Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

124 Der italienische Krieg während des dritten Kri e g s h a lb j ahr es 
Spitals einzuschlagen. Die Einschläge näherten sich dem Spital immer mehr, bis um 
11 Uhr 30 Minuten vormittags die erste Granate in den Operationssaal eindrang, einen 
Sanitätsunteroffizier, sowie einen Sanitätssoldaten tötete und zwei Soldaten schwer 
verletzte. Der Saal wurde vollständig zertrümmert. Auch der Turm des Gebäudes 
mit dem Wasserreservoir, die Küche, der Offiziersraum und ein Krankensaal erhielten 
Treffer. Der Leiter des Spitals ordnete den Abtransport der Verwundeten an. Aber 
auch der Transport wurde von den Italienern unter Feuer genommen. „Es ist nur 
einem glücklichen Zufall zu verdanken," heißt es in dem Bericht aus dem K. u. K. Kriegs 
pressequartier vom 17. Dezember 1915, „daß dieser meuchlerische und die niedrigste 
Brutalität übertreffende Ueberfall keine größeren Opfer forderte. Das ganze Personal 
hat einstimmig protokollarisch ausgesagt, daß die Beschießung der Anstalt keinem Zufall 
zuzuschreiben ist, sondern mit Abficht und planmäßig durchgeführt wurde. Schließlich 
sei festgestellt, daß sich in der Nähe des Spitals weder Batterien noch militärische 
Magazine oder Truppenunterkünste befanden, durch die die Beschießung allenfalls zu 
rechtfertigen gewesen wäre." 
Allmählich gewöhnte sich die zurückgebliebene Bevölkerung an die Schrecken der un 
unterbrochenen Bombardements. Viele kehrten zurück, in den Straßen herrschte wieder 
regeres Leben; aber die Bewohner, die bis Mitte Februar 1916 130 Tote und mehr als 
500 Verwundete an Frauen, Greisen und Kindern zu beklagen hatten, lebten jetzt nicht 
mehr in den Häusern, sondern in den Kellern. 
Und nicht nur die Bürger, auch die Stadtverwaltung hat sich in die Keller zurückgezogen. 
Der Bezirkshauptmann Baron Baum, der erste Zivilbeamte der Stadt, hat Emil 
Szomory, der Anfang Februar 1916 Görz besuchte, nach seinem Bericht im „Berliner 
Tageblatt" (18. II. 16) berichtet: „Der materielle Schaden beträgt bis heute zwanzig 
Millionen Kronen. Trotz des ewigen Schießens arbeiten wir aber fleißig und sind be 
strebt, das Leben inmitten des Bombardements erträglich zu machen. Die Straßen werden 
nach Möglichkeit passierbar gehalten, die Trümmerhaufen weggeschafft. Wir setzen auch die 
zerstörte Wasserleitung wieder in Betrieb. Unsere Beköstigung übernahm Triest, es ver 
sieht uns brüderlich mit allem, denn wir haben leider nichts und sind unser noch immer 
elftausend, die das angebetete Görz nicht verlassen und eher sterben wollen. Das Militär 
hilft uns bei der Bebauung der Erde. Außer den Schulen funktioniert alles gut. Wir haben 
elektrisches Licht, Wasserleitung, Post, Bahnverkehr, beinahe bis an die Stadt Görz; in 
den Aemtern wird gearbeitet, selbst das Gericht verhandelt. Militär steht der Zivil- 
verwaltung liebevoll bei, die Wiener Feuerwehr leistet uns ausgezeichnete Polizei 
dienste. Das Verhalten des Publikums ist ausgezeichnet, auch nicht die kleinste Aus 
schreitung kommt vor. Italienische Flieger werfen öfter Drucksachen ab, in denen es 
heißt: Berlin, Wien, Budapest hungerten, täglich käme es zu Demonstrationen. Ein in 
Paris gedrucktes Pamphlet, betitelt „Feldpost", besaßt sich ausschließlich mit Deutschland, 
beteuert, daß es nunmehr dort fleischlose und brotlose Tage gebe; die Händler würden 
dort scharenweise wegen Lieferungsschwindel eingesperrt, weil sie vergiftete Konserven 
erzeugten. Wir lachen über diesen Blödsinn." Es scheint aber, die Erlöser geben sich 
mit der Niedermachung von Görz nicht zufrieden; jetzt kommen die Nachbardörfer 
daran. Pevma ist bereits ein Schutthaufen, Al Ponte steht in Flammen, das liebliche 
Salcano, das stille Vertoiba wurden bombardiert. Ein Schadenprotokoll aufzunehmen 
wäre aber zwecklos, da der Schaden täglich zunimmt." 
Der „Corriere della Sera" (20. XI. 15) versuchte das Bombardement der Stadt Görz 
in einem redaktionellen Artikel zu rechtfertigen, in dem er auf die nach den Meldungen 
Cadornas (vgl. S. 94 f.) in der Stadt und in ihrer Umgebung aufgestellten feindlichen 
Batterien hinweist. Nur schweren Herzens habe sich der Generalstab entschlossen, die
	        
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