Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

D i e Winterkämpfe am Jsonzo 
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Aus der italienischen Meldung Nr. 180: Am Jsonzo dauerte gestern der Kampf mit 
wachsender Erbitterung auf der Erhöhung an, die gebildet wird durch die niederen Hügel von 
Pevma, Oslavija und Punkt 188 und sich gegen Görz und zwischen Podgora und Sabotino ab 
flacht. Der Feind unternahm eine hartnäckige Gegenoffensive zu dem Zweck, die in dieser Gegend 
verlorenen Stellungen wieder zu gewinnen. Die Gegenangriffe, die vom heftigen Trommelfeuer 
einer zahlreichen Artillerie eingeleitet und begleitet wurden, erreichten auf den Höhen nordöstlich von 
Oslavija besondere Heftigkeit. Mehrmals drang der Gegner in die von uns eroberten Linien ein. 
Cr wurde aber im Verlaufe verzweifelter Handgemenge stets zurückgeworfen. Unsere tapferen Truppen, 
besonders diejenigen der vierten Division, gaben nicht einen Zoll des blutgetränkten Bodens 
auf. Mehrmals stürzten sie sich mit dem Bajonett auf den Feind, brachten diesem große Verluste 
bei und machten 89 Gefangene, darunter vier Offiziere. Auf dem Karst ergriffen die Unsrigen, nach 
dem sie vier Nachtangriffe zurückgewiesen, überall wieder die Offensive und erzielten neue Fort 
schritte zwischen den Gipfeln des Monte San Michele. Gegen San Martino haben wir 
einen starken Schanzengraben auf der Stelle, die „Isolierter Baum" genannt wird, erstürmt und 
dem Feind 202 Gefangene, worunter vier Offiziere, ein Geschütz und zwei Maschinengewehre, einen 
Bombenwerfer, Waffen und Munition abgenommen. 
23. November 1915. 
Die großen Kämpfe um den Görzer Brückenkopf und am Rande der Hochfläche von Doberdo dauern 
fort. Mehrere Angriffe starker feindlicher Kräfte auf die Podgora wurden blutig abgeschlagen. 
Auch bei Pevma und Oslavija hielten sich unsere Truppen gegen alle Stürme; vielfach fand 
der Kampf auch Nachts kein Ende. Die Beschießung der Stadt Görz in der Zeit vom 18. 
bis zum 21. November hat wieder erhebliche Verluste an Menschenleben und bedeutende Schäden 
verursacht; 20 Zivilpersonen wurden getötet, 30 verwundet, 46 Gebäude vollkommen zerstört, 250 stark, 
600 leicht beschädigt. Gestern warfen die Italiener abermals einige hundert schwere Bomben in die 
Stadt. Auf der Hochfläche von Doberdo gelang es dem Feinde, unsere Front südwestlich des 
MonteSanMichele vorübergehend bis an den Westrand von SanMartino zurückzudrängen; 
ein Nachtangriff ungarischer und kärntnerischer Truppen brachte die ursprüngliche Stellung wieder 
vollständig in unseren Besitz. Mehrere Stürme der Italiener östlich Selz stießen auf das steierische 
Infanterieregiment Graf Beck Nr. 47, das seine Stellungen zweimal durch Feuer, ein drittesmal im 
Handgemenge fest behauptete. Nördlich des Görzer Brückenkopfes wiederholten sich die üblichen Vor 
stöße des Feindes mit dem gewohnten Mißerfolg. 
In letzter Zeit s uchen die — allgemein zugänglichen — Presseberichtederitalienischenobersten 
Heeresleitung auffallend viel über Erfolge zu sagen. Dem gegenüber sei heute, ein halbes Jahr nach 
der Kriegserklärung unseres einstigen Bundesgenossen, mit aller Deutlichkeit festgestellt, daß wir die zu 
Beginn des Krieges gewählte Verteidigungsfront allenthalben, am Jsonzo nun schon in der vierten 
Schlacht, siegreich behaupten. Seit Beginn der Kämpfe im Südwesten vermochte der Feind sich nicht 
einmal jenen Zielen zu nähern, die er im ersten Anlauf zu erreichen hoffte; wohl aber hat ihn der 
Krieg an Toten und Verwundeten bereits eine halbe Million Männer gekostet. 
Aus der italienischen Meldung Nro. 181. Spätere Berichte über die Kämpfe am 20. 
und 21. November zur Eroberung der Höhe nordöstlich von Oslavija heben ihre Bedeutung und 
ihre gräßliche Erbitterung hervor. Mit den Truppen der 4. Division Gareggio wetteiferte die Grenadier 
brigade von Sardinien an Kampfesmut und Tapferkeit beim Sturm, an Zähigkeit und Widerstandskraft 
im Aufhalten der heftigen, unaufhörlichen Offensivstöße des Gegners. Gestern fanden in diesem Ab 
schnitt der Front keine weitern fühlbaren feindlichen Gegenangriffe statt; der Tag verging in ver 
hältnismäßiger Ruhe, so daß unsere Truppen die eroberten Stellungen verstärken konnten. Auf dem 
Kalvarienberge westlich von Görz wurde unser Angriff fortgesetzt, die Höhe erreicht und trotz 
dem Wüten des konzentrierten Feuers der feindlichen Artillerie behauptet. 
Auf dem Karst ist der Kampf, nachdem in der Nacht schwache Ueberfälle des Gegners zurück 
gewiesen worden waren, am Morgen auf beiden Seiten mit Kraft wieder aufgenommen worden. Es 
wurde eine starke Verschanzung in der Nähe der Kirche von San Martino bei Carso erobert. 
Im ganzen wurden am gestrigen Tage 93 Gefangene gemacht, darunter sieben Offiziere. 
24. November 1915. 
Der Görzer Brückenkopf stand zwar auch gestern unter lebhaftem Geschütz- und Minenwerfer 
feuer, in den Jnfanteriekämpfen trat jedoch eine Pause ein, da die Italiener nicht angriffen. Um 
Völkerkrieg. XI. 7
	        
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