuge fast unaufhörlich 
liefern, ihm ermöglicht hätten, einen furchtbaren Schutzwall zu schaffen. Gleichwohl 
waren die durch unseren Krieg den Oesterreichern aufgezwungenen Opfer bereits sehr 
groß. Die Rußland verschaffte Erleichterung war sehr weitgehend, was die russischen 
Behörden mit Vergnügen anerkannt haben. Sehr groß war auch die den Serben, den 
Engländern und Franzosen geleistete Hilfe, da wir verhinderten, daß bedeutende Mengen 
von österreichisch-ungarischen Truppen und Material, die von uns festgehalten oder ver 
nichtet worden sind aus den östlichen oder den südöstlichen Kriegsschauplatz geworfen 
werden konnten." 
In Wirklichkeit aber vermochte die italienische Heeresleitung, obgleich die Technik ihrer 
Angriffe vollendet war und sich die Tapferkeit der italienischen Truppen, wenn sie nicht 
zu oft vorgeführt wurden, den furchtbarsten Proben gewachsen zeigte, infolge von strate 
gischen Bedingungen, die vorauszusehen waren, nirgendwo die sehnlichst gewünschten 
Erfolge zu erringen, schreibt H. Stegemann im „Bund" (25. XI. 15 und 16.1.16). Denn 
ein Durchbruch der Jsonzostellung hätte nur in der ersten Kriegswoche Aussicht aus 
raschen Erfolg gehabt; nachdem er vielleicht infolge ungenügender Vorbereitungen oder 
gestört durch den Vorstoß der österreichisch-ungarischen Flotte in der ersten Kriegsnacht 
erst dann unternommen wurde als genügend österreichisch-ungarische Truppen und Führer an 
der seldmäßig verstärkten Grenze standen, scheiterten die italienischen Massenangriffe an der 
mustergültigen Verteidigung der österreichisch-ungarischen Defensiv-Stellungen. Die italieni 
sche Heeresleitung sah sich aus der Offensive selbst in die Defensive zurückgedrängt, die 
alle ihre Kräfte fesselte und die Abgabe von Truppen nach anderen Kriegsschauplätzen, 
nach dem Westen, nach Albanien oder Saloniki unmöglich machte, umsomehr, als die 
über 600000 Mann betragenden Verluste nur langsam ersetzt werden konnten und auch 
Munitionsmangel eintrat. Das erkannten allmählich selbst die Militärkritiker der En 
tente; wenigstens stellte „Carriere della Sera" Anfang Februar 1916 einen vollständigen 
Umschwung in der Beurteilung der italienischen Kriegsleistungen fest; man kam mehr 
und mehr zur Einsicht, daß Italien durch die Festhaltung größerer österreichisch-ungarischer 
Truppenmaffen an der Karst- und Alpenfront seinen auf den anderen Schlachtfeldern 
ringenden Verbündeten in der Tat wertvolle Unterstützung geleistet habe. 
Andererseits aber haben die heldenmütig gegen die anstürmende Uebermacht stand 
haltenden österreichisch-ungarischen Truppen durch die Fesselung großer italienischer 
Armeen und die Sicherung der strategischen rechten Flanke der Mittelmächte den 
raschen Vormarsch der verbündeten Heere in Serbien bis nach Montenegro ermöglicht, 
ja auch die Vorbedingungen zu einer aussichtsreichen Offensive der österreichisch-
	        
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