Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

158 Der italienische Krieg während des dritten Kriegsh albjahres 
Der König von Italien an der Front 
Der König von Italien bemüht sich, nach einer Mitteilung des K. u. K. Kriegspresse 
quartiers vom 21. Februar 1916, „Volkstümlichkeit und größere Beliebtheit zu erwerben. 
Obwohl der Krieg nicht so verläuft, daß der König mit der Erfüllung seines Wunsches 
rechnen kann. Nach der vierten Jsonzoschlacht soll ihn Cadorna ausdrücklich gebeten 
haben, sich die Strapazen des Krieges zu ersparen und seine Person den Gefahren nicht 
weiter auszusetzen. Doch deutet nichts daraus hin, daß der König den Rat befolgen 
will. Jedenfalls nicht solange, als er nominell das Oberkommando seiner Armee führt. 
Nun wollte der König zwar das Oberkommando an Cadorna abtreten und ihm gleich 
zeitig die Würde des Feldmarschalls verleihen. Aber Cadorna lehnte ab und bat, 
die Verleihung der Würde aufzuschieben, bis er Görz erobert hätte. Andererseits be 
hauptet man, der König wollte mit dieser Ehrung und der Beförderung Cadornas 
ihn nicht bloß der überragenden Stellung Joffres möglichst gleich stellen, sondern ihm auch 
die Verantwortung für sämtliche militärischen Mißerfolge übertragen. 
Der König trägt stets die Felduniform seiner Grenadiere und ist ständig im Haupt 
quartier, das er bis jetzt jeweils nur für ganz kurze Zeit verließ. Des Königs Wort: „Ich 
muß dort sein, wo meine Soldaten sind", wird aus folgende Weise verwirklicht: Er reist 
täglich an die Front, besichtigt die Reservetruppen und Spitäler, verteilt kleine Ge 
schenke und hat ein ganzes Wörterbuch ermunternder Worte. Er ißt an der Front die 
Mannschaftsspeise, setzt sich auf die Erde mit seinen Soldaten und unterhält sich öfters 
bis zum Einbrechen der Dunkelheit mit ihnen. Bei solchen Gelegenheiten kehrt er nicht 
zum Hauptquartier zurück, sondern verbringt die Nacht in Cormons oder Udine in ein 
fachen Häusern, von wo er gleich morgens wieder zu seinen Soldaten eilt. Will sich 
der König einen guten Tag bereiten, so besteigt er den Turm von Aquileja, um sich an 
Triest, „La cittä che attende“, zu ergötzen. Auch die Königin, Barzilai, Salandra und 
selbst General Joffre, als er als Gast im Hauptquartier weilte, mußten hinaus, um 
die unerlöste Stadt wenigstens aus der Vogelperspektive zu bewundern. Die Königin, 
der Triest bereits für den 18. August 1915 als Geburtstagsgeschenk versprochen worden 
war, habe, so wird erzählt, bei dieser Gelegenheit Tränen vergossen." 
Luigi Cadorna 
General Luigi Cadorna, der oberste Leiter der italienischen Kriegsunternehmungen, 
besaß trotz der geringen Erfolge seiner Angriffe auf die österreichisch-ungarische Front 
auch Ende 1915 noch immer das Vertrauen des italienischen Volkes. Zeugnis dafür 
legen, wie die „Kölnische Zeitung" (20. XI. 15) in einem längeren Artikel hervorhebt, 
„u. a. zwei in Italien erschienene Schriften ab, die der Darstellung seines Lebens und 
Wirkens gewidmet sind, und aus denen die römische „Tribuna" einige bemerkenswerte 
Mitteilungen macht. Die Wertschätzung des Mannes erklärt sich zum Teil schon durch 
seine Herkunft. Der jetzt etwa 60 Jahre alte General Luigi Cadorna (vgl. die Per 
sonalien VIII, S. 8; Bildnis ebenda nach S. 12) ist nämlich der Sohn des erst 1897 
verstorbenen Generals Raffaele Cadorna, der im September 1870 den Feldzug gegen 
den Kirchenstaat geleitet und, wenn auch ohne große Mühe, dem jungen Königreich 
Italien seine historische Hauptstadt erobert hat. Diese Familienüberlieferung ist auch 
ohne Zweifel mitbestimmend für die ganze Laufbahn und die Lebensziele des Sohnes 
gewesen, der sich mit Zähigkeit und rastlosem Eifer der Aufgabe gewidmet hat, das 
von seinem Vater erfolgreich fortgesetzte Werk der Abrundung des italienischen National 
staates zu vollenden und die noch „unerlösten" Provinzen zu erobern. Die „Tribuna" 
erinnert daran, daß im Feldzug 1866 der Vater die bei Udine gegen die Jsonzolinie 
stehenden Truppen befehligte, als der Friede dem weiteren Vorrücken ein Ende machte.
	        
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