Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

Von den italienischen Heerführern 
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gegnung mit Cadorna stattfand. Am Morgen des 4. September holten Cadorna und Porro den 
französischen Generalissimus in seiner Wohnung ab und begaben sich mit ihm zum König, der 
General Joffre das Militärkreuz von Savoyen verlieh. Darauf begaben sich der König und die 
Generale nach Monfalcone und besuchten dort den Herzog von Aosta in seinem Quartier sowie ver 
schiedene Punkte der Front unter feindlichem Feuer. Um 5 Uhr nachmittags kamen der König und 
seine Gäste in fünf Automobilen durch Cervignano und fuhren nach den gegen Görz vorgeschobenen 
Linien. Sonntag früh hörte General Joffre die Feldmesse, besuchte Aquileja und hatte lange Besprechungen 
mit Cadorna und Porro. Montag den 6. September morgens reisten die Franzosen über Turin zurück. 
Nach seiner Rückkehr nach Frankreich hat General Joffre ein Telegramm an General Cadorna ge 
richtet, in dem er diesem seinen Dank für die Stunden ausspricht, die er inmitten des italienischen 
Heeres verlebt hat, und ihn bittet, dem König seinen ergebenen Dank für das Wohlwollen auszu 
sprechen, das der König ihm während seines Aufenthaltes bei der italienischen Armee erwiesen habe. 
Cadorna erwiderte im Namen des Königs mit folgendem Telegramm: „Der König, der Ihnen für 
die Grüße dankt, die Sie ihm nach dem Verlassen des italienischen Bodens geschickt haben, beauf 
tragt mich, Ihnen den Ausdruck seiner größten Hochachtung zu erneuern. Meinerseits versichere ich 
Sie, daß Ihre freimütige, liebenswürdige Herzlichkeit in meiner Seele aus Gefühle trifft, die dieser 
vollkommen entsprechen. Das Erscheinen des obersten Befehlshabers der glorreichen französischen 
Armee und seiner intimsten Mitarbeiter, hinterläßt in uns allen unauslöschliche Erinnerungen, Hoch 
schätzung und warme Sympathie, die den Glauben an die gemeinsamen Ideale immer stärker werden 
läßt. Ueber die gemeinsame Grenze, die die Kräfte und Aspirationen unserer zwei Länder nicht 
trennt, sondern enger miteinander verbindet, folgen Ihnen meine Gedanken und meine brüderlichen 
Wünsche zu den prächtigen französischen Armeen, die bereits der Sieg krönt, mit der noch unerschüt 
terlichen Gewißheit des endgültigen Erfolges der alliierten Armeen." 
Der Besuch Joffres im italienischen Hauptquartier wurde von der gesamten italienischen Presse 
als ein Ereignis betrachtet, dessen Bedeutung über eine Höflichkeitsbezeugung weit hinausgehe, und 
das einer Beratung militärischer Interessen zur Erzielung eines besseren Zusammenarbeitens gegolten 
habe. Allein die „Tribuna" meint, Joffre habe lediglich den Besuch Porros im französischen Haupt 
quartier erwidern wollen. Nach anderen, französisch beeinflußten Meldungen hatte General Joffre 
vom Präsidenten Poincare nur den Auftrag erhalten, sich dem an der Front weilenden König Viktor 
Emanuel vorzustellen, der seine Absicht, zum gemeinschaftlichen Kriegsrat der Entente nach Calais 
(vgl. VII, S. 254) zu kommen, nicht habe ausführen können. 
27. bis 28. November 1915. 
Feldmarschall Lord Kitchener traf am Samstag den 27. November 1915 morgens 10^ Uhr 
im italienischen Hauptquartier ein, reiste aber bereits in der Nacht wieder ab und fuhr über Mailand, wo 
er sich am Sonntag Morgen drei Stunden lang aushielt, und Turin nach Frankreich. Lord Kitchener 
überbrachte General Cadorna das Großkreuz des Bathordens und General Porro das Großkreuz 
des Ordens von St. Michael und Georg, während er selbst vom König von Italien den Grohkordon 
der Heiligen Maurizius und Lazarus erhielt. 
Nach London zurückgekehrt, sandte Lord Kitchener am 5. Dezember 1915 General Cadorna ein 
Telegramm, in dem er der Geschicklichkeit, der Führung, dem Mut, der Zähigkeit, kurz der gesamten 
glänzenden Betätigung des italienischen Heeres Bewunderung zollt. Er habe die feste Zuversicht, 
daß der von den italienischen Soldaten bezeigte Geist zum Siege führen werde. 
General Cadorna antwortete mit folgendem Danktelegramm: „Das sehr maßgebende Urteil, das 
Sie durch Ihre Mitteilung auszusprechen die Güte hatten, ein Urteil, das die Wirksamkeit der von 
Italien gegenwärtig entwickelten militärischen Aktion anerkennt, wird von der italienischen Armee 
mit tiefer Genugtuung aufgenommen werden, da es von der höchsten britischen militärischen Persön 
lichkeit herstammt. Ich danke Ihnen für den Soldatengruß, den Sie an die italienische Armee, an 
die Offiziere meines Stabes sowie an mich selbst gerichtet haben, und erwidere ihn herzlich, glücklich 
darüber, daß ich Gelegenheit hatte, persönlich den ruhmreichen General kennen zu lernen, der die 
furchtbaren englischen Armeen zu schaffen wußte, die mit ihren Verbündeten kämpfen in der festen 
Gewißheit des schließlichen Sieges für den Triumph der Zivilisation gegen den gemeinsamen Feind." 
13. Februar 1916. 
Der französische Ministerpräsident Briand hatte auf seiner Rückfahrt von Rouen im Haupt 
quartier eine Besprechung mit König Viktor Emanuel und Cadorna.
	        
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